"Was wollt Ihr alle von Freddy Adu?"

Von Interview: Jochen Tittmar
Jozy Altidore (r.) jubelt mit Charlie Davies über einen Treffer bei der Nationalmannschaft
© Getty

Im Interview mit SPOX erklärt Jozy Altidore, warum er sich für Hull City entschieden hat, wo die Unterschiede zwischen Amerika, Spanien und England liegen und wieso die MLS einen Sprung nach vorne gemacht hat.

Cookie-Einstellungen

SPOX: Herr Altidore, Sie haben eine Reihe an Rekorden aufgestellt. Können Sie die eigentlich selbst alle aufzählen?

Jozy Altidore: Ich glaube schon, aber um mich nicht zu blamieren, mache ich das jetzt nicht (lacht). Ich denke nicht die ganze Zeit daran. Die Rekorde sind toll und ich freue mich, dass ich Sie aufgestellt habe. Dennoch habe ich noch einen langen Weg vor mir. Um ein besserer Spieler zu werden, nutzen mir diese Bestmarken ja nichts.

SPOX: Auch wegen der besseren Einwicklungschancen haben Sie sich für Hull City entschieden. Wieso?

Altidore: Mein Hauptaugenmerk lag auf der Spielpraxis. Hull hat ein gutes Management und einen Präsidenten, der viel Geld in den Klub steckt. Es geht in die richtige Richtung. Zudem sind wir relativ neu in der Premier League. Es steckt viel Potenzial drin. Ein guter Ort, um Fußball zu spielen. Wir müssen uns nur anständig weiterentwickeln. Diese Saison ist für den Verein sehr wichtig.

SPOX: War die Perspektive bei Villarreal so schlecht?

Altidore: Villarreal ist ein großer Klub und ich möchte irgendwann dahin zurück. Momentan ist es aber so, dass ich Spiele benötige. Ich bin ein junger Spieler und kann nur lernen, wenn ich regelmäßig spiele.

SPOX: Wenn Sie Ihre Erfahrungen in Europa mit denen in den USA vergleichen: Was ist anders?

Altidore: In Europa gibt es viele Topspieler in vielen Topligen. Diese Spieler wissen, worauf es auf höchstem Niveau ankommt. Es gibt zudem viele ältere Spieler, die früher ganz oben waren und jetzt ihre Erfahrungen an die jungen, aufstrebenden Spieler weitergeben.

SPOX: Und was ist mit den Trainern?

Altidore: Die Europäer haben viel erfahrenere Trainer, die ständig mit guten Spielern zusammenarbeiten können. Das gibt es in den Staaten alles nicht. In Amerika hat man nicht dasselbe Verständnis von dieser Sportart.

SPOX: Zu Ihren Kumpels zählen Freddy Adu und Landon Donovan, denen in Europa nicht der große Wurf gelang. Haben Sie mit ihnen vor Ihrem Wechsel gesprochen?

Altidore: Ja, sie gaben mir ein paar Tipps. Ich denke aber, dass dir viele erzählen können, wie es ist, auf höchstem Niveau zu spielen. Wie es sich am Ende anfühlt, weiß man aber erst, wenn man es selbst erlebt hat.

SPOX: Sie sprachen vom unterschiedlichen Spielverständnis in Amerika und Europa. Ist das die Ursache, warum Adu in Europa bislang wenig reißen konnte?

Altidore: Nein, da stimme ich nicht zu. Ich verstehe nicht, was die Leute von einem 18-Jährigen verlangen. Adu war 18 als er nach Europa ging und er ist immer noch dort. Niemand hat ihn weggeschickt. Jetzt ist er 20. Ich verstehe nicht, warum man ständig sagt, dass es mit ihm nicht geklappt hat. Er ist doch im Grunde erst gerade angekommen.

SPOX: Was sagen Sie dann zu Landon Donovans Engagement in Europa?

Altidore: Ich denke, dass er ein Topspieler ist und in Europa spielen kann - ohne Probleme. Es kommt nur darauf an, das Passende zu finden. Das war bei ihm leider nicht der Fall.

SPOX: In der MLS trumpft er aber immer auf. Ist die Liga zu schwach, um als Spieler in Europa zu bestehen?

Altidore: Landon wäre in den Länderspielen nicht so stark, wenn die MLS zu schwach wäre. In der MLS gibt es Spieler, die auf der ganzen Welt bestehen können.

SPOX: Man muss auf jeden Fall konstatieren, dass die MLS einen Sprung nach vorne gemacht hat. Woran liegt das?

Altidore: Die Liga ist wettbewerbsfähiger geworden. Es gibt nun mehr Spieler, die aus allen Teilen der Welt kommen. Die MLS muss eine Liga wie jede andere Liga auf der Welt werden - und dazu braucht man Ausländer.

SPOX: Dafür wurde nach der Saison 2006 die "Designated Player Rule" eingeführt, die es ermöglicht, einen Spieler in den Kader aufzunehmen, der über der Gehaltsobergrenze liegt. Siehe David Beckham.

Altidore: Genau, der Beckham-Deal hat der Liga einen ungemeinen Schub gegeben. Er ist das absolute Aushängeschild der Liga. Seit er da ist, steigen das Interesse und der Zuschauerschnitt kontinuierlich an. Das war ein sehr wichtiger Schritt. Mit mehr Ausländern, die schon viele Erfahrungen gesammelt haben, erhöht sich eben das Niveau.

Hier geht's zum Porträt über Jozy Altidore