Lehmanns Endspiel

Von Richard Rother
Fußball, FA Cup, Lehmann, Arsenal, Manchester
© Getty

München - "Jedes Spiel ist ein Endspiel" ist eine der plattesten Fußball-Weisheiten. Wenn der FC Arsenal am Samstag in Old Trafford einmarschiert, geht es gegen Manchester United "nur" um den Einzug ins Viertelfinale des FA-Cups.

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Für Arsenal-Keeper Jens Lehmann könnte die Partie jedoch bereits zum Endspiel um die Nummer Eins im Deutschen Tor bei der EM werden. 

Mit Argusaugen wird die Öffentlichkeit - und vor allem Nationalcoach Joachim Löw - den Auftritt der deutschen (Noch-)Nummer Eins unter die Lupe nehmen (Sa., 18.15 Uhr im SPOX-TICKER) und hinterher vielleicht neue Anhaltspunkte für eine erweiterte Torwartdiskussion finden.

Die Konkurrenz schläft nicht 

Klar ist: Nach den guten Leistungen der Konkurrenten Timo Hildebrand, Rene Adler und Tim Wiese darf sich Lehmann keine weiteren Schnitzer leisten. Bei einer Niederlage wäre der 38-Jährige gar zur Argumentationslosigkeit verdammt, weil er sonst nicht mehr im Arsenal-Tor zum Zuge käme.

Drei mögliche Szenarien, die für Lehmann wegweisend in Richtung EM-Tor oder Reservebank wären:

Arsenal gewinnt, Lehmann spielt gut: Wenn die Gunners das Old Trafford als Sieger verlassen und der deutsche Keeper mit guten Paraden einen Anteil daran hat, ist die Kuh erstmal vom Eis. "Er wird im FA Cup schwer zu schlagen sein, denn er weiß, dass dies mehr Einsätze für ihn bedeutet", sagte Trainer Arsene Wenger unlängst.

Arsenal verliert, Lehmann ist unschuldig: Wenn die Gunners jedoch im 176. Duell mit den Red Devils eine Niederlage einstecken müssen, hätte Lehmann ein ernsthaftes Problem. Sollte Manuel Almunia nach überstandener Virus-Infektion in der nächsten Woche wieder fit sein, wäre der Deutsche wohl für den Rest der Saison zum Zuschauen verdammt und würde nur noch im Länderspiel gegen die Schweiz am 26. März zum Einsatz kommen. Ein klarer Nachteil gegenüber seinen Konkurrenten.

Arsenal verliert, Lehmann patzt: Jeder Patzer erhöht den Druck auf Jogi Löw, der dem 38-Jährigen für das Schweiz-Spiel eine Einsatzgarantie gegeben hatte. Die Diskussion würde weiter angeheizt werden, zumal Bundestorwarttrainer Andreas Köpke bekannte, dass die Tür für weitere Kandidaten wie Adler oder Wiese noch nicht zu sei.

Zahl der Kritiker steigt 

Ob Sieg oder Niederlage - der 38-Jährige sieht sich einer steigenden Masse an Kritikern gegenüber, während die Zahl der Lobbyisten für Wiese und Co. steigt.

"Tim Wiese muss ganz klar ein Thema für die Nationalmannschaft sein", hatte Bremens Manager Klaus Allofs nach Wieses Gala-Vorstellung im UEFA-Cup mit zwei gehaltenen Elfmetern gefordert.

Werder-Trainer Thomas Schaaf meinte: "Wenn man sieht, wie viele Namen da immer wieder reingeworfen werden, da muss man Tim Wiese sicher dazunehmen."

Auch der 23-jährige Rene Adler von Bayer Leverkusen hatte gegen Galatasaray Istanbul mit einer bärenstarken Leistung weiter Werbung für sich betrieben, so dass Bayer-Sportdirektor Rudi Völler anregte, neben Lehmann, Hildebrand und Enke nur noch die Youngster Adler und Manuel Neuer (Schalke 04) für die EM in Betracht zu ziehen.

Wer auch immer sich noch für oder gegen Lehmann aussprechen sollte: Am Ende wird der 38-Jährige selbst mit seinen Leistungen über die T-Frage entscheiden. Eine tadellose Leistung plus Sieg in Manchester wäre ein Anfang. 

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