Kaymer oder Westwood: Wer stürzt den Tiger?

SID
Martin Kaymer bei seinem letzten Turnier in Southampton auf den Bermuda-Inseln
© Getty

Martin Kaymer oder Lee Westwood? Einer von beiden wird am Wochenende die Regentschaft von Tiger Woods an der Spitze der Weltrangliste zumindest vorläufig beenden.

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Im Spiel mit dem kleinen Golfball steht Großes bevor: Martin Kaymer oder Lee Westwood - wer stürzt den Tiger vom Thron? Dass die Regentschaft von Tiger Woods nach 282 Wochen am Stück und 624 Wochen insgesamt am kommenden Montag beendet sein wird, steht bereits fest. Doch wer als Nachfolger des privat gestrauchelten US-Superstars künftig die Golfwelt regiert, ist noch offen.

Die besten Trümpfe hält Martin Kaymer in der Hand. Der 25-Jährige aus Mettmann geht ab Donnerstag beim Andalucia Masters in Valderrama an den Abschlag und kann dort in die Fußstapfen von Bernhard Langer treten. Der Anhausener war nach dem ersten seiner beiden US-Masters-Erfolge 1985 die erste Nummer eins überhaupt.

Kaymer muss in Valderrama mindestens Zweiter werden

Im undurchsichtigen Rechenspiel um Quotienten, Durchschnittspunkte und Streichergebnisse hat seit 24 Jahren Ian Barker wohl als einer der wenigen den Durchblick. Der Brite ist bei der Europa-Tour zuständig für die Erstellung des Rankings. Und Barker erklärt zweifelsfrei: "Wenn Martin in Valderrama mindestens Zweiter wird, ist er die neue Nummer eins."

Falls Kaymer diese Chance nicht nutzen kann, schlägt die Stunde des Lee Westwood. Der 37 Jahre alte Engländer laboriert derzeit an einer hartnäckigen Wadenverletzung und wird deshalb ebenso wenig spielen wie Tiger Woods, der erst in der Woche darauf bei der World Golf Championship in Shanghai wieder ins Geschehen eingreift. Da Woods jedoch in dieser Woche mehr Punkte verliert als Westwood, würde er auf jeden Fall von diesem überflügelt. "Damit hätte Lee mehr Durchschnittspunkte als Tiger", bestätigte Barker.

Woods nimmt den Kampf um seine Nachfolge gelassen zur Kenntnis. "Viel wichtiger ist es mir, endlich mein Spiel wiederzufinden. Und das wird mir schon bald gelingen, ich bin auf einem guten Weg", sagte der Kalifornier, der das Ranking seit dem 12. Juni 2005 ununterbrochen anführt. Insgesamt erlebt Woods derzeit seine 623. Woche als Nummer eins. Zum Vergleich: Die Rekordhalter im Tennis sind Pete Sampras (insgesamt 286 Wochen) und Steffi Graf (377).

Kaymer bleibt bescheiden und hat nur das nächste Turnier im Fokus

Von den Spekulationen um seine mögliche Thronbesteigung will sich Martin Kaymer jedoch nicht vom Erfolgsweg abbringen lassen. "Der Gedanke daran spielt in meiner Turniervorbereitung derzeit keine Rolle", sagte der Rheinländer dem SID und fügte bescheiden an: "Ich wollte mich in diesem Jahr weiter verbessern, das ist mir gelungen. Ich habe hoffentlich noch viele Karriere-Jahre vor mir und möchte mich auf lange Sicht in der Weltspitze etablieren."

Deutlich zuviel Understatement für einen, der die Golfwelt innerhalb von nur vier Jahren kräftig aufgemischt hat. Die Nummer eins würde für ihn ein Jahr krönen, das er in dieser Form nicht erwartet hatte. Vier Saisonsiege, darunter bei der US-PGA-Championship in Kohler/Wisconsin der Gewinn seines ersten Majors, und der Triumph mit dem europäischen Ryder-Cup-Team gegen die USA waren die Höhepunkte.

Bernhard Langer hatte diese Entwicklung bereits geahnt. "Er wird die zukünftige Nummer eins. Martins Entwicklung schreitet immer weiter voran, er hat den richtigen Kopf auf den Schultern und nimmt seinen Beruf ernst", hatte Langer vor dem Ryder Cup dem SID prophezeit. Dass es so schnell gehen könnte, hätte aber wohl auch Langer nicht gedacht.

Kaymer in der Weltrangliste auf Platz drei