Der Kurzzeit-Held und die Waschmaschine

Von Cihan Acar
Franck Ribery holte mit Galatasaray den türkischen Pokal
© Imago
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5. Marcelinho

Robinho hat in diesen Tagen ja die These aufgestellt, dass brasilianische Spieler nur Topleistungen bringen können, wenn sie in jeder Hinsicht glücklich sind. Und auch wenn Robinho ziemlich gern und oft irgendwelche Thesen aufstellt, mit dieser scheint er nicht ganz Unrecht zu haben. Man denke nur einmal an die Zeit von Marcelinho in der Türkei. Im Sommer 2006 verpflichtete ihn Trabzonspor, nachdem er in Berlin wieder einmal zu spät aus dem Urlaub gekommen war und sich einen neuen Verein suchen sollte. Wer Marcelinho aus der Bundesliga kannte und bei seinen Einsätzen in der türkischen Liga beobachtete, sah einen Unterschied wie Tag und Nacht.

Derselbe Spieler, der jahrelang in Berlin der überragende Mann war und als Spielmacher die Fäden zog, tauchte in fast jedem Spiel unter und war nicht mehr als ein Mitläufer. Marcelinho wurde mit der Türkei einfach nicht warm. Er wurde regelmäßig auf dem für ihn ungewohnten linken Flügel eingesetzt und kam überhaupt nicht mit der Position zurecht, außerdem machte ihm der immense Druck zu schaffen. "Die Leute waren manchmal richtig sauer, obwohl wir 1:0 gewonnen hatten. Das habe ich nicht verstanden", sagte er damals im "Tagesspiegel". Nach einem halben Jahr wurde Marcelinho erlöst und der VfFL Wolfsburg holte ihn nach Deutschland zurück.

4. Daniel Güiza

Sükrü Saracoglu-Stadion, 22. Februar 2010. Daniel Güiza, im Sommer 2008 für satte 14 Millionen Euro von Mallorca zu Fenerbahce gewechselt, wird gegen Bursaspor in der 71. Minute ausgewechselt. Das Publikum hatte den wieder einmal enttäuschenden Güiza das gesamte Spiel über ausgepfiffen und seine Auswechslung gefordert. Nachdem er sich auf die Bank setzt, bleiben die Kameras minutenlang auf ihn gerichtet, denn Güiza weint. Eine Szene, die die bisherige Zeit des ehemaligen spanischen Torschützenkönigs bei Fener gut zusammenfasst. Ähnlich wie Mario Gomez bei den Bayern wird der 30-jährige öffentlich immer wieder an der hohen Ablösesumme und seinen tollen Statistiken bei seiner vorherigen Mannschaft gemessen, und ähnlich hoch ist daher auch die allgemeine Enttäuschung über den Spanier, der inzwischen als Chancentod verspottet wird.

Sogar dem sonst so ruhigen Kapitän Alex platzte der Kragen: als Güiza ihn in der Europa League in Lille vor dem Tor schlampig anspielte und damit eine hundertprozentige Torchance vermasselte, regte sich Alex darüber auf und faltete Güiza für jeden sichtbar zusammen. Nicht ganz zufällig folgten dann im nächsten Ligaspiel die bereits angesprochenen Fanproteste und der tränenreiche Zwischenfall. Güiza wurde inzwischen ausgemustert und sollte verkauft werden, der Verein konnte aber keinen Abnehmer finden. Der Spanier glänzt nur noch abseits des Feldes mit dem einen oder anderen Skandal. Zum Trainingsauftakt zeigte er den Journalisten den Mittelfinger, und kürzlich soll er einen Kontoauszug mit ins Training gebracht und seinen Teamkollegen gegenüber geprahlt haben: "Guckt mal, ich bekomme im Monat 300.000 Euro, ohne dafür zu arbeiten!"

3. Ailton

Ailton brachte eigentlich alle Voraussetzungen mit, um bei den Besiktas-Fans unsterblich zu werden: Extravaganz, Entertainerqualitäten, Torgefahr. Doch da die letzte Qualität in seiner Zeit am Bosporus leider wegfiel (fünf Tore in 14 Spielen), brachten die ersten zwei Eigenschaften auch nichts mehr. Als ihn der damalige Trainer Jean Tigana für ein Spiel in Trabzon nicht in den Kader nahm, wollte Ailton am nächsten Tag nach Brasilien flüchten. Als er schon am Flughafen war, bekam der Verein Wind von der Aktion und schickte einen Trupp, der den Brasilianer kurz vor dem Einchecken abfing. Danach war die Sache mit Besiktas endgültig gelaufen.

