WM

Abbes: "Die FIFA muss Ägypten sperren"

SID
Karim Ziani (o.) setzte sich mit Algerien am Ende gegen Ägypten durch
© Getty

Goldschütze Anthar Yahia vom VfL Bochum küsste sein Trikot, Torwart Faouzi Chaouchi kletterte vor Freude auf sein Tor: Für Algeriens Fußball-Helden gab es nach der geglückten Qualifikation für die Fußball-WM in Südafrika kein Halten mehr.

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Das 1:0 (1:0) über Ägypten löste im Stadion von Khartoum und in den Straßen der Heimat einen Riesenjubel aus.

In Paris nahm die Polizei nach Krawallen auf den Champs Elysees 63 Personen fest.

"Meine Mannschaft hat mit Herz gespielt. Das war der Unterschied", sagte Algeriens Trainer Rabah Saadane. Abwehrspieler Yahia vom VfL Bochum führte die Grünen mit einem Gewaltschuss (40. ) zur dritten WM-Teilnahme nach 1982 und 1986.

Den Rest besorgte Keeper Chaouchi, der mit seinen Paraden die Stürmer des Gegners um den zur zweiten Halbzeit eingewechselten Mohammed Zidan von Borussia Dortmund zur Verzweiflung brachte.

"Weiß jetzt, dass es Gerechtigkeit in der Welt gibt"

"Ich bin glücklich, denn jetzt weiß ich, dass es eine Gerechtigkeit in der Welt gibt", sagte Algeriens Abwehrspieler Madjid Bougherra.

Sein Team hatten sich nach den skandalösen Vorfällen beim letzten Gruppenspiel beider Teams (0:2) in Kairo am vergangenen Samstag betrogen gefühlt.

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Die Scheiben des algerischen Mannschaftsbusses wurden bei der Anfahrt mit Steinen eingeworfen, in Algerien überfielen Jugendliche als Racheakt von Ägyptern bewohnte Häuser.

"FIFA muss Ägypten sperren"

"Der Weltverband FIFA muss Ägypten für ein oder zwei Jahre sperren", forderte Djamal Ould Abbes, Algeriens Minister für Nationale Solidarität, in Khartoum erneut.

Die Wut nach den Vorfällen am Samstag hatten die Grüne für das Entscheidungsspiel auf neutralem Boden zusätzlich motiviert.

"Wir haben gespielt, gewonnen und Ägypten gesagt: Haltet das Maul", sagte Bougherra nach der "Schande von Kairo". Neben Torschütze Yahia kam bei Algerien auch Karim Ziani vom deutschen Meister VfL Wolfsburg von Beginn an zum Einsatz und bereitete das Siegtor vor.

Karim Matmour (Borussia Mönchengladbach) wurde in der 58. Minute eingewechselt. Khartoum hatte sein Stadion für das Entscheidungsspiel in einen Hochsicherheitstrakt verwandelt.

Das Ausscheidungsspiel war nötig geworden, weil beide Teams in der Abschlusstabelle der Qualifikationsgruppe dieselbe Punktzahl und Tordifferenz aufgewiesen hatten.

Gastgeber konnten nicht den gewohnten Service liefern

15.000 Polizisten und Soldaten waren im Einsatz. Wenige Jahre nach Ende des Bürgerkriegs wollte der Sudan vor den Augen der Weltöffentlichkeit zeigen, dass er der Ausrichtung eines solchen Großereignisses gewachsen ist. Allerdings konnten die Gastgeber nicht in allen Belangen den gewohnten Service liefern.

Für die Medienvertreter wurde das Spiel zur Geduldsprobe. Erst dauerte es zwei Stunden, ehe man einen Ausweis für die Pressetribüne erhielt.

Dann benötigte man weitere zwei Stunden, um seinen Platz im Stadion zu erhalten. Ein Stromausfall während des Spiels kostete den Reportern dann noch die letzten Nerven.

Feier in den Straßen von Khartoum

Den algerischen Fußball-Fans war es egal. Sie feierten nach dem Spiel zu Tausenden in den Straßen von Khartoum, wo die Polizei die Lage weitgehend im Griff hatte.

In den Straßen der algerischen Großstädte tobten die Massen bis in den frühen Morgen. Bei ihrer ersten WM-Endrunde 1982 in Spanien hinterließen die Algerier vor allem bei der deutschen Mannschaft einen bleibenden Eindruck.

Der Underdog gewann das Auftaktspiel gegen die DFB-Elf in Gijon mit 2:1. Für Paul Breitner und Co. wurde das Weiterkommen zur Zitterpartie.

Erst der Nichtangriffspakt mit Österreich beim 1:0-Sieg gegen die Alpenrepublik bescherte der Mannschaft von Bundestrainer Jupp Derwall das Weiterkommen zusammen mit der rot-weiß-roten Mannschaft. Algerien schied trotz des Überraschungscoups gegen Deutschland in der Vorrunde aus.

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