WM

Hitze und Rasen größte Gegner

SID
Für Roy Hodgson und Cesare Prandelli steht direkt im ersten Duell alles auf dem Spiel
© getty

Fußball in Manaus? Das hielten viele lange für einen schlechten Witz. Nun kommt es doch zum Kick im "Höllenloch" - England und Italien erwartet eine Vielzahl von Problemen. Unter anderem ein Rasen, der grün angemalt werden muss.

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Als Englands Stürmerstar Wayne Rooney am Donnerstagmittag in Manaus aus dem Flugzeug stieg, prallte er gegen eine Wand. Temperaturen von fast 30 Grad, dazu die Luftfeuchtigkeit bei unbarmherzigen 90 Prozent - Manaus machte seinem (schlechten) Ruf alle Ehre.

Am Samstag (18.00 Uhr im LIVE-TICKER) trifft die englische Fußball-Nationalmannschaft in diesem "Höllenloch" (Daily Mirror) im Regenwald am Amazonas auf Italien. Doch vor dem Duell der Weltmeister geht es um alles, nur nicht um Fußball. Zu heiß, zu feucht, der Rasen kaputt, Malaria-Gefahr und "eine Heerschar giftiger Viecher" (Daily Mail) - kurz: es ist zum Davonlaufen.

Probleme für beide gleich

Rooney kniff die Augen zusammen - und blieb. Seine Three Lions wollen gegen Italien, das erst 24 Stunden später ankommen sollten, Revanche für das Aus im Viertelfinale der EM 2012. "Wir sind besser als damals", behauptet der Profi von Manchester United, "die Italiener sollten sich Sorgen machen." Und die Hitze? "Ach", sagt Rooney und winkt ab, es sei doch für beide Mannschaften das gleiche Problem.

Das stimmt. Vor allem aber ist es zunächst mal: ein Problem. "Manaus ist wegen seines Klimas der Ort, den man meiden muss", hatte Teammanager Roy Hodgson vor der Auslosung im Dezember gesagt. Prompt musste der Weltmeister von 1966 genau da hin. Hodgson ließ seine Mannschaft in Hitzekammern trainieren, die Vorbereitung absolvierte sie im heißen Miami/Florida.

"Abrackern wie die Bekloppten"

Die Italiener verlegten die ein oder andere Einheit angeblich in die Sauna. Die Azzurri litten bereits beim Confed Cup 2013 unter extremen Bedingungen. In der Vorrunde mühten sie sich in einem irrwitzigen Spiel in Recife gegen Japan zu einem 4:3 - bei vergleichsweise angenehmen 24 Grad und 76 Prozent Luftfeuchtigkeit.

"Wir mussten uns abrackern wie die Bekloppten", stöhnte Trainer Cesare Prandelli: "Ich hoffe, dass ich so ein Spiel nie mehr erleben muss." Die Presse schrieb von "caldo pazzesco", irrer Hitze. Und der zähe Mittelfeldmann Daniele de Rossi meinte: "Ich habe nach 68 Minuten auf die Uhr geschaut, weil ich dachte, wir spielen schon 200."

Gut, wer da einen Ruhepol wie Andrea Pirlo in der Mannschaft hat. Der ewige Regisseur (35) mit dem Hotzenplotz-Bart nennt es "Zeitverschwendung", sich mit dem Wetter zu befassen. "Wenn es scheiße wird, wird es für beide Mannschaften scheiße", sagt er vor seinem letzten großen Turnier.

Rasen-Zustand: jämmerlich

Aber da wäre ja noch der Rasen in der eigens für die WM erbauten, fast 200 Millionen Euro teuren Arena da Amazônia. Sein Zustand: jämmerlich. Die Spielergewerkschaft FIFAPro beschwerte sich am Freitag offizuiell, die italienische Zeitung La Repubblica schrieb über den Untergrund: "Da ist kein Gras in Manaus. Der Platz ist peinlich."

Damit sie nicht ganz so peinlich aussieht, wurde die Spielfläche am Freitag wenigstens mit grüner Farbe besprüht. Doch grundsätzliche Besserung ist nicht in Sicht. "Der Platz wird beim Spiel in keinem guten Zustand sein", sagt Carlos Botella, Rasenchef der zuständigen Firma. Keine gute Nachricht für einen Samtfuß wie Pirlo.

Der Juve-Profi sieht die Squadra, in deren Reihen er einer von vier Weltmeistern von 2006 ist, gleichwohl zu Großem fähig. "Italien kann wieder Weltmeister werden", sagt er, es wäre das fünfte Mal. Doch schon die erste Hürde in der schweren Gruppe D, der zudem Uruguay und Costa Rica angehören, ist hoch. Prandelli erwägt daher, den kriselnden Mario Balotelli im Sturm durch den künftigen Dortmunder Ciro Immobile zu ersetzen.

England, das sich zudem mit Malaria-Tabletten für den Trip in den Dschungel wappnete, sei besser als 2012, behauptet Hodgson. Damals spielte allein Pirlo mehr Pässe als das gesamte englische Mittelfeld. "Ich will nicht übertreiben", behauptet Hodgson jetzt, "aber wir sind genau da, wo wir hin wollten." Sportlich, versteht sich.

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