WM

Di Maria erlöst Argentinien

Vier gegen einen. Lionel Messi hatte wenig Spielraum gegen die Schweiz
© getty

Argentinien zieht ins Viertelfinale der WM 2014 ein. Der zweimalige Weltmeister besiegte die Schweiz durch ein Tor von Angel di Maria in der 118. Minute mit 1:0 (0:0, 0:0) nach Verlängerung.

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62.601 Zuschauer erlebten in Sao Paulo ein intensives, hart umkämpftes Spiel ohne große Höhepunkte. Argentinien hatte vor allem in der zweiten Halbzeit mehr Spielanteile, scheiterte aber bei den wenigen Torchancen am starken Schweizer Torhüter Diego Bengalio.

Für Ottmar Hitzfeld war es das letzte Spiel als Trainer der Schweizer Nati. Der erfolgreiche Coach beendet seine Karriere.

Die Reaktionen:

Alejandro Sabella (Trainer Argentinien): "Zu gewinnen ist das Wichtigste. Dafür braucht man eine gute Taktik und gute Spieler. Es war ein wundervolles Spiel, der Gegner war stark. Ich kann meinen Spielern nur zum Weiterkommen gratulieren."

Angel di Maria (Argentinien): "Nicht ich bin der Held des Spiels, alle 23 Spieler und der Trainer sind Helden. Wir haben dieses Spiel mehr als verdient gewonnen. Wir müssen jetzt so weitermachen."

Ottmar Hitzfeld (Trainer Schweiz): "Die Mannschaft hat eine großartige, leidenschaftliche Leistung geboten. Wir sind ruhig geblieben in kritischen Situation. Schon in der ersten Halbzeit hatten wir zwei gute Möglichkeiten, um in Führung zu gehen. In den letzten drei Minuten haben wir alles erlebt, was es in einem Trainerleben alles möglich ist. Solche Emotionen erlebt man nur im Fußball. Ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment machen. Die Schweiz hat viele Sympathien in der Welt gewonnen. Argentinien hat ein schwieriges Spiel gehabt, wir haben ihnen das Leben schwer gemacht."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Argentinien muss auf den verletzten Agüero verzichten. Lavezzi nimmt seinen Platz im Angriff ein.

Die Schweiz mit der gleichen Startelf wie beim 3:0 gegen Honduras. Shaqiri im 4-2-3-1 wieder auf der Zehn, Xhaka und Mehmedi auf den Seiten. In der Innenverteidigung vertraut Trainer Hitzfeld erneut Schär.

25.: Freistoß Messi aus dem rechten Halbfeld. Higuain am Elferpunkt mit dem Rücken zum Tor, kommt aber mit dem Kopf an den Ball, der einen Meter drüber fliegt.

27.: Shaqiri kommt über rechts in den Sechzehner, legt klug in die Mitte für Xhaka ab. Der schießt aus zwölf Metern zentraler Position, Romero pariert mit dem linken Fuß.

28.: Hoher Ball von rechts in den Schweizer 16er. Higuain legt per Kopf ab für Lavezzi, der im Fallen aus neun Metern aufs Tor schießt. Benaglio ist im bedrohten rechten Eck.

39.: Konter Schweiz: Shaqiri spielt einen Diagonalball in den Lauf des freien Drmic, der links viel Platz hat. Romero zögert, bleibt aber im Tor. Drmic lupft den Ball überhastet in Romeros Arme.

51.: Mehmedi geht links bis zur Grundlinie durch und legt zurück zu Drmic. Der zieht aus 14 Metern halblinke Position sofort ab - zwei Meter übers Tor.

62.: Rojo flankt von links in die Mitte. Higuain köpft aus elf Metern, Benagli lenkt die Kugel übers Tor.

67.: Schär köpft den Ball nach einer Flanke von links nach vorne. Messi nimmt auf und lädt aus 20 Metern volley ab. Der Ball zischt knapp über die Latte.

