Corona-Farce in Portugal: Belenenses spielt zu neunt - Spiel wird abgebrochen

Von Lukas Schranner
benfica
© getty

Belenenses läuft im Stadtderby von Lissabon gegen Benfica nach einem Corona-Ausbruch im Klub nur mit neun Feldspielern auf - darunter sind zwei Torhüter. Das ungleiche Duell wird zu Beginn der zweiten Halbzeit abgebrochen.

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"Das Spiel der Schande", titelte die Marca hinterher. Im Ligaspiel zwischen den beiden Lissabonner Stadtrivalen Belenenses und Benfica kam es am Samstagabend zu einer kuriosen Aufstellung bei den Hausherren.

Da bei Belenenses kurz vor dem Anpfiff zahlreiche Spieler positiv auf das Coronavirus getestet wurden, konnte der Tabellen-16. der Primeira Liga nur neun Spieler für das Heimspiel stellen. Dennoch musste gespielt werden, weil die UEFA-Regularien erst bei nur sechs zur Verfügung stehenden Feldspielern eine Absage zulassen.

Belenenses vs. Benfica: Spielabbruch zu Beginn der zweiten Halbzeit

Dabei standen zu Beginn des Derbys gleich zwei Torhüter für Belenenses auf dem Feld. Alvaro Ramalho bekleidete die Torhüterposition, Joao Monteiro dagegen musste im zentralen Mittelfeld ran. Einen Auswechselspieler hatte man gar nicht dabei.

Die in Unterzahl agierenden Hausherren lagen bereits nach 24 Sekunden mit 0:1 zurück, Eduardo Kau traf ins eigene Tor. Nach 29 Minuten hieß es bereits 0:3, zur Pause führte Benfica schon mit 7:0.

Mit dem Wiederanpfiff, als Belenenses nur noch sechs Feldspieler auf dem Platz hatte, schoss ein Spieler der Heimmannschaft den Ball ins Seitenaus, setzte sich auf den Boden und zeigte eine Verletzung an. Daraufhin brach Schiedsrichter Manuel Mota die Partie in der 48. Minute ab. Die Fans skandieren: "Die Liga ist eine Schande!"

Die Begegnung wird wohl mit 0:3 gewertet werden. Laut Belenenses-Präsident Rui Pedro Soares hatte der Klub im Vorfeld nicht um eine Spielverlegung gebeten. Warum nicht, blieb zunächst unklar. Der Klubchef habe zur Pause geweint, berichtete die Zeitung Record.

"Belenenses SAD hat weder bei Benfica, noch bei der Liga, noch bei den Gesundheitsbehörden um die Verschiebung des Spiels gebeten. Es gab keine Bitte, keine Ablehnung, keine Zustimmung. Da war nichts. Das ist nicht passiert und wird auch nicht passieren", sagte Soares.

Seine Spieler seien "gezwungen" worden anzutreten, schimpfte er. Die Liga habe dem Klub mitgeteilt, dass er genügend Profis zur Verfügung habe und ein Nichtantreten als "ungerechtfertigtes Fernbleiben" betrachtet werden könnte.

Benfica-Boss Rui Costa sprach von einem "dunklen Kapitel für den portugiesischen Fußball". Joaquim Evangelista, Präsident der Spielergewerkschaft, meinte: "Was heute Abend passiert ist, ist absolut inakzeptabel und darf sich nicht wiederholen." Es gebe "Werte, die wichtiger sind als jede Wettkampf- oder Kalenderanforderung, nämlich die Gesundheit der Athleten und die Integrität des Wettkampfs".

Immerhin hatte seine Mannschaft zwei Ecken herausgeholt. Doch schon nach 25 Sekunden stand es 0:1, Eduardo Kau hatte ins eigene Tor getroffen. Weigl traf zum zwischenzeitlichen 0:3 (27.), dem früheren Frankfurter Haris Seferovic gelang ein Doppelpack.

 

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