WM

Regelhüter vom Videobeweis überzeugt

SID
Der Videobeweis
© getty

Der Videobeweis feiert beim Confed Cup seine internationale Premiere - und sorgt schon jetzt für rege Diskussionen. Die Regelhüter sind davon aber unbeeindruckt, die zogen ein positives Fazit.

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Wütende Spieler, lautstarke Diskussionen - aber eben auch goldrichtige Entscheidungen: Der Videobeweis spaltet bei seiner Premiere auf internationaler Bühne schon jetzt die Gemüter. Vor allem in der Partie zwischen Kamerun und Chile (0:2) sorgten die Korrekturen des "Supervisors" für jede Menge Gesprächsstoff, der den Boss der Regelhüter aber unbeeindruckt lässt.

"Das Fazit fällt zu 100 Prozent positiv aus, da die Video-Schiedsrichter immer die genau richtigen Entscheidungen getroffen haben", sagte IFAB-Geschäftsführer Lukas Brud am Montag dem SID. Gleichwohl merkte der Boss des für Regeln zuständigen International Football Association Board aber an, dass es in Sachen Kommunikation "noch Bedarf gibt. Das war verbesserungswürdig".

Tatsächlich war die Auflösung der ersten strittigen Szene, einer Abseitsstellung des Chilenen Eduardo Vargas kurz vor der Pause, ein einziges Desaster. Die Entscheidung des Schiedsrichters Damir Skomina (Slowakei), den Treffer anzuerkennen, wurde vom Video-Referee überstimmt - die gezeigten Bilder ließen aber gleiche Höhe vermuten. Bayern-Star Arturo Vidal war dementsprechend sauer und schimpfte auch noch beim Gang in die Kabine.

Erst als sechs Minuten nach Wiederanpfiff ein eingezeichnetes Linienraster die Abseitsstellung deutlich bestätigte, waren Vidal und Co. besänftigt. "Dieses System kann eine Menge Atemnot hervorrufen", sagte Chiles Coach Juan Antonio Pizzi: "Am Ende wird die Technologie aber wahrscheinlich mehr Gerechtigkeit in das Spiel bringen."

Und genau das ist ja der Sinn, auch wenn mitunter dann eine jubelnde Schar Spieler zurückgepfiffen wird oder im gegenteiligen Fall ein Akteur erst mit Verspätung seinen Treffer feiern darf - beides erlebten die Chilenen bei ihrem Auftaktsieg. Von einem "äußerst schwierigen Spagat zwischen Emotionen und fairem Ergebnis" sprach daher auch Brud, "wir müssen die Sache deshalb noch weiter beobachten. Grundsätzlich ist es aber unser Ziel, Skandale zu verhindern."

Abseits? Kein Problem

Beim Thema Abseits dürfte das künftig ohne Probleme gelingen, in Sachen Handspiel könnte aber weiterhin eifrig Zündstoff vorhanden sein. Auch Brud weiß das. "Das Handspiel an sich ist von der Regelauslegung ein großes Problem", sagte der 37-Jährige. Deshalb gebe es die strikte Anweisung, dass die Video-Referees "nur bei klaren Fehlern des Schiedsrichters auf dem Feld einschreiten."

Die wird es künftig zweifelsohne geben, die Verantwortlichen träumen gar nicht erst vom fehlerlosen Unparteiischen. So sagte beispielsweise Massimo Busacca, Schiedsrichterchef des Weltverbandes FIFA, dass "die Schiedsrichter nie perfekt" sein und "Diskussionen nie ganz verstummen" werden: "Aber die klaren Fehlentscheidungen werden ausgeschaltet."

Auch der ehemalige Top-Referee bat um Zeit, schließlich sei die Entwicklung der jüngsten Innovation noch in der Testphase. Ob der Videobeweis in der Bundesliga dauerhaft eingeführt wird, entscheidet sich in etwa erst nach der kommenden Saison.

Ebensowenig steht fest, ob ein Fußballspiel bald nur noch zweimal 30 Minuten dauern wird - die IFAB hatte diese Möglichkeit zur Erhöhung der effektiven Spielzeit in ihrer Initiative "Play fair!" zur Diskussion gestellt.

"Definitiv wäre das eine große Veränderung. Das Ziel ist aber, nicht das Spiel zu revolutionieren, sondern die Spielzeit effektiver zu gestalten", sagte Brud, der sich damit auch gegen Kritiker zur Wehr setzte. "Früher wurden wir kritisiert, weil wir angeblich zu wenig gemacht haben - nun ist es genau andersherum. Das Spiel hat sich aber entwickelt und manche Dinge sind schlichtweg nicht mehr up-to-date."

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