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Katar: Ungezahlte Löhne bleiben größtes Problem der Arbeiter

SID
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Nicht gezahlte Löhne bleiben für die vielen Gastarbeiter in Katar das größte Problem. Die Anzahl der Beschwerden verdoppelte sich innerhalb eines Jahres auf 34.425, wie die Internationale Arbeitsorganisation ILO der Vereinten Nationen am Dienstag kurz vor der WM bekannt gab. Die gestiegene Zahl ist auch die Folge einer neuen Online-Plattform, auf der sich die Arbeiter melden können.

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"Die meisten Beschwerden betreffen nicht gezahlte Löhne oder Entlassungsgelder sowie einen nicht gewährten oder nicht ausgezahlten Jahresurlaub", heißt es in dem Bericht. 10.500 Fälle seien vor einem Schiedsgericht gelandet, in fast allen erhielten die Arbeiter Recht. Die ILO forderte Katar erneut zu Reformen auf.

Die Zahl der Gastarbeiter, die wegen der enormen Hitze auf den Baustellen in den Sommermonaten behandelt werden musste, sank dagegen. Laut dem Bericht wurden im Sommer 2022 noch 351 Arbeiter in Kliniken des Roten Halbmonds behandelt, nach 620 (2021) und 1520 (2020). Im Jahr 2021 waren umfassende Restriktionen eingeführt worden.

Laut ILO haben die "signifikanten" Reformen Auswirkungen auch auf die gesamte Golf-Region. "Es gibt aber eine breite Überzeugung, dass noch mehr unternommen werden muss. Wir alle wissen, dass wir noch nicht an der Ziellinie sind", sagte Ruba Jaradat, ILO-Büroleiter für die arabischen Staaten.

CDU-Außenpolitiker rät zur "Zurückhaltung" gegenüber Katar

Jürgen Hardt, der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, hält die massive Kritik an Gastgeber Katar im Vorfeld der Fußball-WM (20. November bis 18. Dezember) für den falschen Ansatz. "Ich mahne zur Zurückhaltung", sagte der CDU-Politiker im ZDF-Morgenmagazin: "Wenn wir etwas für die Menschen in der Region bewegen wollen, wenn wir die Menschenrechtssituation verändern wollen, sollten wir darauf setzen, dass im Nachgang vielleicht mehr möglich ist als jetzt auf eine große Konfrontation zu setzen."

Im Vorfeld ihrer Katar-Reise hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mit ihrer Kritik am WM-Gastgeber für diplomatischen Wirbel gesorgt. Katar bestellte den deutschen Botschafter ein, der Golf-Kooperationsrat (GCC) verurteilte die Aussagen Faesers.

Hardt bezeichnete die Reise Faesers, an der auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf teilnimmt, dennoch als "richtig" - auch im Hinblick auf deutsche Interessen: "Es gibt eine ganze Reihe von diplomatischen Anknüpfungspunkten."

Faeser: Katar gibt "Sicherheitsgarantie" ab

Faeser will trotz der Kritik an Gastgeber Katar das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft besuchen. Das sagte die für den Sport zuständige Ministerin am Dienstag in Doha. Die Auswahl des DFB trifft bei ihrem Turnierstart am 23. November auf Japan.

"Es ist wichtig, das Land Katar bei wegweisenden Reformen zu unterstützen", sagte Faeser am Dienstag zum Ende ihres zweitägigen Katar-Besuchs: "Deshalb habe ich mich dazu entschieden, den Prozess weiter zu begleiten und zum ersten Spiel der deutschen Mannschaft anzureisen."

Faeser gab zu Protokoll, dass die Regierung Katars "erstmals" eine "Sicherheitsgarantie" für alle WM-Besucher abgegeben habe. Somit sollen auch Angehörige der LGBTIQ-Community gefahrlos in das Emirat reisen können, in dem Homosexualität unter Strafe steht.

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