WM

Kuzmanovics Tränen im afrikanischen Jubel

SID
Unter Tränen: Zdrawko Kuzmanovic (l.) ließ seinen Emotionen nach dem Spiel freien Lauf
© Getty

Unglücksrabe Zdravko Kuzmanovic sank in die Knie, schlug die Hände vors Gesicht und ließ seinen Tränen freien Lauf, während um ihn herum ganz Afrika zu feiern schien. Torschütze Asamoah Gyan tanzte an der Außenlinie, auf den Rängen explodierte die Stimmung, als Gyan mit einem verwandelten Handelfmeter das 1:0 (0:0) Ghanas über Serbien und den ersten Sieg Afrikas bei der WM perfekt gemacht hatte.

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Der mitentscheidende Mann des Spiels nahm sich unterdessen selbst in die Pflicht. "Das war Blödsinn von mir. Ich kann mich bei der Mannschaft nur entschuldigen", meinte Kuzmanovic.

Der Profi vom VfB Stuttgart hatte in der 85. Minute den Ball völlig unbedrängt mit der Hand gespielt und den Elfmeter für die Black Stars verschuldet. "Ich wollte mit dem Kopf hin, mein Arm ging auch hoch, der Ball geht an die Hand", erklärte der Pechvogel.

Einige Minuten kauerte Kuzmanovic nach dem Spiel am Boden, ehe ihm Mitspieler Danko Lazovic wieder auf die Beine half, Vorwürfe gab es nicht. "Wir gewinnen und verlieren hier zusammen", sagte Stürmer Marko Pantelic.

Serben gegen Deutschland unter Druck

Doch die Lage der Serben ist nun prekär. Durch die Niederlage stehen die Weißen Adler vor dem Spiel am Freitag gegen Deutschland unter Druck. "Da müssen wir ganz anders spielen", sagte Serbiens Trainer Radomir Antic.

Die Leistung des selbst ernannten Gruppenfavoriten war in der Tat kläglich. Im Spiel nach vorne fehlten Ideen, gegen das Pressing der Afrikaner fanden die Serben kein Mittel. Dazu kam schlechtes ein Zweikampfverhalten - wie von Aleksandar Lukovic, dessen Gelb-Rote Karte (74.) die Pleite einleitete.

Zu Hause brach darüber gleich der große Katzenjammer aus. "Serbien stürzt ab", titelte die Zeitung Blic. Und das Blatt Vecernje Novosti schrieb: "Rote Karte, Elfer, K.o. - der WM-Traum fiel wie ein Kartenhaus zusammen."

Chance für Neven Subotic

Der Ausfall von Lukovic wird zur Chance von Neven Subotic. Der Dortmunder Bundesliga-Profi nimmt den Platz von Lukovic im Spiel gegen die DFB-Elf ein.

Antic zeigte sich zudem von der Leistung des DFB-Teams beim 4:0 gegen Australien beeindruckt: "Es war bisher das beste Team, das man bei der WM gesehen hat. Die Mannschaft zeigte in allen Phasen Qualität und Autorität", sagte Antic.

Eine äußerst ausgelassene Stimmung herrschte im Lager der Ghanaer, bei denen Torschütze Gyan endgültig zum Volkshelden avancierte. "Alle zu Hause, meine ganze Familie werden jetzt feiern.

Darauf haben Ghana und Afrika gewartet", sagte der Angreifer von Stade Rennes. Als er sich in der 85. Minute den Ball zum Strafstoß hingelegt hatte, habe er kein Anzeichen von Nervosität gespürt, behauptete Gyan. "Ich habe schon viele Strafstöße vor großem Publikum verwandelt", sagte er.

Gyan macht's besser als 2006

Allerdings hatte Gyan auf großer Bühne auch schon Elfmeter verschossen. Bei der WM 2006 setzte er in Köln im Gruppenspiel gegen Tschechien (2:0) den Ball an den Pfosten. Doch seine Enttäuschung hielt sich damals in Grenzen, denn zuvor hatte er in diesem Spiel auch Geschichte geschrieben. Sein 1:0 in der Partie war das erste Tor Ghanas bei einer WM.

"Meine Spieler wussten, dass sie für einen ganzen Kontinent spielen. Wir sind glücklich, dass wir ganz Afrika glücklich machen konnten", sagte Ghanas serbischer Trainer Milovan Rajecac. Bundesliga-Profi Hans Sarpei von Bayer Leverkusen hingegen dämpfte die Euphorie.

Sarpei: "Haben noch nichts erreicht"

"Im Turnier haben wir noch nichts erreicht", sagte Sarpei. "Wir fahren jetzt ins Hotel. Dann sollten wir uns auf die nächsten Spiele konzentrieren." Am Samstag geht es gegen Australien, am 23. Juni ist die DFB-Elf der Gegner.

Ein unauffälligen Pflichtspieldebüt bei den Westafrikanern absolvierte der gebürtige Berliner Kevin Boateng, der im zentralen Mittelfeld meist Kurzpässe verteilte. Boateng, der nach seinem brutalen Foul an Michael Ballack in Deutschland zum "Buhmann" wurde, wollte sich zu seiner Leistung nicht äußern.

Schnurstracks durchlief er die Mixed-Zone und ließ alle Journalisten stehen. Dafür schickte ihm sein Trainer ein Lob hinterher: "Wir haben mit ihm einen sehr guten Spieler dazubekommen, der auf verschiedenen Positionen zum Einsatz kommen kann."

Kuzmanovic: "Das war Blödsinn von mir"