Ritter oder Furcht und Tadel

Von dapd
Alex Ferguson ist seit 1986 durchgehend Trainer von Manchester United
© Getty

Als Alex Ferguson als 16-Jähriger sein erstes Ligaspiel für den Amateurklub FC Queen's Park aus seiner Heimatstadt Glasgow absolvierte, war Deutschland nach dem Wunder von Bern 1954 amtierender Weltmeister.

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Mehr als ein halbes Jahrhundert liegt das inzwischen zurück, und aus dem einstigen schottischen Stürmertalent der 1950er Jahre wurde der erfolgreichste Trainer der britischen Fußballgeschichte. Am Silvestertag feiert die lebende Legende Sir Alex seinen 70. Geburtstag.

Etwa 2500 Spiele hat er in seiner Karriere als Spieler und Trainer erlebt - die meisten davon hat er gewonnen. Und das Faszinierendste an dem wild Kaugummi kauenden Schotten ist wohl die Tatsache, dass er noch immer jedes einzelne Tor seiner Mannschaft so ausgelassen feiert, als hätte es ihm gerade den nächsten Titel beschert.

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Keine Titel, nur zwei Aufstiege als Spieler

Dabei war Ferguson als Spieler alles andere als ein Titelsammler: Bei seinem ersten Verein Queen's Park kam er trotz einer beeindruckenden Torquote von 20 Treffern in 31 Partien nie über die Reservistenrolle hinaus.

Er wechselte 1960 zum FC St. Johnstone, wo es ihm jedoch kaum besser erging - bis zu einem nachhaltigen Spiel gegen Serienmeister Glasgow Rangers, in dem Ferguson einen Hattrick schaffte, mit dem der Aufstieg in die erste Liga gelang. Er ging daraufhin im Sommer 1964 zu Dunfermline Athletic und wurde Profi.

Ein Jahr später wurde der Stürmer mit 31 Treffern Torschützenkönig und wurde 1967 für die damalige Rekordablösesumme zwischen zwei schottischen Klubs in Höhe von 65.000 Pfund zu den Rangers transferiert, wo er in zwei Jahren ebenfalls keine Titel feiern konnte. Seine Karriere ließ Ferguson beim Zweitligisten FC Falkirk, mit dem er 1970 den Sprung in die erste Liga schaffte, und Ayr United ausklingen. Es war eine Karriere ohne große Erfolge außer den beiden Aufstiegen.

Rekorde mit Aberdeen, Nationaltrainer nach Steins Todesfall

Das änderte sich, als der Rotwein-Genießer im Alter von 32 Jahren vom Platz auf die Bank wechselte: East Stirlingshire hieß sein erster Klub 1974, bei dem Ferguson angeblich nur 40 Pfund pro Woche verdiente, den er aber schon nach wenigen Monaten in Richtung St. Mirren verließ. Dort schaffte er mit einer extrem jungen Mannschaft 1977 den Sprung in die erste Liga und machte ein Jahr später den Schritt zum FC Aberdeen.

Das war zwar erstmals ein Topklub, der stand aber stets im Schatten der beiden Glasgow-Vereine und konnte seit dem Titel 1955 in der Liga nichts mehr reißen - bis Ferguson kam: Drei Meisterschaften (1980, 1984 und 1985), vier Pokalsiege (1982 bis 1984 und 1986), ein Ligapokal (1986) und der Europapokalsieg der Pokalsieger, inklusive europäischem Supercup (1983) bedeutete die bis heute erfolgreichste Ära der Klubgeschichte.

Ganz nebenbei übernahm er von 1985 bis zur WM 1986 zusätzlich die schottische Nationalelf, nachdem Trainer Jock Stein nach einem Herzinfarkt während eines Spiels verstorben war.

Absagen an Arsenal und die Spurs - die United-Ära begann

Bereits zu diesem Zeitpunkt wollten die Londoner Klubs FC Arsenal und Tottenham Hotspur den knochigen Schotten, doch Ferguson blieb in Aberdeen - bis Ron Atkinson Anfang November 1986 bei Manchester United entlassen wurde und Ferguson sich erstmals in seinem Fußballer-Leben den Lockrufen aus England nicht mehr widersetzen konnte. Es begann eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die nach inzwischen einem Vierteljahrhundert noch immer kein Ende nehmen will.

Auch wenn sein Stern nach dem Aus in der Champions League aktuell etwas weniger leuchtet, so ist die Erfolgsserie mit den Red Devils in den vergangenen 25 Jahren einfach nur einmalig: Unter ihm gewann United zwölfmal die Meisterschaft, fünfmal den Pokal, viermal den Ligapokal und zehnmal das Community Shield, also den englischen Supercup.

International gewann Manchester unter Ferguson, der 1999 von der Queen zum Ritter geschlagen wurde, je zweimal den Europapokal der Pokalsieger, den europäischen Supercup (je 1983 und 1991) und die Champions League (1999, 2008).

Nächstes Jubiläum vor Augen

Über seinen Rücktritt wurde schon oft spekuliert, doch so richtig kann sich wohl kaum jemand ein Manchester United ohne Sir Alex vorstellen - spätestens, seitdem eine Tribüne in Old Trafford zu seinem 25. Dienstjubiläum nach ihm benannt wurde.

Vielleicht will er nach einem Vierteljahrhundert bei United und 70 Lebensjahren ja noch ein weiteres Jubiläum erreichen: Zwei Triumphe fehlen ihm noch, dann hätte er die schier unfassbare Zahl von 50 Titeln in seiner Trainerkarriere komplett. Niemand zweifelt ernsthaft daran, dass er es schaffen wird.

Sir Alex Ferguson im Steckbrief

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