Lionel Messi wechselt zu Inter Miami: Ein Transfer, der den amerikanischen Fußball für immer verändert

Von Ryan Tolmich
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SPOX und GOAL blicken auf die Zukunftsentscheidung von Lionel Messi, zu Inter Miami zu wechseln: Wie kam sie zustande? Und was bedeutet sie für alle Beteiligten?
 

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Was einst nur eine Fantasie war, ist nun Realität: Lionel Messi, der wohl größte Spieler der Geschichte, wechselt zu Inter Miami. Nach all der langen Zeit, all den Gerüchten, Leaks und Spekulationen ist Messi nun endlich da.

Es ist immer noch seltsam, diesen Satz zu schreiben - trotz all der Vorbereitungen, die ihm vorausgingen. Messis Ankunft in der MLS fühlte sich immer wie ein Wunschtraum an, an den nur die hoffnungsvollsten amerikanischen Fußballfans wirklich glaubten. Eine Zeit lang hatte man das Gefühl, Inter Miami und die MLS seien unfähig, mit den Verlockungen der europäischen Konkurrenz, dem Geld des Nahen Ostens und der Romantik einer südamerikanischen Rückkehr zu konkurrieren.

Am Ende aber erwies sich die MLS als perfekte Verbindung aller drei Faktoren. Mit seinem Wechsel in die USA wird Messi umgehend zu einer amerikanischen Sportikone, zum zweiten David Beckham und vielleicht sogar noch größer. Es passt wie die Faust aufs Auge, dass Beckhams Verein derjenige ist, der Messi holt und eine neue Ära der MLS einleitet, die von einem der Größten des Sports angeführt wird.

Wie kam es also dazu und was bedeutet das Ganze? Bei SPOX erfahrt Ihr alles, was Ihr über Messis große Entscheidung wissen müsst.

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Lionel Messi: Ein Wechsel, an dem seit Jahren gearbeitet wurde

Im Jahr 2020 befand sich Messi zum ersten Mal in seiner Karriere an einem Scheideweg, als sein Vertrag beim FC Barcelona auslief. Wie wir alle wissen, entschied er sich schließlich, eine weitere Saison bei Barça zu bleiben. Aber in jenem Sommer zeigten sich die ersten Anzeichen einer Verschlechterung der Beziehung zwischen dem Superstar und dem einzigen Verein, den er je sein Zuhause genannt hatte.

Im Sommer darauf dann konnte er gehen, wohin er wollte. Zum ersten Mal in seiner Karriere stand Messi ohne Verein da. Mehr oder weniger mangels Alternativen ging er nach Paris, um bei PSG zu unterschreiben. Aber das war das erste Zeichen echter Hoffnung für Vereine außerhalb von Katalonien.

In der MLS war Inter Miami schon immer die Adresse, die die Kriterien von Messi am besten erfüllen konnte. Seit Jahren versucht man in Miami, ein Team aufzubauen, das den argentinischen Star anziehen könnte. Einer der ersten großen Neuzugänge war Messis langjähriger Mannschaftskamerad Gonzalo Higuaín, der sich kurz vor seinem Ruhestand sehr positiv über seine Erfahrungen in Miami äußerte.

Messi liebt die Region und macht oft Urlaub in Südflorida, einem Schmelztiegel nord- und südamerikanischer Kultur. Die Anwesenheit von Beckham begünstigte die Sache zusätzlich, da Messi so ein vertrautes Gesicht hatte, mit dem er zusammenarbeiten konnte, sollte es jemals zu einem Deal kommen.

Allerdings war nicht Beckham der Schlüssel zum Abschluss eines Vertrags, sondern seine Miteigentümer Jorge und José Mas. Die Mas-Brüder stehen seit Jahren in engem Kontakt mit Messi und seinem Umfeld, und die beiden waren stets vorsichtig optimistisch, dass ein Transfer zustande kommen könnte.

"David und ich haben wirklich hart gearbeitet, wir wollen die besten Spieler hierher holen, und Leo Messi ist ein Generationstalent, wahrscheinlich der beste Spieler aller Zeiten", sagte Mas dem Miami Herald im Jahr 2021. "Ich bin optimistisch, dass Messi im Trikot von Inter Miami spielen wird, weil ich denke, dass er das Vermächtnis des größten Spielers unserer Generation vervollständigen und den Ambitionen der Eigentümer von Inter Miami entsprechen wird, ein Weltklasseteam aufzubauen."

Am Ende hatte Mas Recht: Messi wird kommen. Aber es hat verdammt viel Arbeit gekostet, um das zu erreichen.

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Lionel Messi: Die MLS setzt alle Hebel in Bewegung

Das Wichtigste ist, dass dieser Deal nicht nur für Inter Miami, sondern für den gesamten amerikanischen Fußball von Bedeutung ist. Eine steigende Flut hebt alle Boote, wie man sagt, und die Ankunft von Messi ist eine Flutwelle. Deshalb brauchte es mehr als nur die Mas-Brüder, um dies zu erreichen. Es brauchte auch mehr als nur die MLS.

