FC Liverpool: "Geld war noch nie eine Motivation!" Jordan Henderson wehrt sich gegen Kritik und rechtfertigt Wechsel nach Saudi-Arabien

Von Justin Kraft
Jordan Henderson Ittifaq 2023
© Al Ittifaq Twitter

Jordan Henderson hat sich in einem ausführlichen Interview gegen Kritik an seinem Wechsel vom FC Liverpool nach Saudi-Arabien gewehrt.

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"Wenn ich nicht spiele, kann das, wie jeder und vor allem der Trainer weiß, schwierig für mich sein", sagte Henderson im Interview mit The Athletic über seine sportlichen Beweggründe: "Vor allem, wenn ich schon so lange bei einem Verein bin und Kapitän der Mannschaft war." Auch mit Blick auf die Europameisterschaft 2024 wolle er nicht auf der Bank sitzen.

Als Al-Ettifaq anfragte, habe er das Gefühl gehabt, "dass sich mein Stellenwert oder der Wunsch, dass ich bleibe, beim Manager und innerhalb des Vereins vielleicht geändert hatte". Das habe er akzeptieren müssen. "Wenn einer dieser Leute zu mir gesagt hätte: 'Jetzt wollen wir, dass du bleibst', dann würden wir dieses Gespräch nicht führen", führte der 33-Jährige weiter aus: "Aber ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass der Verein oder irgendjemand will, dass ich bleibe."

Henderson wechselte im Sommer für rund 14 Millionen Euro zu Al-Ettifaq und unterschrieb einen Vertrag bis 2026. In England erntete er dafür viel Kritik. Unter anderem auch deshalb, weil er sich in der Vergangenheit oft mit der LGBTQIA+-Community solidarisierte und Homosexualität beispielsweise in Saudi-Arabien mit der Todesstrafe sanktioniert werden kann.

Dass er nur wegen des Geldes nach Saudi-Arabien wechselte, dementierte Henderson: "Man kann mir glauben oder nicht, aber in meinem Leben und in meiner Karriere war Geld noch nie eine Motivation. Niemals." Medial wurde berichtet, dass er jetzt umgerechnet rund 816.000 Euro pro Woche verdienen würde. Damit konfrontiert, fing Henderson an zu lachen und berichtigte: "Die Zahlen sind einfach nicht wahr. Aber wie gesagt, es musste für uns auch finanziell klappen." Er verdiene dennoch "gutes Geld" in Saudi-Arabien.

Jordan Henderson Ittifaq 2023
© Al Ittifaq Twitter
Jordan Henderson Ittifaq 2023

Jordan Henderson: "Ich verstehe den Ärger"

Die Kritik aus der LGBTQIA+-Community, dass er sich mit dem Wechsel von ihr abgewendet hätte, habe ihn wiederum verletzt. "Ich verstehe die Frustration. Ich verstehe den Ärger", sagte Henderson: "Alles, was ich sagen kann, ist, dass es mir leid tut, dass sie sich so fühlen." Es sei nie seine Intention gewesen, jemanden zu verletzen.

"Meine Werte ändern sich nicht, weil ich in ein anderes Land gehe, in dem die Gesetze möglicherweise anders sind", sagte Henderson. Vielmehr könne er mit seiner Anwesenheit für ein Umdenken sorgen. "Ich denke, dass die Leute meine Ansichten und Werte kannten, bevor ich gewechselt bin, und sie kennen sie auch heute noch. Und ich denke, dass es gut ist, in Saudi-Arabien jemanden mit diesen Ansichten und Werten zu haben", sagte Henderson. Er habe noch immer viele Freunde in der LGBTQ+-Community.

Kritik an dem Wechsel hatte unter anderem Thomas Hitzlsperger geäußert. "Du hast den Respekt vieler Menschen verloren, die Dir vertraut haben", schrieb der frühere National- und Premier-League-Spieler, der sich 2014 zu seiner Homosexualität bekannt hatte. Auch das LGBT+-Fannetzwerk Pride in Football nannte den Transfer "enttäuschend". Henderson bezeichnete diese Reaktionen als "schwer zu ertragen. (...) Dass die Leute mich kritisierten und sagten, ich hätte ihnen den Rücken gekehrt, tat mir wirklich sehr weh."

In der Saudi Pro League absolvierte Henderson bisher vier Spiele für Al-Ettifaq, in denen er jeweils als Kapitän auflief und zwei Vorlagen beisteuerte. Nach der Länderspielpause trifft der Engländer mit seinem neuen Klub auf den zehntplatzierten Abha Club.

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