Die Suche nach dem Weg nach oben

Von Adrian Bohrdt
Wo geht der Weg hin? Drei Niederlagen in Folge waren ein Dämpfer für Augsburg
© Getty

Als Aufstiegskandidat gestartet, steht der FC Augsburg im Niemandsland der Zweiten Liga. Gründe für den Absturz gibt es viele, Lösungen dagegen bislang noch nicht. Bei den Verantwortlichen macht man sich Sorgen.

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Auf die Binsenweisheit "The trend is your friend" dürften sie in Augsburg derzeit nicht allzu viel geben. Nachdem der FCA in der letzten Saison den Aufstieg erst in der Relegation verpasste, gingen die Schwaben durchaus optimistisch in die neue Spielzeit - zuletzt musste man allerdings die dritte Niederlage in Folge hinnehmen.

Neben Bundesliga-Absteiger Hertha BSC galten die Augsburger vor der Saison als einer der großen Favoriten auf die Plätze eins und zwei, die zum Aufstieg berechtigen. Es wäre der erste in der Vereinsgeschichte des aktuellen Bayernliga-Rekordmeisters.

Der Start verlief zunächst auch vielversprechend. Nach vier Spielen stand Augsburg mit zehn Punkten an der Tabellenspitze.

Was folgte, war eine kleine Negativserie, die, eben weil dadurch der aktuelle Trend nach unten zeigt, beim ambitionierten FCA die Alarmglocken schrillen lässt. "Bei nur einem Punkt aus vier Spielen gibt es natürlich Kritik und Fragen. Wir sind ja selbst enttäuscht", gibt Manager Andreas Rettig zu.

Drei Niederlagen in Folge

Drei Pleiten, drei verschiedene Erklärungen: Beim 0:1 in Duisburg wirkte das Team von Trainer Jos Luhukay ob zahlreicher Personalwechsel und einer Systemumstellung verunsichert, das 1:2 gegen 1860 München war die Folge erschreckender Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor und bei der 2:3-Pleite in Aue gab der FCA das Spiel trotz Führung völlig unnötig aus der Hand.

Nach der Partie analysierte Luhukay treffend: "Wir sind momentan in einer richtig schwierigen Phase. Wenn wir nicht aufpassen, geht der Weg nicht nach oben, sondern nach unten. Wir machen im Moment entscheidende Fehler."

Abhängig von Thurk

Der Blick in Augsburg richtet sich derzeit also nach unten, dabei ist bei nur sechs Punkten Rückstand auf Platz zwei noch längst nichts verloren und der angepeilte Aufstieg nach wie vor in Reichweite, zumal Augsburg auch im letzten Jahr nach sieben Spielen nur zehn Punkte auf dem Konto hatte.

Dennoch sind die Schwierigkeiten, die der FCA in der aktuellen Saison hat, nicht zu übersehen. Die Defensive war bereits im letzten Jahr die Problemzone, jetzt werden die Schwächen in diesem Bereich wieder deutlich. 40 Gegentore setzte es in der vergangenen Spielzeit, in dieser nach sieben Spielen schon neun, davon sechs in den letzten drei Spielen.

Auch in der Offensive läuft es noch nicht, viel hängt von der Tagesform von Topstürmer Michael Thurk ab.

Abwehr: Schwachpunkt in der Mitte

Die Probleme in der Defensive liegen dabei hauptsächlich im Zentrum und fangen schon vor der Abwehr, nämlich im defensiven Mittelfeld an. Dort wiegen die Ausfälle von Lukas Sinkiewicz (Innenbandriss im Knie) und Andrew Sinkala besonders schlimm. Der 31-Jährige laboriert nach wie vor an einem Knorpelschaden im Knie und muss jetzt doch operiert werden, die Hinrunde ist für ihn beendet.

Somit lastet im Spiel noch mehr Druck auf der Innenverteidigung. Die hat sich allerdings noch nicht gefunden, weder was die Form noch was das Personal angeht. Kapitän Uwe Möhrle ist gesetzt, daneben kamen Kees Kwakman und Neuzugang Gibril Sankoh abwechselnd zum Einsatz. Konstanz lieferte noch kein Innenverteidiger-Duo.

Die größte Schwachstelle in der FCA-Defensive lässte sich auch mit Zahlen untermauern. Neun Gegentore kassierte Augsburg in der laufenden Saison, davon fielen fünf aus dem Spiel heraus durch die Mitte und zwei per Ecke. Belege für die Schwäche im Abwehrzentrum. Dazu kommt ein Elfmeter und ein Tor nach eine Flanke.

Hinzu kommt ein weiterer Ausfall: Rechtsverteidiger Dominik Reinhardt fällt nach seiner Knie-OP noch bis zur Rückrunde aus, was sich in den letzten vier Spielen besonders in der Offensive bemerkbar machte. Kein Tor wurde in diesem Zeitraum über die rechte Seite eingeleitet, das Spiel nach vorne über rechts stockt.

In der Offensive stechen die Asse nicht

Letztes Jahr waren Ibrahima Traore und Marcel Ndjeng die beiden Offensivwaffen beim FCA. Der Flügelzange gelangen in der vergangenen Saison zusammen 14 Tore und 24 Vorlagen. Dieses Jahr sind beide überhaupt noch nicht in Form.

Bei Ndjeng ging das so weit, dass er in Aue nicht einmal mehr im Kader stand. Traore wird nachgesagt, dass er seinen Sommer-Flirt mit dem VfB Stuttgart noch im Kopf habe und nicht auf die zweite Liga konzentriert sei. Zuverlässig Tore erzielt derzeit nur Michael Thurk, der in sieben Spielen vier Treffer und einen Assist beisteuerte.

An seiner Seite durften sich bereits Torsten Oehrl(zwei Tore), Stephan Hain (ohne Tor) und Nando Rafael(zwei Tore) versuchen. Bislang recht erfolglos.

Durchhalten bis zur Winterpause

Die Probleme in Angriff und Abwehr sind aber nicht die einzigen Gründe für die aktuelle Pleitenserie.

"Wir sind ganz klar Risiko gegangen diese Saison. Aber wir wollten eben nur Geld ausgeben, das wir auch haben", bezog Rettig zur Kritik am vermeintlich zu dünnen Kader Stellung. "Wir müssen ruhig bleiben und sehen, dass wir in den Winter kommen mit der Mannschaft."

18 gesunde Profis stehen derzeit nur zur Verfügung, die personell schwerwiegenden Ausfälle sind nicht zu kompensieren. Dabei gibt es aber einen kleinen Lichtblick für Luhukay.

Unter der Woche erzielte U-20-Nationalspieler Sören Bertram bei seinem Debüt das 1:0-Führungstor gegen die Schweiz (Endstand 2:0). Der Youngster gab gleich die Parole für seinen FCA aus: "Wir dürfen den Kontakt zu den vorderen Vereinen nicht abreißen lassen."

Luhukay: "Jetzt sind alle gefragt"

Luhukay will die Probleme jetzt offen ansprechen und hart mit der Mannschaft arbeiten. Sechs intensive Laufeinheiten standen diese Woche in drei Tagen auf dem Programm. Gegen Schlusslicht Düsseldorf soll endlich die Wende her.

Luhukay: "Wir stecken nach drei Niederlagen in Folge in einer schwierigen Phase, aber wir werden wieder aufstehen und die Ärmel hochkrämplen. Jetzt sind alle gefragt. In Düsseldorf müssen wir wieder über uns hinauswachsen."

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