Der Kugelblitz erklärte später rückblickend, dass die Zeit in Istanbul für ihn nicht nur eine gewöhnliche Durchgangsstation wie all die anderen Vereine, sondern in negativer Hinsicht eine prägende Erfahrung war: "Tigana hat mir die Lust am Fußballspielen genommen. Danach wurde ich nie mehr der Alte." Trotzdem brach er eine Lanze für seine Landsmänner: "In der Türkei gelten wir Brasilianer als Problemfälle, aber das ist nicht der Fall." Eine Ausnahme bilde aber der Spieler, der als nächstes in dieser Liste folgt: "Der hat schon in Deutschland immer Ärger gemacht."

2. Lincoln

Selten wurde in der Türkei ein Fußballer so begeistert und mit so vielen Hoffnungen empfangen wie Lincoln bei Galatasaray. Seit dem Abschied von Vereinslegende Gheorghe Hagi sehnten sich die Fans nach einem wahren Spielmacher, und mit dem aus der Bundesliga bekannten Brasilianer wurde ihnen der Wunsch anno 2007 endlich erfüllt. Die Ankunft Lincolns in Istanbul geriet zu einem einzigen Chaos und schon vor seinem ersten Spiel verkaufte der Verein 10.000 Lincoln-Trikots. Sogar eine schwache erste Saison und zahlreiche Eskapaden wurden ihm lange Zeit nicht übel genommen.

Unter Michael Skibbe blühte Lincoln dann in seiner zweiten Spielzeit auf, doch dessen Entlassung war der Anfang vom Ende. Mit Nachfolger Bülent Korkmaz kam Lincoln überhaupt nicht klar und verfiel wieder in die Eskapaden-Schiene: verlängerter Urlaub, lautstarke Beschwerden beim Trainer nach Auswechslungen, schließlich dann die Flucht. Als Lincoln kurz vor dem Abflug auf dem Flughafen gesichtet wurde, gab er zwar keine Auskunft darüber, ob sein Abschied endgültig war, die aufmerksamen Journalisten brauchten aber auch gar keine Erklärung des Spielers und berichteten aufgeregt: "Lincoln verlässt Istanbul mit 20 Koffern!"

1. Ariel Ortega

Die Geschichte Fenerbahce-Ariel Ortega bringt alles mit, was ein echter Transferflop braucht: Stress mit dem Trainer, Unzufriedenheit mit der sportlichen Situation, Anpassungsprobleme, schnelle Flucht, und natürlich eine deftige Schlammschlacht hinterher. Ortega wurde von Fenerbahce im Jahre 2002 aus Argentinien geholt und galt von Anfang an als der neue Superstar des Vereins.

Dumm nur, dass der Argentinier einen etwas eigenwilligen Charakter hat und sein damaliger Trainer Werner Lorant nicht viel für eigenwillige Dribbelkünstler übrig hatte. Lorant ließ den Argentinier immer wieder mal auf der Bank, und dem passte das überhaupt nicht. Als Ortega vor einem Ligaspiel erfuhr, dass er wieder nicht in der Startelf stehen wird, wollte er auf den Trainer losgehen und konnte gerade noch von seinen Mannschaftskollegen davon abgehalten werden.

Danach soll er Präsident Aziz Yildirim vor die Wahl gestellt haben: "Lorant oder ich!" Kurz darauf wurde Lorant entlassen. Doch auch unter Nachfolger Oguz Cetin wurde Ortega nicht glücklich. Der Argentinier fühlte sich in Istanbul einsam und verstand sich nicht mit seinen Teamkollegen, vor allem mit Ceyhun Eris, der sein Konkurrent für die Spielmacherposition war und mit dem er mehrmals aneinandergeraten sein soll.

Nach nur 17 Spielen floh Ortega Anfang 2003 trotz langjährigen Vertrags in die Heimat. Fenerbahce verklagte den Spieler und bekam Recht, Ortega wurde von der FIFA zur damaligen Rekordstrafe von 9,5 Millionen Euro verdonnert.

Die Players to watch in der Süper Lig: Batdal und Co.