Blackys Fazit: "Sehr enttäuscht"

Von Sebastian Conrad / Christian "Blacky" Schwarzer
Heiner Brand und das DHB-Team haben das letzte Spiel gegen Argentinien gewonnen
© ergo

Christian Schwarzer, Handballweltmeister von 2007, beobachtet gemeinsam mit Sportmoderator Sebastian Conrad für SPOX die WM in Schweden. Täglich lesen Sie an dieser Stelle aktuelle Informationen rund um die deutsche Mannschaft. "Blacky und Conrad" kommentieren für SPOX täglich live die Ereignisse in Schweden.

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Vor nur 1000 Zuschauern hat die deutsche Handballnationalmannschaft mit Glück ihre fünfte Turnierniederlage verhindert. Nach zwei Verlängerungen rettete sich das Team von Heiner Brand mit einem schmeichelhaften 40:35 (31:31, 27:27, 13:12) gegen Argentinien über die Ziellinie und verabschiedete sich mit Platz elf von der WM in Schweden. Es ist die schlechteste WM-Platzierung einer deutschen Mannschaft seit 73 Jahren.

Beste deutsche Werfer waren Uwe Gensheimer (9/1) und Holger Glandorf (9). Insgesamt spielte die deutsche Mannschaft 28 Minuten in Unterzahl. Erst nach seiner Rückkehr nach Deutschland will Brand über seine Zukunft als Bundestrainer entscheiden: "Die Partie gegen Argentinien hat nichts mit meiner Zukunft zu tun", sagte Brand bereits vor dem Anpfiff. Er werde zu gegebener Zeit die Öffentlichkeit über seine Entscheidung informieren.

Conrad: Blacky, die WM ist für die DHB-Auswahl gelaufen. Es ist der Zeitpunkt gekommen, ein Fazit zu ziehen. Daher möchte ich Dich bitten, die folgenden Sätze entsprechend Deiner Einschätzung zu vervollständigen: Die deutsche Mannschaft hat bei dieser WM...

Blacky: ... leider nicht das gezeigt, was man von ihr erwarten konnte. Das Minimalziel, die Qualifikation für ein vorolympisches Turnier, hätten wir erreichen müssen. Das Abschneiden unserer Mannschaft hat mich sehr enttäuscht.

Conrad: Wenn ich Herren-Bundestrainer wäre, würde ich...

Blacky: ...mir sehr schnell Gedanken darüber machen, wie wir aus dem vorhandenen Loch wieder herauskommen. Wir dürfen keine Zeit verlieren und müssen schnell unsere Lehren aus der Misere ziehen. Nur so haben wir noch eine kleine Chance, auf den Zug für ein olympisches Qualifikationsturnier aufzuspringen.

Conrad: Das Kernproblem bei dieser WM war...

Blacky: ...die Konstanz. Wir haben extreme Ausschläge nach oben und nach unten gesehen. Insbesondere die Niederlagen gegen Ungarn und Norwegen haben, nach dem guten Spiel gegen Island, deutlich gemacht, welche Leistungsschwankungen vorhanden sind.

Conrad: Der Kapitän Pascal Hens hat...

Blacky: ...sportlich nicht überzeugen können. Pascal war zu sehr mit sich beschäftigt und konnte sich daher weniger um die Belange der Mannschaft kümmern.

Conrad: Die Vorbereitung auf die WM war....

Blacky: ...viel zu kurz. Man hat gesehen, dass es an Automatismen gefehlt hat. Oftmals sind es Kleinigkeiten, die man durch eine längere Vorbereitungszeit deutlich verbessern kann. Der eine Schritt oder die Selbstverständlichkeit in bestimmten Spielsituationen können hierbei den entscheidenden Unterschied ausmachen.

Conrad: Positive Erkenntnisse dieser WM sind...

Blacky: ...die Leistungen unserer Torhüter. Sie muss man weitestgehend von der Kritik ausnehmen. Debütanten wie Adrian, Jakob oder Patrick haben über weite Strecken des Turniers einen guten Job gemacht. Bei ihrer ersten WM kann man nicht mehr erwarten. Die anderen Spieler haben zumindest gegen Ägypten, Island und 50 Minuten gegen Spanien gezeigt, dass mit ihnen eine bessere WM-Platzierung möglich gewesen wäre.

Conrad: Persönlich bin ich von unserer Mannschaft bei dieser WM...

Blacky: ...einfach enttäuscht. Sie hat über weite Strecken die typischen deutschen Tugenden, die uns in der Vergangenheit ausgezeichnet haben, vermissen lassen.

Conrad: Gegen Norwegen haben wir als Team...

Blacky: ...komplett versagt. Wir sind unter der Last, dass wir dieses Spiel unbedingt gewinnen mussten, zusammengebrochen. Es war ein echter Blackout.

Conrad: Wenn DHB- Präsident Ulrich Strombach einen Nachfolger für den Posten des Herren-Bundestrainers suchen würde...

Blacky: ...würde ich ihm sagen, dass wir derzeit den besten Bundestrainer haben. Ich selbst mache mir diesbezüglich keine Gedanken, da ich mit meiner Aufgabe als Jugendkoordinator sehr zufrieden bin.

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