WM

Heilsbringer für 200 Millionen Seelen

Von Adrian Bohrdt
Brasilien gewann zum letzten Mal im Jahr 2002 den WM-Titel
© getty

Vom 12. Juni bis 13. Juli 2014 findet im Land des fünfmaligen Weltmeisters Brasilien die 20. Fußball-WM statt. SPOX stellt die 32 Endrunden-Teilnehmer vor. Dieses Mal: Brasilien.

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Land: Brasilien

Einwohner: 198,7 Millionen

Aktive Spieler: 7 Millionen

FIFA-Weltrangliste: 4

WM-Teilnahmen: 19

Größter WM-Erfolg: Weltmeister 1958, 1962, 1970, 1994, 2002

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Der Star: Neymar. Auf Barcelonas Superstar ruht zweifellos die Hoffnung der Brasilianer. Und der 22-Jährige versucht gar nicht erst, die Erwartungen in seiner Heimat zu dämpfen, wie in einem Gespräch mit der "Times of India" klar wurde: "Es ist auf jeden Fall eine schwere Aufgabe, aber keine unmögliche. Wir haben gute Chancen, das Finale zu erreichen und den Titel zu holen." Dabei erlebte der bisweilen spektakulär aufspielende Flügelstürmer nach seinem Wechsel nach Europa eine durchwachsene Saison bei Barca. In 26 Ligaspielen gelangen ihm nur neun Tore, zwei Verletzungen zwangen ihn für mehrere Wochen zum Zuschauen. Im letzten Saisonspiel feierte er aber sein Comeback und kann die Heim-WM fit angehen. Dass er wichtige Spiele entscheiden kann, hat er bereits beim Confed Cup 2013 bewiesen.

Der Trainer: Luiz Felipe Scolari. Der 65-Jährige, der Brasilien 2002 zum bislang letzten WM-Titel führte, übernahm die Selecao 2012 von Mano Menezes und hat eine klare Philosophie: Die Defensive steht im Vordergrund, erst danach kommt die Offensive - in den letzten sieben Testspielen setzte es ganze zwei Gegentore. 2002 kostete ihn sein in Brasilien als zu konservativ kritisierter Stil bereits das Amt, doch nach fünf Jahren als Trainer Portugals und einem Intermezzo beim FC Chelsea wurde er als Heilsbringer zurückgeholt, um knapp 200 Millionen brasilianischen Seelen den WM-Titel im eigenen Land zu bescheren. In der Mannschaft wird der erfahrene Coach zutiefst respektiert, gleichzeitig duldet er keine Star-Allüren, sondern baut auf den Erfolg über das Kollektiv.

Der Kapitän: Thiago Silva. Erst im vergangenen Jahr wurde er von der FIFA zum besten Innenverteidiger der Welt gekürt, Silva ist der Abwehrboss des Gastgebers. "Zweifellos hat sich die Defensive in den vergangenen Jahren stark entwickelt. Das verschafft dem Trainer eine gewisse Ruhe beim Aufbau der Mannschaft", erklärte der 29-Jährige im Interview mit der "Deutschen Welle". Silva führte Brasilien bereits 2012 bei den Olympischen Spielen als Kapitän an, doch bei der WM 2010 spielte der schnelle, robuste Abwehrmann mit der starken Spieleröffnung noch die zweite Geige. Sein erstes WM-Spiel wird er in seinem Heimatland absolvieren.

Die Spieler im Fokus: Fred. Die Show gehört Neymar, Hulk, Oscar und Co. Fred hingegen ist der Knipser unter den Künstlern. Beim Confed Cup 2013 entschied er das Finale gegen Spanien mit zwei Toren quasi im Alleingang, war mit fünf Buden bester Torschütze des Turniers. Hat nie bei einer echten Top-Adresse gespielt, netzt aber bei Fluminense nach Belieben. Größtes Manko: Ist oft verletzt, musste die vergangene Saison monatelang wegen einer Oberschenkelverletzung zusehen.

Die Wunschelf (4-2-3-1): Julio Cesar - Dani Alves, Thiago Silva, David Luiz, Marcelo - Paulinho, Luiz Gustavo - Hulk, Oscar, Neymar - Fred

Die Prognose:Die große Frage wird sein, ob der Druck und die Erwartungshaltung der fußballverrückten Brasilianer das Team trägt oder doch eher hemmt. Der Gruppensieg ist zunächst Pflicht, doch schon im Achtelfinale könnten die Spanier warten - ein frühes WM-Aus ist also nicht ausgeschlossen, wenngleich Brasilien zweifellos zu den Mitfavoriten zählt. Immerhin überzeugte die Selecao, auch gegen Spanien, beim letztjährigen Confed-Cup und kann aus einer mehr als stabilen Defensive heraus agieren. Personell muss sich Brasiliens Hintermannschaft vor keinem Gegner verstecken. Gelingt der Sprung ins Viertelfinale, ist für die Südamerikaner alles möglich.

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