Der pure Masters-Wahnsinn!

Von SPOX
Tiger Woods hat vor der Finalrunde ein Problem: Vor ihm liegen zwei der besten Spieler der Welt
© Getty

Der dritte Tag in Augusta hätte nicht sensationeller verlaufen können. Tiger Woods wandelte mit seinen Schlägen zwischen Himmel und Hölle, Phil Mickelson verzauberte die Fans mit dem Schlag des Turniers - und ganz an der Spitze liegt nach wie vor ein Engländer. Es ist alles für eine dramatische Finalrunde angerichtet.

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Wer aus irgendwelchen Gründen die dritte Masters-Runde nicht verfolgen konnte, hat einen der actionreichsten Tage der Geschichte verpasst. Die Stimmung im Augusta National Golf Club war atemberaubend.

Vor allem eine etwa 30 Minuten andauernde Phase am Nachmittag war der pure Masters-Wahnsinn. Eine ganze Reihe von Traumschlägen sorgte für laute Jubelstürme, die überall auf der Anlage zu hören waren.

Mickelson läuft heiß

Da war zum einen die Geschichte des Phil Mickelson. Dieser hatte mit drei Birdies und zwei Bogeys bis zur 13. Spielbahn eine gute Runde gespielt, aber auch nicht mehr. Doch dann nahm der Wahnsinn seinen Lauf.

Zuerst spielte Mickelson ein Eagle an der 13, das kommt schon des Öfteren vor, aber dann legte er an der 14 gleich ein weiteres Eagle nach, als er seinen zweiten Schlag aus etwa 125 Metern Entfernung spektakulär einlochte. Es war der Schlag des Turniers.

Mickelson war jetzt heiß gelaufen und feuerte auch an der 15 seinen dritten Schlag mit einem Wedge zum nächsten Birdie tot an die Fahne - fünf unter Par für drei Löcher, es herrschte mal wieder Phil-Mania in Augusta!

Mickelson top - aber Westwood bleibt vorne

Der zweimalige Masters-Champion musste an der 17 zwar noch ein Bogey hinnehmen, rettete aber dann mit einem genialen, typischen Mickelson-Flopshot an der 18 noch sein Par und brachte so eine formidable 67 ins Clubhaus.

"So gut habe ich schon lange nicht mehr gespielt. Ich liebe dieses Turnier mehr als jedes andere, ich habe jetzt alle Chancen auf den Sieg und freue mich wahnsinnig auf die Finalrunde", sagte Mickelson, der sich auf einen Gesamtscore von elf unter Par verbesserte.

Damit geht "Lefty" mit einem Schlag Rückstand auf den führenden Lee Westwood in die Finalrunde. Der Engländer überzeugte wie schon an den ersten beiden Tagen mit seinem unglaublich präzisen Spiel. Dank einer 68 hat er als einziger Spieler im Feld jetzt drei Runden in den 60ern auf dem Konto - und damit liegt er bei zwölf unter Par völlig verdient an der Spitze. "Ich glaube, dass ich bereit bin für den Sieg", sagte Westwood selbstbewusst.

Woods mit vielen Fehlern

Für mindestens ebenso viel Drama wie Mickelson sorgte am Moving-Day auch Tiger Woods. Nachdem der Weltranglisten-Erste bei seinem Comeback auf der Tour an den ersten beiden Tagen mit einem überragenden langen Spiel beeindruck hatte, machte er in Runde drei schon viel eher den Einruck eines Spieler, der 144 Tage kein Turnier gespielt hat.

Woods kämpfte den ganzen Tag mit seinem Schwung und machte reihenweise grauenvolle Schläge. Seinen Abschlag an der 17 verzog er beispielsweise so weit nach rechts, dass er vom benachbarten Fairway einen irren 90-Grad-Hook versuchte, um irgendwie wieder in Richtung Grün zu kommen. Das Resultat war ein Bogey.

Da Woods auch auf den Grüns schwächelte und sich mehrere Dreiputts leistete, standen am Ende fünf Bogeys auf der Scorekarte. Tiger wäre aber nicht Tiger, wenn er nicht wie kein anderer Spieler in der Geschichte in der Lage wäre, auch an einem schlechten Tag seinen Score zusammenzuhalten.

Woods mit einem Traumschlag an der 18

Auch weil er zwischendurch immer wieder absolut fantastische Schläge auspackte. So nagelte er seinen zweiten Schlag an der 18 zu seinem insgesamt siebten Birdie des Tages an den Stock. 7 Birdies, 5 Bogeys - es war eine wilde Runde, aber am Ende stand eine gute 70 zu Buche. Das ist alles, was zählt.

"Ich hatte schon beim Aufwärmen Probleme und habe den ganzen Tag gekämpft. Es war ein harter Tag für mich, aber ich wollte mir für die Finalrunde eine Chance geben, das habe ich geschafft", sagte Woods, der bei einem Gesamtscore von acht unter Par gemeinsam mit seinem in dieser Woche ständigen Flight-Partner K.J. Choi (KOR/70) auf dem dritten Rang liegt.

Einen Schlag hinter Woods und Choi folgt der 50-jährige Fred Couples, der dank eines Birdie-Eagle-Runs an der 14 und 15 eine tolle 68 spielte und auch noch nicht abzuschreiben ist. Das gleiche gilt für Choi, den niemand auf der Rechnung zu haben scheint, der das Turnier aber auf jeden Fall gewinnen könnte. Auch wenn sich die Fans in den USA sicher einen anderen Champion wünschen.

Statistik spricht gegen Woods

Es verspricht so oder so ein an Dramatik kaum zu überbietender Finaltag zu werden. Die Nummer vier der Welt führt vor der Nummer drei und der Nummer eins - besser geht es kaum. Wer sich das Grüne Jackett holen wird?

Westwood ist es aufgrund seiner unbestrittenen Klasse auf der einen Seite zuzutrauen, dass er seinen ersten Major-Sieg feiert, auf der anderen Seite ist er dafür bekannt, in Finalrunden bei Majors die wichtigen Putts nicht zu machen.

Es deutet vieles auf einen Triumph von Mickelson hin. Woods hat zwar nur vier Schläge Rückstand auf Westwood und drei Schläge Rückstand auf Mickelson, aber die Statistik spricht eindeutig gegen ihn.

15 Mal hatte Woods in seiner Karriere bei einem Major nach 54 Löchern die Führung inne (alleine oder geteilt), 14 Mal hat er in der Folge gewonnen. Liegt er nach drei Runden nicht vorne, ist seine Bilanz erschreckend: 0-35. Das muss aber nicht heißen, dass er es nicht zum ersten Mal schaffen kann, einen Comeback-Sieg zu landen. Comeback-Sieg beim Comeback? Wäre ja schon irgendwie passend.

Tag 2: Woods in Lauerstellung - Kaymer und Langer raus