"Können morgen zu Real gehen": Als Barca-Legende Xavi wegen Pep Guardiola fast nach Madrid wechselte

Von Louis Loeser
Xavi zählt beim FC Barcelona zu den größten Klublegenden. Doch 1999 hätte er Barca fast zu Real Madrid verlassen - und das wegen Pep Guardiola.
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Xavi zählt beim FC Barcelona zu den größten Klublegenden. Doch 1999 hätte er Barca fast zu Real Madrid verlassen - und das wegen Pep Guardiola.

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"Xavi. Xaavii. Xaaaviii", hallt es von den Rängen. Etwa 25.000 Culer versammeln sich an diesem November-Tag im Camp Nou, um die Ankunft des verlorenen Sohnes mit ihren eigenen Augen zu sehen. Gebeutelt von finanziellen Problemen und dem Abgang von Lionel Messi ist in Barcelona wieder ein Funken Hoffnung zu spüren.

Der Grund ist klar: Nach sechs Jahren in Katar kehrt Xavi Ende 2021 als Trainer zu den Blaugrana zurück und tritt die Nachfolge von Ronald Koeman an. Seine Aufgabe könnte dabei kaum schwieriger sein. Doch wer, wenn nicht eine Vereinslegende wie Xavi könnte es schaffen, Barca zu retten?

767 Pflichtspiele absolvierte er für Barca und prägte dabei als langjähriger Kapitän an der Seite von Andres Iniesta, Messi und Co. die erfolgreichste Ära der Klubgeschichte. Doch Xavis Laufbahn bei den Katalanen hätte bereits mit einem Wechsel zu Real Madrid enden können, bevor sie so richtig begann - und das wegen keinem Geringeren als Pep Guardiola.

Xavi zählt beim FC Barcelona zu den größten Klublegenden. Doch 1999 hätte er Barca fast zu Real Madrid verlassen - und das wegen Pep Guardiola.
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Xavi zählt beim FC Barcelona zu den größten Klublegenden. Doch 1999 hätte er Barca fast zu Real Madrid verlassen - und das wegen Pep Guardiola.

"Sie wissen nicht, was für einen Spieler sie haben"

Es ist der 10. Januar 1999, Barcelona trifft in LaLiga auf Athletic Bilbao. Der damals 18-jährige Xavi bestreitet seine zweite Saison als Profi und ist in guter Form, doch Trainer Louis van Gaal entscheidet sich gegen ihn. Stattdessen bekleidet Guardiola die Mittelfeldposition, auf der Xavi später zur Ikone werden sollte.

Doch das Umfeld des Youngsters möchte sich damit nicht zufriedengeben. Sein Vater Joaquin Hernandez hält van Gaals Entscheidung für unfair und setzt sich Manuel Angel Romero in Verbindung, der zu dieser Zeit für Real Madrid als Scout in Katalonien arbeitete.

"Sie wissen nicht, was für einen Spieler sie haben, was für ein Spieler Xavi ist, es scheint, dass sie nur auf Pep schauen", erinnerte sich Romero im Gespräch mit Marca an Hernandez' Worte: "Wenn du willst, können wir morgen zu Real Madrid gehen. "

Romero setzte sich daraufhin umgehend mit Paco Jimenez in Verbindung, der zu den Vertrauten von Real-Trainer Vincente del Bosque zählte: "Ich sagte zu Paco: 'Scheiße, hast du das gehört? Sag es dem Klub.'" Doch Jimenez war von der Idee nicht sonderlich angetan, wie Romero erklärte: "Er sah mich sehr ernst an. 'Was willst du? In Schwierigkeiten geraten?', antwortete er mir."

Xavi und Barca: "Das war es, wovon er träumte"

Der Zwischenfall war nicht der erste Versuch des Spielerbeobachter, Xavi zu verpflichten. Bereits als Kind fiel der technisch begabte Mittelfeldakteur Romero auf. "Natürlich hätte ich Xavi verpflichtet", erzählte er: "Ich war bei CE Mercantil und wollte ihn verpflichten, als er noch sehr jung war. Sein Vater war Koordinator von Terrassa."

Romero führte aus: "Wir waren in der gleichen Kategorie. Xavi war kleiner, aber er spielte bereits bei Alevin A. Er war großartig! Ich wollte ihn verpflichten. Ich sprach mit seinem Vater, der eine Metallzimmerei hatte, und wir sprachen darüber, wie man den Jungen von Terrassa nach Sabadell bringen könnte. Aber dann kam Oriol Tort [Barca-Scout, Anm. d. Red.], und es war logisch, dass er nach Barcelona ging. Das war es, wovon er träumte und was er tun wollte."

Pep Guardiola und Xavi gewannen zusammen alles, was es zu gewinnen gibt.
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Pep Guardiola und Xavi gewannen zusammen alles, was es zu gewinnen gibt.

Der neunjährige Scout Xavi

Nicht nur auf dem Feld wusste Xavi damals zu begeistern. So half er Romero bereits als Neunjähriger anstehende Gegner zu scouten: "Es gab kein Internet oder so etwas. Der Vater von Xavi rief mich jeden Sonntag an, weil die Mannschaft, die gegen Terrassa spielte, in der folgenden Woche gegen uns antreten würde. Als ich ihn fragte, sagte er: 'Warte, ich gebe dir Xavi'.

Roemro führte aus: " Xavi hat mir einen perfekten Bericht gegeben. Er hat mir alles über den Gegner erklärt, auf welchen Spieler wir aufpassen mussten, wie sie gefoult haben, die Eckbälle... unglaublich. Natürlich wollte ich ihn für Real Madrid verpflichten, so wie ich ihn für Mercantil wollte."

Guardiola und Xavi: Erst Konkurrenten, dann Erfolgsduo

Wie heute wenige überraschend sollte, kam es jedoch nie dazu. Während sein Vater verärgert über den Bankplatz gegen Bilbao mit Romero telefonierte, wurde Xavi 30 Minuten vor Schluss für Guardiola eingewechselt. Barcelona feierte einen 4:2-Erfolg über die Basken und die Gedanken an einen Abschied waren schnell verflogen.

Xavi blieb bis 2015 in Barcelona und sammelte 25 Titel mit seinem Jugendklub - die meisten davon mit seinem damaligen Konkurrenten Pep Guardiola, der Barca als Trainer zu einer Supermacht formen sollte. Und wer weiß: Vielleicht tut es ihm Xavi als Cheftrainer der kriselnden Blaugrana gleich.

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