U21-EM - "Ratloses" DFB-Team: Mission Titelverteidigung als Debakel?

SID
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Die U21 steht nach der bitteren Niederlage gegen Tschechien vor dem EM-Aus. Nur mit einem Wunder kann das Weiterkommen noch gelingen.

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Laut hupend bahnte sich der deutsche Mannschaftsbus samt Polizei-Eskorte am Montagmorgen den Weg durch den dichten georgischen Verkehr. 20 Minuten verspätet begann das Training - mit einem angeschlagenen Youssoufa Moukoko, der immerhin schon wieder grinsend aufs Tor schoss. Aber die Ernüchterung in der so hoffnungsvoll zur EM angetretenen U21 ist dennoch riesig: Nur ein kleines Fußball-Wunder hilft, um sich aus fast aussichtsloser Lage irgendwie ins Viertelfinale durchzuwurschteln.

"Ich glaube fest daran, mit Überzeugung. Jedes Spiel beginnt von vorne, im Fußball ist alles möglich", sagte Trainer Antonio Di Salvo nach dem bitteren 1:2 am Sonntagabend im zweiten Gruppenspiel gegen Tschechien. Die Durchhalteparolen reihten sich aneinander.

Durch die Niederlage sind das Minimalziel Halbfinale und die damit verbundene Olympia-Qualifikation in weite Ferne gerückt. Ein Sieg gegen das favorisierte England am Mittwoch (18.00 Uhr) reicht alleine nicht für den Viertelfinal-Einzug.

"Wir müssen gewinnen und Israel muss gewinnen. Das ist die einfache Formel", sagte Angelo Stiller, der gegen die Tschechen den zwischenzeitlichen Ausgleich besorgt hatte. Doch selbst das könnte zu wenig sein, auch die Tordifferenz spielt eine Rolle.

Immerhin ist England mit sechs Punkten als Gruppensieger schon durch. "Das ist kein Nachteil, aber auch kein Vorteil", sagte Stiller mit Blick auf eine mögliche Rotation beim Gegner: "Jeder von denen hat Qualität, egal, wer auf dem Platz steht."

U21-EM: "Schwere Situation für uns"

Genau diese Qualität fehlt dem deutschen Team, das gegen die beiden nominell schwächsten Teams des Turniers nicht gewinnen konnte. "Ich bin ratlos. An der Effizienz können wir wenig ändern. Es liegt dann am Spieler, ob er den Ball zu 100 Prozent über die Linie bringen will", sagte Stiller: "Da muss jeder Einzelne über sich nachdenken."

Ratlos wirkte auch Di Salvo: "Wir haben nicht unsere besten Leistungen gezeigt - konstant über 90 Minuten und in beiden Spielen. Das ist schon eine schwere Situation für uns." Gegen die Tschechen habe seine Mannschaft vor allem "kein Tempo und keine Dynamik" erzeugen können.

Der Rassismus-Eklat rund um Moukoko und Jessic Ngankam war zuvor vor allem dadurch in den Hintergrund gerückt, dass beide sportlich keine Rolle spielten. Moukoko fiel verletzt aus, sein Vertreter Ngankam blieb unauffällig - er wurde zur Halbzeit ausgewechselt.

"Wir haben einen Ultraschall gemacht, auf dem man auch sieht, dass er muskuläre Probleme hat." Man müsse bei Moukoko "von Tag zu Tag schauen", sagte Di Salvo, der die Niederlage nicht am fehlenden Teamgeist festmachte.

Die deutsche Auswahl habe "genug Widerstände gehabt in den letzten Wochen, die Mannschaft ist füreinander da und hält zusammen", sagte der 44-Jährige, der noch auf seinen ersten EM-Sieg als Cheftrainer wartet. "Aber das müssen wir auch mal auf dem Platz in Form von Ergebnissen sehen."

Dafür könnte es nun aber schon zu spät sein - und der Traum von Olympia am Mittwoch endgültig platzen.

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