Ronaldinho gehört zu den besten Fußballern der Geschichte. Doch einst fehlte nicht viel, und der Zauberfuß hätte in Schottland gekickt.
Manchmal geht es in der Geschichte nur um ein paar Stunden, die alles verändern können. Entscheidungen, die Biographien eine ganz andere Wendung geben können. Im Fußball ist es nicht anders. Ein Transfer kann manchmal den Lauf der Dinge entscheidend verändern - für einen Spieler, aber auch für einen Klub.
Und so stand der FC St. Mirren, ein kleiner Klub aus Schottland, vor rund 20 Jahren vor einem Transfer, der rückblickend völlig utopisch erscheint. Kein geringerer als Ronaldinho, ja genau, dieser Ronaldinho, hätte sich beinahe dem Verein aus Paisley angeschlossen.
Wir schreiben März 2001. St. Mirren befindet sich in der höchsten schottischen Liga in Abstiegsgefahr und sucht nach einem Spieler, der ihnen da heraushelfen kann. Das Transferfenster ist in Schottland noch bis 31. März geöffnet. Ronaldinho, damals gerade 21 Jahre alt geworden, befindet sich in dieser Zeit zwischen den Stühlen eines Transferstreits zwischen Gremio Porto Alegre und Paris Saint-Germain. Einer der Berater des Brasilianers, Eric Lovey, stammt aus Paisley und ist großer Fan von St. Mirren.
Vor Ronaldinho: St. Mirren kontaktierte Bebeto
Noch bevor Ronaldinho selbst zum Thema wird, schlägt er seinem Herzensklub einige potenzielle Neuzugänge vor. Darunter auch der brasilianische Ex-Star Bebeto. Der Weltmeister von 1994 ist zu dieser Zeit vereinslos, und St. Mirren lud ihn zu einer Begutachtung ein. Davon fühlte sich der inzwischen 37-Jährige offenbar aber persönlich beleidigt und sein Berater stellte gegenüber dem Klub klar, dass die Karriere Grund genug sei, um ihn zu verpflichten. Man müsse ihn sich nicht persönlich ansehen. Und so platzte der Deal.
Inzwischen war es der 30. März und Lovey rief in Paisley an und brachte Ronaldinho ins Spiel. Der spätere Weltstar war damals bereits Nationalspieler und Copa-America-Sieger. Praktisch gehört er bereits PSG, allerdings ging Gremio juristisch gegen den Vorvertrag vor, den der französische Klub mit Ronaldinho abgeschlossen hatte. Das Problem für PSG: Da der Transfermarkt in Frankreich bereits geschlossen hatte, durfte Ronaldinho bis Saisonende nicht für den Klub spielen. Und hier kam St. Mirren ins Spiel.
Deren Manager Tom Hendrie, der zuvor den Bebeto-Transfer ablehnte, erklärte gegenüber der Sun, wie die Geschichte mit Ronaldinho ablief. "Sein Berater war St.-Mirren-Fan und hat uns aufgefordert, mit PSG in Kontakt zu treten, ob sie bereit wären, Ronaldinho für die letzten drei Monate der Saison in Schottland zu lassen. Er war auch in den Transfer mit Gremio involviert und erklärte uns, dass Ronaldinho unglücklich war, nicht spielen zu dürfen", sagte Hendrie. PSG sei von der Idee angetan gewesen, da sich Ronaldinho so an den europäischen Fußball gewöhnen konnte.
Ronaldinho zu St. Mirren? "24 bis 48 Stunden entfernt"
Und so wurden die Details schnell ausgehandelt. Unterkunft, Gehalt, eigenes Auto - eigentlich war alles geklärt. Doch da schwelte ja immer noch der Transferstreit zwischen Gremio und PSG, und der brasilianische Klub hatte keinerlei Interesse, sein Okay zu geben. Und auch der brasilianische Verband ließ sich mit einer Entscheidung viel Zeit. Und so verstrich die Zeit, es wurde der 31. März und das Transferfenster schloss sich ohne Vollzug. Ronaldinho blieb bei PSG, machte bis Saisonende aber kein Spiel.
"Wir waren 24 bis 48 Stunden davon entfernt, den Deal abzuschließen. Es war sehr knapp. Es wäre einer der aufregendsten und unglaublichsten Transfers gewesen, den der Fußball je gesehen hat", ist Hendrie überzeugt. "Es war eine ganze Reihe von Umständen. Der Fakt, dass er nicht spielen durfte. Der Fakt, dass er PSG-Spieler war, weil er einen Vorvertrag hatte.
Ronaldinho: Der Rest ist Geschichte
Der Fakt, dass sein Berater aus Paisley kommt. Es wäre ein Glücksfall gewesen. Viele Dinge haben zusammengepasst, es wäre unglaublich gewesen, das zu tun", ergänzte er. Allerdings habe man damals nicht erahnen können, was einmal aus Ronaldinho wird. "Er war offensichtlich ein toller Spieler, er spielte für die Nationalmannschaft und alle wären begeistert gewesen, ihn hier zu haben. Aber wir haben sein volles Talent nicht erkannt", gibt er zu.
Ronaldinho durfte dann ab Sommer 2001 auch offiziell für PSG spielen und absolvierte zwei volle Saisons beim französischen Klub, im Juli 2003 wechselte er für etwa 30 Millionen Euro zum FC Barcelona. Der Rest ist Geschichte.
Und St. Mirren? Der Klub setzte auf den 20-jährigen Leihspieler Stephen McPhee, der bereits vor Ronaldinho verpflichtet worden war. McPhee erzielte kein einziges Tor für den Klub, wurde aber aufgrund guter Leistungen im April 2001 zum besten jungen Spieler der Liga gekürt. Dennoch stieg St. Mirren am Saisonende ab. Mit Ronaldinho wäre es vielleicht anders gekommen, vielleicht aber auch nicht.
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