Laut The Athletic haben die MLS-Werbepartner Apple und adidas eine große Rolle dabei gespielt, Messi den Deal zu versüßen. Sie sind vielleicht der wichtigste Grund dafür, dass er sich letztendlich für die USA entschieden hat.

Apple, das mit der Unterzeichnung eines milliardenschweren Zehnjahres-Vertrages in diesem Frühjahr zur Heimat aller MLS-Spiele wurde, hat Messi angeblich einen Anteil an den Einnahmen angeboten, die durch neue Abonnenten des MLS Season Pass, der Heimat der Liga auf Apple TV, erzielt werden. Apple hat außerdem eine von der MLS unabhängige Doku-Serie mit Messi angekündigt, die sich mit Messis WM-Triumph im vergangenen Jahr befasst.

Messis Ankunft ist für Apple von großer Bedeutung, da der TV-Vertrag des Unternehmens mit der MLS ein globaler Vertrag ist. Daher könnten Fans auf der ganzen Welt, nicht nur in den USA, Messis MLS-Karriere mit einem Abonnement verfolgen. Apple ist mehr als bereit, dabei zu helfen, denn Messi würde seinem Produkt unzählige Zuschauer bescheren. Dass Apple auf die MLS gesetzt hat, liegt auch an Dingen wie einem solchen Transfer Messis.

adidas ist derweil der Trikotausrüster der MLS und auch der langjährige Partner von Messi. The Athletic berichtet, dass Messi von adidas eine Gewinnbeteiligung angeboten wurde. Demnach würde der Argentinier einen Anteil an allen Gewinnsteigerungen des Unternehmens erhalten, die sich aus seinem Wechsel in die MLS ergeben. Es ist schwer vorstellbar, wie viele rosa Messi-Trikots in den kommenden Jahren verkauft werden. Es wird wahrscheinlich nicht viele populärere Trikots im Weltfußball geben und adidas und Messi würden einen Anteil an jedem Verkauf erhalten.

Außerdem wird seit langem erwartet, dass die MLS Messi ein ähnliches Angebot macht wie Beckham, der eine Klausel in seinem ursprünglichen Vertrag nutzte, um die Rechte an der Gründung von Inter Miami für nur 25 Millionen Dollar zu erwerben.

Geld ist aber offensichtlich nicht der einzige Motivationsfaktor für Messi, da er eine lukrativere Option sausen ließ.

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Lionel Messi: Das Angebot aus Saudi-Arabien

Das finanzielle Paket der MLS ist zwar zweifelsohne attraktiv, aber es verblasst im Vergleich zu dem, was Messi angeblich angeboten wurde, um nach Saudi-Arabien zu gehen. Al-Hilal, einer von vier Klubs, die kürzlich vom saudi-arabischen Public Investment Fund übernommen wurden, soll Messi ein Angebot in Höhe von über 400 Millionen Dollar pro Jahr gemacht haben.

Die saudi-arabische Liga hat in letzter Zeit Spieler wie Cristiano Ronaldo und Karim Benzema mit ähnlich hohen Angeboten gelockt, und auch N'Golo Kanté und Sergio Ramos sollen bald kommen.

Messi ist mit Saudi-Arabien verbunden, da er als Tourismusbotschafter tätig war. Kürzlich wurde er von PSG suspendiert, weil er nach einer Niederlage gegen Lorient eine nicht genehmigte Reise nach Saudi-Arabien unternommen hatte. Trotz des verlockenden Gedankens, dass Messi und Ronaldo ihre Rivalität wieder aufnehmen könnten, hat sich der Argentinier für die MLS entschieden, wo er ein noch größerer Star als ohnehin schon werden kann.

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Lionel Messi: Rentner-Liga? Nicht wirklich

Seit Jahren versucht die MLS, das Etikett "Rentnerliga" abzulegen, das ihr vom Rest der Welt angeheftet wurde. In den letzten fünf Jahren hat sich die Liga tendenziell verjüngt, wobei Spieler wie Messis WM-Teamkollege Thiago Almada im Mittelpunkt des Interesses stehen.

Dennoch gibt es immer noch einen Platz für bekannte ältere Gesichter, denn Spieler wie Lorenzo Insigne, Xherdan Shaqiri und Christian Benteke wurden alle im letzten Jahr verpflichtet. Aber keiner dieser Akteure kommt natürlich auch nur annähernd an Messi heran, weder auf noch neben dem Platz.

Messi ist vielleicht nicht mehr ganz der Messi aus seinen absoluten Hochzeiten in Barcelona, aber man kann immer noch behaupten, dass er zu den fünf besten Spielern der Welt gehört. Er zählt zu den Favoriten auf den Ballon d'Or, nachdem er Argentinien fast im Alleingang zum Weltmeistertitel geführt hat. In der vergangenen Saison erzielte er für PSG in allen Wettbewerben 21 Tore und 20 Vorlagen, womit er in seinen 41 Einsätzen pro Spiel im Schnitt eine Torbeteiligung hatte.

