Pierre-Emerick Aubameyang: Arsenals Lebensversicherung vor ungewisser Zukunft

Von Stefan Petri
Mit zwei Toren der Matchwinner gegen Manchester City: Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang.
© imago images/Richard Burley

Pierre-Emerick Aubameyang (31) hat den FC Arsenal mit zwei Toren zum Sieg über Manchester City und ins FA-Cup-Finale geschossen. Der Angreifer und Publikumsliebling ruft bei den Gunners Erinnerungen an Legende Thierry Henry wach. Dabei ist Aubas Zukunft ungewiss: Sein Vertrag läuft 2021 aus - und Klub und Spieler müssen sich noch voneinander überzeugen.

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"Er ist schon jetzt eine Arsenal-Legende, weil er so viele Tore in so wenigen Spielen geschossen hat", hatte Alexandre Lacazette seinen Sturmpartner aus Gabun bereits vor dem Duell mit den Citizens gelobt. Am Samstagabend hatte Aubameyang seinem Torsaldo zweite weitere Treffer gutgeschrieben - und an seinem Legendenstatus ganz sicher nicht gerüttelt.

Wo die Abwehr um David Luiz das Starensemble von Pep Guardiola mit einer hochkonzentrierten Vorstellung entzauberte und in Halbzeit eins keinen einzigen Schuss auf das Tor von Emiliano Martinez zuließ, wurde "Auba" auf der anderen Seite des Feldes seinem Ruf als Torjäger einmal mehr gerecht: Den Führungstreffer grätschte er förmlich mit dem Außenrist ins lange Eck, zum Endstand schob er kaltblütig durch die Beine Edersons ein. "Das ist eigentlich keine Vorlage für ein Tor, aber er machte trotzdem eins", lobte Vorlagengeber Kieran Tierney, der Aubameyang mit einem langen Ball auf die Reise geschickt hatte.

Für seine Kritiker, die ihm vorgeworfen hatten, gegen große Klubs nicht zu treffen, hatte der Angreifer auf Twitter anschließend nur eindeutige Emojis übrig. Überhaupt ist Aubameyangs Torquote seit seinem Wechsel zu den Gunners im Januar 2018 überragend: In allen Wettbewerben hat er für den Klub seitdem 66 Tore erzielt, damit liegt er in diesem Zeitraum auf der Insel lediglich hinter Liverpools Mo Salah (68).

Dabei besticht Aubameyang auch durch seine Konstanz: In Europas Top-5-Ligen haben nur vier Spieler in den vergangenen fünf Spielzeiten jeweils immer mindestens 20 Tore erzielt: Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Robert Lewandowski - und eben Auba. Der letzte Arsenal-Spieler, der in aufeinanderfolgenden Saisons mindestens 20 Mal traf, war Thierry Henry, und wenn man schon vom besten Stürmer der Klubhistorie spricht: Der brauchte für 50 Ligatreffer 83 Einsätze. Aubameyang schaffte es in 79.

Pierre-Emerick Aubameyangs Statistiken beim FC Arsenal

SaisonEinsätze insgesamtSpielminutenToreVorlagen
2017/18141.149104
2018/19513.859318
2019/20413.455252

Aubameyangs vertragliche Situation beim FC Arsenal: Verlängerung oder Transfer?

Kein Wunder also, dass der Mann mit der Nummer 14 auf dem Rücken Ekstase bei Fans und Mitspielern auslöst. Dazu kommt allerdings eine mittlerweile stetig steigende Nervosität - schließlich läuft der Vertrag des 31-Jährigen im Sommer 2021 aus. Und noch scheint seine Zukunft komplett offen. So forderte Promifan Piers Morgen am Samstag stellvertretend: "Zahlt Aubameyang, was er will. Der Mann ist ein Killer."

"Natürlich gibt es seit Monaten Gespräche mit dem Klub, aber zuletzt habe ich kein Angebot erhalten", verriet Aubameyang Mitte Juni gegenüber Telefoot: "Es wird die vielleicht wichtigste Entscheidung meiner Karriere."

