Infantino-Rückendeckung: Sepp Blatter kritisiert Ethikkommission

SID
Sepp Blatter kritisiert die Ethikkommission der FIFA.
© imago images / Geisser

Der frühere FIFA-Präsident Joseph S. Blatter hat die Einstellung des Verfahrens gegen seinen Nachfolger Gianni Infantino durch die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes heftig kritisiert. "Mich überrascht nichts mehr. Die Kontrollorgane der FIFA sind unter Gianni Infantino nicht mehr unabhängig", sagte der 84-Jährige dem SID.

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Das Kommission hatte am Mittwoch bestätigt, eine Voruntersuchung gegen Infantino wegen verschiedener Vorwürfe eingeleitet zu haben. Das Verfahren gegen den 50 Jahre alten Schweizer sei aber aufgrund "mangelnder glaubhafter Beweise" schon eingestellt worden.

Anfang August hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren gegen Infantino eröffnet. In der Schweiz ist der FIFA-Boss in eine Justizaffäre um den scheidenden Bundesanwalt Michael Lauber verwickelt. Lauber hat seinen Rücktritt für Ende Januar 2021 eingereicht, Infantino und die FIFA diesen aber ausgeschlossen.

Die Ethikkommission unter der Leitung von Chefermittlerin Maria Claudia Rojas hat allerdings nicht nur den "Lauber-Fall" untersucht. Es ging auch um eine Flugaffäre. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) hatte im Mai darüber berichtet, dass Infantino als Begründung für eine teure Rückreise per Privatflugzeug aus Surinam ein Treffen mit UEFA-Präsident Aleksander Ceferin angeben habe. Dieses Treffen soll aber nicht geplant gewesen sein und auch nicht stattgefunden haben.

Blatter: Was passiert mit Infantinos Lüge zum Surinam-Rückflug?

Für Blatter ist klar, dass Infantino die Unwahrheit gesagt hat. Auch deshalb kritisiert der ehemalige FIFA-Chef die Ethikkommission: "Eine andere Frage bleibt im Raum: Was passiert mit Infantinos Lüge zum Surinam-Rückflug? Er schob damals ein Treffen mit UEFA-Präsident Ceferin in der Schweiz vor - obwohl dieser davon nichts wusste und in Armenien weilte."

Auch Sportrechtler Michael Lehner ist von der Ethikkommission enttäuscht - auch wenn ihn die Entscheidung nicht überrascht hat. "Ich sehe weiter die Mechanismen, dass Dinge nicht ordentlich aufgeklärt werden - weil niemand Interesse daran hat", sagte der Heidelberger Jurist dem SID: "Bei der FIFA sind Dinge möglich, die woanders nicht möglich sind. Wer will es ändern?"

 

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