77.: Messi dribbelt sich in den Strafraum und zieht dann ab aus 14 Metern halblinker Position. Benaglio reagiert stark und holt den Ball aus dem linken unteren Eck.

109.: Di Maria zieht ansatzlos vom rechten Strafraumeck ab. Bengalio greift über und holt das Geschoss aus dem rechten Giebel.

118., 1:0, di Maria: Abstoß der Schweizer, die dann an der Mittellinie den Ball vertändeln. Palacio legt rüber zu Messi, der nach vorne zieht und dann nach rechts zum freien di Maria passt. Der zieht ab aus 14 Metern rechter Position und versenkt flach unten links im Eck.

120.+1: Unfassbar! Dzemaili köpft nach einer Flanke von rechts aus drei Metern an den linken Pfosten und stochert den Abpraller am Tor vorbei.

Fazit: Glücklicher, aber verdienter Sieg für die Argentinier, die gegen leidenschaftliche und defensiv starke Schweizer mehr für das Spiel taten und am Ende belohnt wurden.

Der Star des Spiels: Angel di Maria. Machte extrem viele Fehler und rannte auf beiden Flügeln unermüdlich an. Fand selten einen Abnehmer und probierte es infolgedessen oft selbst mit einem Distanzschuss. Bei acht Versuchen scheiterte er, der neunte saß. Hatte mit 125 Ballkontakten 30 mehr als Messi und die mit Abstand meisten aller Spieler.

Der Flop des Spiels: Ezequiel Lavezzi. Konnte seine Chance in Argentiniens Startelf nicht nutzen. Machte kaum Tempo über die Flügel und rannte sich in der Mitte immer wieder fest. Musste in der 74. Minute Palacio weichen.

Der Schiedsrichter: Jonas Eriksson (Schweden). Hätte Lichtsteiner und Fernandez für Fouls an di Maria bzw. Drmic Gelb zeigen müssen. Sonst eine gute Leistung mit vielen richtigen Entscheidungen bei den Zweikämpfen und einer sehr angenehmen Körpersprache.

Das fiel auf:

  • Sehr zweikampfintensiver Beginn mit leichten Vorteilen für Argentinien. Die Albiceleste attackierte die Schweiz früh und provozierte so frühe Ballverluste der Eidgenossen oder lange Bälle auf Drmic, die nicht ankamen. Im Spiel gegen den Ball war die Schweiz aber stark, sodass Argentinien kaum gefährlich vors Tor kam.
  • Zudem fehlte es dem Offensivspiel von Messi & Co. an Tempo und Variabilität. Di Maria und Lavezzi zogen permanent in die Mitte, ein Flügelspiel der Argentinier fand praktisch nicht statt. Die Schweiz machte die defensiven Seiten dicht, Xhaka und Mehmedi hielten die Abstände zu Lichtsteiner und Rodriguez klein.
  • Shaqiri ging Zweikämpfen mit Mascherano und Gago aus dem Weg, indem er öfter von der Mitte nach rechts auswich. Von dort leitete er die zwei Großchancen der Schweizer in der ersten Halbzeit ein.
  • Nach der Pause nahm der Druck der Argentinier kontinuierlich zu, mehr als Torchancen nach Flanken aus dem Halbfeld brachte die Albiceleste aber nicht zustande. Immerhin wurden die Flügel konsequenter besetzt, weil die Außenverteidiger Zabaleta und Rojo deutlich höher spielten.
  • Hitzfeld setzte mit der Einwechslung von Fernandes auf noch mehr Defensive. Die Schweiz verteidigte weiterhin diszipliniert, brachte aber kaum noch vernünftige Konter zustande. In der Verlängerung machten die Schweizer einen fitteren Eindruck und taten wieder mehr für den eigenen längeren Ballbesitz.
  • Argentiniens Offensivspiel ist nach wie vor zu stark von Messi abhängig. Wenn der Kapitän wie gegen die Schweiz wenig Impulse setzen kann, ist die Albiceleste leicht auszurechnen.

Argentinien - Schweiz: Die Statistik zum Spiel