FC Liverpool - Kommentar zu Jürgen Klopp: Schon jetzt einer der größten Trainer aller Zeiten

Jürgen Klopp hat mit dem FC Liverpool die Meisterschaft gewonnen.
© imago images/Shaun Botterill

Dank Jürgen Klopp feiert der FC Liverpool die erste Meisterschaft seit 30 Jahren. Weil sich "The Normal One" einerseits treu geblieben ist, andererseits aber auch neu erfunden hat. Ein Kommentar.

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Als der FC Liverpool zuletzt englischer Meister wurde, feierte Stürmer Jürgen Klopp mit Oberligist Rot-Weiss Frankfurt den Gewinn der Hessenmeisterschaft. Deutschland war noch nicht wiedervereinigt, Großbritannien wurde von Margaret Thatcher regiert.

So wie Klopp im Sommer 1990 nicht geglaubt hätte, jemals einer der erfolgreichsten Trainer der Welt zu werden, so wenig hätten die Fans des damaligen Dominators und Rekordmeisters Liverpool geglaubt, drei Jahrzehnte lang auf die nächste Meisterschaft warten zu müssen.

Welche Bedeutung das Ende der Durststrecke für die gesamte Region, aber auch die Millionen von Anhängern in der ganzen Welt hat, kann man erahnen, wenn man die ausgelassenen Spontanpartys auf den Straßen der Stadt und auch die Glückstränen des überwältigten Klopp im Livefernsehen gesehen hat.

Früheste Meisterschaft der Geschichte ist Klopps Verdienst

Dass die Reds nach einer überragenden Saison mit nur einer Niederlage die früheste Meisterschaft in der Geschichte der stärksten Liga der Welt perfekt gemacht haben, ist zum allergrößten Teil Klopps Verdienst. Der 53-Jährige hat seit seinem Amtsantritt im Oktober 2015 mit kontinuierlicher Arbeit eine Weltklasse-Mannschaft entwickelt, gegen die die teilweise finanziell deutlich überlegenen Konkurrenten wie Manchester City und United nur noch kapitulieren konnten.

"The Normal One" ist sich an der Merseyside einerseits mit seiner authentischen, zupackenden und (meist) sympathischen Art treu geblieben. Andererseits hat er sich neu erfunden. Denn nach den Triumphen mit Borussia Dortmund, die seine klare Handschrift trugen und angesichts der folgenden Dominanz des FC Bayern im Rückblick immer großartiger werden, wirkte sein Zauber am Ende verpufft.

In der letzten Saison beim BVB drohte phasenweise der Absturz in die Zweitklassigkeit und im Pokalfinale blieb Klopp der krönende Abschied verwehrt, weil sein in die Jahre gekommenes Team gegen den VfL Wolfsburg chancenlos war. Auch der Anfang in Liverpool war, trotz aller Euphorie, mühsam. Der achte Platz in der ersten Spielzeit hinter den fünf großen Rivalen, aber auch hinter Southampton und West Ham, war eine ernüchternde Bestandsaufnahme.

Krönung von Klopps Schaffen und ein historischer Triumph

Doch Klopp baute beharrlich an seinem Team und entwickelte seine Idee von Pressing und Gegenpressing weiter bis zur Perfektion. Zwar scheiterte Liverpool im Vorjahr in der Liga nach einer ebenfalls großartigen Saison noch knapp an Manchester City, gewann aber dafür hochverdient die Champions League. Gleichwohl ist der Erfolg in der Premier League und vor allem die Art und Weise die Krönung seines bisherigen Schaffens an der Anfield Road.

Der Triumph ist nicht nur für Liverpool, sondern auch für Klopp historisch. Schon jetzt gehört er zu den größten deutschen Trainern aller Zeiten. Klar, Udo Lattek, Ottmar Hitzfeld, Jupp Heynckes und Hennes Weisweiler haben mehr Meistertitel gewonnen. Aber kein Deutscher holte vor Klopp die Meisterschaft in der weltweit führenden Premier League, und seine Karriere ist zudem noch lange nicht zu Ende.

Auch wenn der gebürtige Schwabe vermutlich selbst weiß, dass die Bestätigung seines Erfolgs nun ungleich schwerer werden wird - auch das zeigt ja die Geschichte. Womöglich muss sich Klopp dafür erneut neu erfinden.

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