Der Anfang vom Ende: Als der FC Barcelona Ousmane Dembele statt Kylian Mbappe holte

Von Chris Lugert
Dembele bei seinem Barca-Wechsel mit dem damaligen Klub-Präsidenten Josep Maria Bartomeu.
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Der FC Barcelona steckt derzeit in einer schlimmen Krise, auch aufgrund einiger Transferentscheidungen. Das Jahr 2017 war besonders schlimm.

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Wer einen Ausgangspunkt für die derzeitige Misere beim FC Barcelona sucht, der dürfte im Sommer 2017 angelangen. Denn in jener Zeit begann der Kreislauf aus sportlichen Fehlentscheidungen und finanziellem Wahnsinn, der den Klub schlussendlich in das aktuelle Dilemma stürzte.

Die Saison 2016/17 verlief für Barca alles andere als nach Wunsch. In der Champions League schieden die Katalanen bereits im Viertelfinale aus, in der Liga blieb nur die Vizemeisterschaft. Noch viel schlimmer allerdings für die stolze Blaugrana-Seele: In beiden Wettbewerben triumphierte am Ende Real Madrid. Erfolgstrainer Luis Enrique, der 2015 noch das Triple holte, kündigte schon vor Saisonende an, seinen Vertrag nicht zu verlängern.

FC Barcelona: Dembele sollte in Neymars Fußstapfen treten

Und als wäre das alles nicht schon heftig genug gewesen, folgte schließlich auch noch die Transfersaga um Neymar. Der Brasilianer wechselte für sagenhafte 222 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain und bereitete dem legendären Offensivtrio "MSN" aus Lionel Messi, Luis Suarez und eben sich selbst ein jähes Ende.

Immerhin bekam Barca durch den Abgang des Ausnahmespielers viel Geld in die Kassen gespült. Eine gute Ausgangslage, um den Kader zu verbessern, sollte man meinen. Doch in jenen Wochen traf Barcelona rückblickend betrachtet die erste schwerwiegende Fehlentscheidung. Denn als Neymar-Ersatz wurde der damalige Dortmunder Ousmane Dembele auserkoren, obwohl auch noch ein gewisser Kylian Mbappe verfügbar gewesen wäre.

Mbappe hatte in den Monaten zuvor bei der AS Monaco seinen Durchbruch geschafft und den Klub bis ins Halbfinale der Champions League geballert. Und Dembele zog durch Gala-Auftritte in der Bundesliga und auch in der Königsklasse die Blicke der Fußballwelt auf sich.

Kylian Mbappe und Ousmane Dembele sind bei der französischen Nationalmannschaft Kollegen.
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Kylian Mbappe und Ousmane Dembele sind bei der französischen Nationalmannschaft Kollegen.

Bartomeu erklärt: Neuer Trainer wollte Dembele statt Mbappe

Inzwischen hat sich auch Josep Maria Bartomeu, damaliger Präsident und für viele Fans das Gesicht des Niedergangs, zu den damaligen Transferentscheidungen geäußert und erklärt, was damals gegen Mbappe sprach. "Die Verpflichtung lag auf dem Tisch, aber die Trainer wollten Dembele, weil sie einen Spieler bevorzugten, der das Feld öffnen kann", erklärte Bartomeu im Gespräch mit der spanischen Zeitung AS.

Zur damaligen Zeit hatte Ernesto Valverde gerade von Enrique übernommen und wollte eine neue Ära prägen. Doch Dembele, für weit über 100 Millionen Euro geholt, konnte die Hoffnungen nie erfüllen. In seiner gesamten Zeit im rot-blauen Trikot war der Franzose vom Verletzungspech verfolgt. Manch BVB-Fan sah darin Karma für die Art und Weise, wie er sich aus Dortmund wegstreikte.

Mbappe hingegen wechselte ebenfalls nach Paris, offiziell jedoch zunächst auf Leihbasis, um das Financial Fairplay nicht völlig ad absurdum zu führen. Dort entwickelte er sich zu einem der weltbesten Angreifer und absoluten Superstars, auch im Verbund mit Neymar.

FC Barcelona: Bartomeu rechtfertigt Transfers

Barcelona, das weiter mit Biegen und Brechen nach der Rückkehr an die Weltspitze strebte und allmählich jedes Maß verlor, traf im darauffolgenden Winter gleich die nächste kostspielige Fehlentscheidung. Vom FC Liverpool wurde Philippe Coutinho geholt, ebenfalls für weit mehr als 100 Millionen Euro. Die Neymar-Millionen waren weg, doch auch Coutinho konnte nie an seine Leistungen in England anknüpfen.

Bartomeu jedoch zeigt sich wenig selbstkritisch und verweist darauf, dass die Transfers zum jeweiligen Zeitpunkt noch bejubelt worden seien. "Einige unserer Transfers haben die Erwartungen nicht erfüllt, Spieler, die viel Geld gekostet haben. Aber diese Dinge passieren im Fußball", sagte er und ergänzte: "Als wir die zwei Spieler verpflichtet haben, hat jeder applaudiert. Coutinho kam, weil Iniesta ging. Er war der Beste in der Premier League. Und Dembele kam wegen Neymars Abgang."

Spätestens mit dem nächsten 100-Millionen-Flop-Geschäft namens Antoine Griezmann 2019 war der finanzielle Beinahe-Kollaps eingeläutet. Bartomeu trat im Oktober 2020 auch aufgrund diverser Skandale zurück.

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