Duncan Edwards: Wie Manchester United sein größtes Talent bei einem Flugzeugabsturz verlor

Von Maximilian Schmeckel
Galt als größtes Talent Englands zu seiner Zeit und starb viel zu früh: Duncan Edwards von Manchester United.
© Goal

Duncan Edwards gilt als einer der talentiertesten Spieler aller Zeiten, war Englands Hoffnung. 1958 starb er viel zu jung bei einem Flugzeugabsturz.

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Der Himmel über Bayern wirft an jenem Februar-Tag noch immer dicke Flocken ab, als das größte Talent des englischen Fußballs im Klinikum rechts der Isar in München um sein Leben kämpft. Am 6. Februar 1958 war nach dem Auftanken in München-Riem beim Start im dichten Schneetreiben die Maschine mit der Flugnummer BEA 609 abgestürzt und in Brand geraten.

An Bord: die blutjunge Mannschaft von Manchester United, die unter Trainer Matt Busby und dem legendären Namen 'Busby Babes' zu den besten Teams Europas zählte. Und mit ihr: der 21 Jahre alte Duncan Edwards. Ein Ausnahmetalent, das bis heute als einer der besten englischen Spieler aller Zeiten gilt.

Der schwer verletzte Nationalspieler hat innere Blutungen, als er am Tag des Absturzes ins Krankenhaus gebracht wird. Fünf Tage später fällt er ins Koma, weitere zehn später, am 21. Februar, stirbt er. Mit ihm 22 weitere der insgesamt 43 Flugzeuginsassen, darunter sieben weitere Spieler. Er aber war der talentierteste von ihnen. Nicht nur die Hoffnung seines Klubs, sondern auch von ganz Fußball-England. Bis heute streiten sich Experten darüber, ob Edwards das Potenzial gehabt hätte, heute in einer Reihe mit Pele, Maradona oder Cruyff genannt zu werden.

Duncan Edwards jongliert vor der Saison 1956/57 bei einem Fotoshooting mit dem Ball.
© imago images
Duncan Edwards jongliert vor der Saison 1956/57 bei einem Fotoshooting mit dem Ball.

Immer nur Fußball

Eine der tragischsten Geschichten der Fußball-Historie, an die noch heute die 'Munich Clock' im Old Trafford erinnert, beginnt im Jahr 1936 in Dudley, einer Grafschaft in den West Midlands. Heute dominieren Backsteinhäuser, rote Schornsteine, die Burg hoch oben auf dem Hügel und steile Dächer. In den Dreißigern aber sind die Nachwirkungen der Industriellen Revolution stark spürbar. Es gibt Arbeit in der Ortschaft. In den umliegenden Bergwerken, wo Kohle, Erz und Kalkstein abgebaut und in den nahen Fabriken direkt vor Ort verarbeitet werden. Und mittendrin im geschäftigen Treiben: ein blasser Junge namens Duncan Edwards, der immer nur mit dem Ball am Fuß anzutreffen ist, den ihm sein Onkel geschenkt hatte.

Er ist das einzige Kind von Gladstone und Sarah Anne Edwards, nachdem seine Schwester im Alter von 14 Wochen gestorben war und dementsprechend der ganze Stolz der kleinen Familie. Sie lassen ihn Fußball spielen. In der Schulmannschaft von Dudley, später auch in regionalen Auswahlteams. Und er ist immer der Beste. Mit 14 wird er Kapitän der englischen Schulauswahl, spielt sogar im großen Wembley Stadium.

Zu dieser Zeit wird Jack O'Brien auf ihn aufmerksam, jener legendäre Scout von Matt Busby. Er habe heute einen Zwölfjährigen gesehen, der eine spezielle Beobachtung verdiene, schreibt er im offiziellen Bericht an Busby. Sein Name sei Duncan Edwards, aus Dudley. Obwohl O'Brien ihn zwei Jahre zu jung geschätzt hatte, lädt man ihn zwei Jahre später zum Probetraining ein.

In diesen zwei Jahren hatte die Pubertät aus dem schmalen Bübchen einen breiten Mann gemacht, mit muskulösen Oberschenkeln, perfekt durchtrainiertem Oberkörper. Der legendäre Stanley Matthews verglich ihn mit einem "Stein in tobender See". Etwa 1,80 Meter groß, brachte er einfach alles mit: einen scharfen Distanzschuss, dynamische Bewegungen, Technik, eine famose Übersicht, Beidfüßigkeit. 'Big Tank' oder 'Big Dunc', wie später seine Spitznamen lauteten, ist beim Probetraining so gut, dass Busby ihn sofort verpflichtet.

Sir Bobby Charlton über seinen ehemaligen Mitspieler Duncan Edwards.
© SPOX
Sir Bobby Charlton über seinen ehemaligen Mitspieler Duncan Edwards.

Herzstück mit Charlton

"Er konnte alles", erinnerte sich Sir Bobby Charlton, seines Zeichens der größte englische Spieler aller Zeiten, und konstatierte später, Edwards sei "der einzige Spieler, der mir das Gefühl gab, minderwertig zu sein". Der legendäre schottische Trainer Tommy Docherty war sich gar sicher, dass Edwards der größte Spieler aller Zeiten geworden wäre. "George Best war etwas Besonderes, genauso wie Pele und Maradona, aber in meinem Kopf war Duncan viel besser, weil er einfach alles konnte."

Er passt perfekt zur Fußball-Idee, die Busby kreiert. Edwards soll gemeinsam mit Bobby Charlton das Herzstück der jungen Mannschaft werden, von der einige Akteure seit frühester Jugend zusammenspielen. Als Edwards 17 ist, wird er in die erste Mannschaft gezogen. Und er kann alles spielen. Auf der Sechs, als Außenstürmer, im Zentrum, hinten wie vorne.

"Wie ein Löwe"

1955/56 und 1956/57 wird United englischer Meister, beim zweiten Mal mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren. Mit schnellem Fußball, klugen Angriffen, einer Form von heutigem Kurzpassspiel. Und Edwards überragt sie alle, dieser blutjunge Kerl, der immer schon dort steht, wo der Gegner hin will und dessen Zuspiele mit chirurgischer Präzision immer genau dort landen, wo der Gegner nicht ist. Und er liebt den Druck.

"Je größer das Spiel, desto besser hat es ihm gefallen", erinnerte sich Busby später. Billy Wright, Führungsspieler des größten United-Rivalen der damaligen Tage, Wolverhampton, stimmte in die hymnischen Klänge ein, als er sich an einen Pokalfight gegen United erinnert: "Duncan kämpfte wie ein Löwe, griff bei jeder Gelegenheit an, und krönte seine Leistung mit dem Siegtreffer. Er war erst 19, aber schon ein Weltklasse-Spieler."

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