"Kein Trainer würde von einer einfachen Aufgabe sprechen. Auf der anderen Seite ist es großartig, was Sir Alex hinterlassen hat und was hier möglich ist", umriss Moyes die Chancen und Risiken seiner Rolle als Nachfolger seines schottischen Landsmanns, der mehr als 26 Jahre lang bei den Red Devils das Kommando gab und unter anderem 13-mal die Meisterschaft und zweimal die Champions League gewann.
Moyes will eigenen Weg gehen
Moyes versicherte jedoch, trotz der Fallhöhe keine Versagensängste zu haben: "Die gibt es nicht. Aber es ist doch klar, dass man mit einer gehörigen Portion Respekt an diese Aufgabe herangeht. Und das ist gut so. Es treibt einen an und hilft dabei, fokussiert zu bleiben."
Der Unterstützung Fergusons, der dem Klub als Direktor erhalten bleibt, ist sich Moyes zwar sicher, doch bei aller Unterstützung möchte er schnell seinen eigenen Weg finden: "Auf Alex' Wissen werde ich sicher zurückgreifen. Aber jetzt ist es meine Mannschaft, ich bin verantwortlich. Nun ist es meine Aufgabe, meine eigene Geschichte zu schreiben."
Dabei räumte der langjährige Everton-Coach ein, dass der Schatten seines Vorgängers dieses Unterfangen zwar nicht erleichtert, ihn allerdings auch nicht behindern darf: "Ich folge jemandem nach, der eine unglaubliche Geschichte geschrieben hat. Aber als Trainer ist es doch überall so, dass du gewinnen musst, um im nächsten Spiel eine neue Chance zu bekommen. Das ist bei Manchester United nicht anders."
"Charity Shield wäre Alex' Trophäe"
Der 50-Jährige ist sich darüber im Klaren, dass ihm nur Titel helfen. Dabei gilt für ihn aber nicht das Motto, so schnell wie möglich etwas in Händen zu haben: "Es kommt immer darauf an, welche Trophäe man gewinnt. Der Singha Cup in Bangkok hätte nicht wirklich gezählt."
Auch der Charity Shield am 11. August gegen FA-Cup-Sieger Wigan Athletic wäre für Moyes kein Titel, den er sich ans Revers heften würde: "Diese Trophäe würde Alex gehören, weil er das Team als Meister nach Wembley gebracht hat. Ich schaue eher auf andere Titel."
Nun der Gejagte in England
Besonders die erfolgreiche Verteidigung der Meisterschaft hat für United Priorität. Angesichts des schweren Auftaktprogramms mit Spielen gegen Chelsea, Liverpool und Manchester City an den ersten fünf Spieltagen warnt Moyes jedoch vor zu hohen Erwartungen: "Die Premier League wird auch durch die vielen Trainerwechsel unvorhersehbarer. Trotzdem hoffe ich, dass Manchester United jeden Gegner schlagen kann, gegen den es favorisiert ist."
Dabei ist sich der 50-Jährige bewusst, nun der Gejagte zu sein: "Es wird zwar neu für mich, aber daran werde ich mich schnell gewöhnen. Alles in allem fühle ich mich durchaus wohl in dieser Rolle."
Sieg-Faktor Old Trafford
Dass viele Gästeteams ängstlich ins Old Trafford reisen, weiß Moyes nur zu gut aus seiner Zeit als Trainer des FC Everton, in der er nie bei den Red Devils gewinnen konnte: "Ich kenne das Gefühl genau: Man will das Old Trafford einfach nur lebend verlassen."
Als Trainer der Heimmannschaft wird die Atmosphäre des Theatre of Dreams nun für ihn zum Faustpfand: "United ist der größte Klub in England, vielleicht sogar der Welt. Jeder Gegner sagt sich: 'Oh no, wir müssen zu Manchester United'. Das wollen wir aufrechterhalten."
Moyes arbeitet seit dem Ende seiner Spielerkarriere im Jahr 1998 als Chefcoach. Nach Preston North End (1998-2002) und dem FC Everton (2002-2013) ist Manchester United die dritte Station des bislang noch titellosen Trainers.
David Moyes im Steckbrief