Das ist es, was diesen Wechsel so spannend macht. Hier geht es nicht darum, dass Messi einen letzten Gehaltsscheck einstreicht. Nein, Messi hat immer noch die Copa América im nächsten Jahr und die Weltmeisterschaft 2026 im Visier. Der Argentinier ist noch nicht bereit für den Ruhestand, nicht im Geringsten. Er ist immer noch ein Superstar - und wenn man sich seine Geschichte anschaut, kann man sicher sein, dass er nicht enttäuschen wird.

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Messis Einfluss auf und neben dem Platz

Seit der Gründung des Vereins war es das erklärte Ziel von Inter Miami, eine globale Marke zu werden. Die Anwesenheit von Beckham brachte den Klub natürlich schnell in die Nähe dieses Ziels, aber Miami war auf dem Spielfeld nicht erfolgreich genug, um ein wichtigerer Player zu werden, wenn es um internationale Bedeutung geht.

Nun, mit Messi, kommt die internationale Relevanz in Person. Alle Augen werden auf Miami gerichtet sein, sobald Messi dort eintrifft und das Team sofort an die Spitze der nordamerikanischen Fußball-Hierarchie katapultieren wird. Man muss sich nur mal ansehen, welche Auswirkungen die Ankunft von Cristiano Ronaldo auf Al-Nassr hatte, um eine Vorstellung davon zu bekommen, welch einen Einfluss ein Star dieser Größenordnung auf einen Verein haben kann.

Was das Geschehen auf dem Rasen angeht, wird Messi sofort der beste Spieler der MLS sein - auch wenn er sich noch an einige Dinge gewöhnen muss. Wie die Stars vor ihm wird er mit Reisen, Hitze und einem Sommerprogramm zurechtkommen müssen - alles Hürden, an denen schon Ikonen vor ihm gescheitert sind. Die MLS ist kein Zuckerschlecken, selbst für Messi nicht, und er wird sicherlich gegen jedes Team, auf das er trifft, im Mittelpunkt des gegnerischen Interesses stehen.

Aber so ist Lionel Messi nun einmal. Er ist seit 15 Jahren daran gewöhnt, von seinen Gegnern stets hart angegangen zu werden. Er wird sich höchstwahrscheinlich darauf einstellen und er wird höchstwahrscheinlich dominieren. Miami hat ein Herzstück - jetzt stellt sich die Frage, was man um Messi herum aufbaut.

Nach der Entlassung von Phil Neville braucht man immer noch einen Trainer und Berichten zufolge soll Messis alter argentinischer Coach Gerardo 'Tata' Martino im Gespräch sein. Mehrere seiner ehemaligen Mannschaftskameraden wie Angel Di María und Sergio Busquets wurden ebenfalls mit Miami in Verbindung gebracht.

Der Klub muss nun um Messi herum eine Mannschaft aufbauen, die seine Stärken hervorhebt. Aber dafür hat man noch Zeit. Das Wichtigste war, ihn durch die Tür zu bekommen.

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Lionel Messi: Was es für die MLS (und den amerikanischen Fußball) bedeutet

Die Wahrnehmung der MLS wird sich nicht über Nacht ändern. Das wissen alle Beteiligten. Der amerikanische Fußball hat gegenüber dem Rest der Welt immer noch einen großen Nachholbedarf. Immerhin gibt es die Liga erst seit weniger als 30 Jahren. Aber die Verpflichtung von Messi ist ein echter Meilenstein. Größer als Beckham und, ja, größer als Pelé einst vor vielen Jahren bei New York Cosmos.

Die Welt hat sich verändert, seit Beckham und Pelé den amerikanischen Fußball in Schwung gebracht haben. In einem Zeitalter der sozialen Medien, in dem die Welt ein wenig offener ist, bedeutet Messis Wechsel in die MLS nicht, dass er das Rampenlicht verlässt, sondern dass er es mit sich bringt.

Die Augen der ganzen Welt werden während Messis Zeit in der MLS auf ihn gerichtet sein. Die Fans in Argentinien, Barcelona, Paris oder wo auch immer werden mit deutlich größerer Wahrscheinlichkeit als bisher zuschauen. Das Sponsoring wird sich vervielfachen, die Zuschauerzahlen werden in die Höhe schnellen, das Interesse insgesamt wird in die Höhe schnellen.

Es wird Leute geben, deren Meinung sich nicht ändern wird, Messi hin oder her. Die Spötteleien über die "Rentnerliga" werden weitergehen. Einige werden Messi sogar für seinen Wechsel kritisieren und sich fragen, warum er sich für die USA entschieden hat, wo er doch noch einige Zeit in Europa hätte vor sich haben können.

Der MLS wird das egal sein. Sie hat ihren Mann.

Kann Messi die MLS im Alleingang zu universeller Seriosität führen? Wahrscheinlich nicht. Aber es ist ein toller Anfang, oder? Das ist zweifelsohne einer der Reize dieses Schrittes für Messi: Die Chance, der Spieler zu sein, der endlich die Geschichte des amerikanischen Fußballs verändert.

Mit Messi als Gesicht und der bevorstehenden Weltmeisterschaft 2026 gab es nie eine bessere Zeit, um ein amerikanischer Fußballfan zu sein.