Eine Entscheidung, die ihm auch sein Trainer nicht abnehmen kann. Dabei macht sich Mikel Arteta seit Monaten für seinen Leistungsträger stark - und äußerte sich nach dem FA-Cup-Halbfinale optimistisch: "Wenn ich mit ihm spreche, klingt er recht überzeugt." Er sei überzeugt, "dass man für alle Beteiligten eine gute Lösung finden könne", hatte der Spanier schon am Montag gesagt: "Ich habe ein sehr gutes Verhältnis mit ihm. Soweit ich weiß, ist er sehr glücklich hier."

"Diesen Weg will ich mit Arsenal einschlagen": Kann Mikel Arteta (r.) Aubameyang von einem Verbleib bei den Gunners überzeugen?
© imago images/Shaun Botterill
"Diesen Weg will ich mit Arsenal einschlagen": Kann Mikel Arteta (r.) Aubameyang von einem Verbleib bei den Gunners überzeugen?

Bleibt Aubameyang bei Arsenal? Diese Faktoren entscheiden

Das persönliche Wohlbefinden Aubameyangs, der als Frohnatur bekannt ist, wird jedoch nicht der einzige Faktor sein, der über seine Zukunft bestimmt. So soll er laut einem Bericht von ESPN einen Dreijahresvertrag fordern, Gehaltserhöhung auf 13 Millionen Pfund (rund 14,5 Millionen Euro) jährlich inklusive. Zum Ende dieses Kontrakts wäre er 35, verständlich also, dass Arsenal ob dieser Laufzeit erst einmal zögert.

Gleichzeitig stellt sich für ihn die Frage nach dem sportlichen Erfolg: Als Aubameyang den BVB vor zweieinhalb Jahren verließ, ging es auch darum, um Titel mitspielen zu können. Stattdessen haben die Gunners national den Anschluss verloren und sind nur noch in Pokalwettbewerben konkurrenzfähig: Einmal Sechster, dann Fünfter, in dieser Saison muss das Team sogar um die Qualifikation für die Europa League zittern. In der Champions League ist Aubameyang für Arsenal noch nie aufgelaufen. Gut möglich, dass sich das auch in den kommenden Jahren nicht ändert, sollte er bleiben.

Arteta baut ein neues Arsenal - mit Aubameyang?

Immerhin: Nicht erst seit den Siegen gegen Liverpool und City innerhalb einer Woche scheint im Klub etwas zu wachsen: Arteta, lange die rechte Hand von Guardiola, ist dabei, dem Team wieder eine Philosophie, eine neue Identität einzuimpfen. Er will Arsenal wieder an die Spitze führen - und forderte dafür zuletzt öffentlich teure Verstärkungen: "Andere Klubs investieren und so wird der Abstand immer größer. Wir müssen entscheiden, ob wir die Lücke schließen oder auf der Stelle treten wollen."

Neue Stars und ein klarer Weg an die nationale - und internationale - Spitze könnten Aubameyang eine weitere Saison ohne Königsklasse schmackhaft machen. "Er muss das Gefühl haben, dass das der richtige nächste Schritt in seiner Karriere ist", sagt Arteta. Dabei wäre sein Torjäger auch als Vorbild und Ansprechpartner für die junge Generation um Bukayo Saka (18) oder Gabriel Martinelli (19) wichtig.

Die Frage ist nun, ob Arsenal angesichts der Corona-Pandemie die finanziellen Mittel stemmen kann, um im Kampf mit den Manchesters und Liverpools aufzurüsten. Umgekehrt stellt sich für den Stürmer aber auch die Frage nach Alternativen: Der FC Barcelona und Inter Mailand werden als Interessenten gehandelt, aber auch dort muss die entsprechende Ablöse erst einmal aufgebracht werden.

Wie Lacazette es ausdrückte: "Ich warte ab, genau wie alle anderen. Und hoffe nur, dass ich es vor der Presse erfahre."

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