BVB-Transferziel Lautaro Martinez soll Michy Batshuayi ersetzen: Küken statt Fledermaus?

Lautaro Martinez erzielte beim 4:2-Sieg in der Copa Libertadores gegen Cruzeiro einen Hattrick.
© getty

Lautaro Martinez könnte im Sommer Borussia Dortmunds vakante Mittelstürmerposition füllen. Michy Batshuayi kehrt aller Voraussicht nach zum FC Chelsea zurück. Martinez wäre eine Lösung mit Perspektive, müsste jedoch sofort funktionieren.

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Der Stand ist unverändert. Trotz Liebe auf den ersten Blick droht die Liaison zwischen Batshuayi und dem BVB im Sommer zu enden. Der Batsman ist bis 2021 an Chelsea gebunden und so scheint eine dramatische Trennung a la Herzschmerz-Telenovela unvermeidbar. Das kann passieren, wenn eine Leihe funktioniert. Das wussten auch die Verantwortlichen der Borussia.

Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke müssen also einen Plan B für die vakante Besetzung im Sturmzentrum entwickeln. Laut Medienberichten soll Lautaro Martinez eine mögliche Lösung sein.

Martinez ist 20 Jahre alt, Argentinier und steht aktuell noch bei Racing Club de Avellaneda unter Vertrag. Erst im Januar verlängerte der U20-Nationalspieler das bis 2019 laufende Arbeitspapier um ein weiteres Jahr. Dennoch könnte er den Klub wohl im Sommer verlassen. Die Vertragsverlängerung diente lediglich der Anhebung der Ausstiegsklausel auf rund 20 Millionen Euro. "Racing hat mehr verdient als die neun Millionen aus der Ausstiegsklausel", erklärte Martinez einer regionalen Zeitung.

Lautaro Martinez zu "90 Prozent" mit Inter einig - BVB bietet 33 Millionen

Dass dieser Schritt überhaupt in Erwägung gezogen wurde, verdankt Racing der Aufmerksamkeit, die Martinez im Fußball-Universum auf sich zieht. Die namhafte Konkurrenz, gegen die sich der BVB im Tauziehen um die Dienste des 20-Jährigen erwähren muss, war sich in Teilen angeblich schon einig mit Spieler und Verein. Zuerst Atletico Madrid, dann Inter Mailand.

"Zu 90 Prozent" war der Deal mit dem Schwergewicht aus der Serie A bereits durch. Das behauptete zumindest Martinez' Berater Rolando Zarate gegenüber TyC Sports. Martinez selbst bestätigte der argentinischen Zeitung Ole erste Gespräche mit Inters Sportdirektor Piero Ausilio. Nun war es ausgerechnet das Online-Portal TyC Sports, das von einem 33-Millionen-Euro-Angebot des BVB berichtete, das Inter womöglich ausstechen könnte.

Am Montag twitterte Sky-Sport-Journalist Fabrizio Romano, dass Racing-Präsident Victor Blanco erneut eine Einigung mit Inter bestätigt habe.

Zwar hat Martinez mit Inters Vize-Präsident Javier Zanetti und Ex-Spieler Diego Milito, mit dem er bei Racing zusammenspielte, zwei Landsmänner als Bezugspersonen. Die Italiener wollen den Youngster aber wohl als Backup hinter Top-Torschütze Mauro Icardi ans Mittelmeer locken. Im Szenario eines Wechsels zum BVB blühen Martinez vermutlich mehr Einsatzminuten.

Der Stürmer will von all den Spekulationen erstmal nichts wissen. Er konzentriere sich stattdessen auf die Copa Libertadores, für die sich Racing als Tabellenfünfter der argentinischen Primera Division qualifizierte. Und tatsächlich lässt sich Martinez von der Gerüchteküche offensichtlich nicht den Kopf verdrehen. Zum Auftakt der Copa erzielte er beim 4:2-Sieg gegen EC Cruzeiro aus Brasilien einen Hattrick. Seine Entwicklungskurve zeigt weiterhin steil nach oben.

Lautaro Martinez bei Racing Club de Avellaneda: Spiele, Tore, Assists

SaisonSpieleToreAssists
2014/151--
2015/163--
2016/172781
2017/1815134

Martinez lässt Heimatstadt Bahia Blanca hinter sich

Sein Talent wäre beinahe unentdeckt geblieben. "Vor ein paar Jahren habe ich von einem älteren Familienmitglied meiner Frau von einem kleinen Jungen in Bahia Blanca erfahren. Er sei ein großartiges Talent", erzählte Racings Sportdirektor Pablo Margolis. Der ältere Herr sei etwas traurig gewesen, dass der Junge nur bei Atletico Liniers, Bahias Stadtverein, spielen und keine Chance in einem großen Verein bekommen würde.

Margolis sah sich den damals 16-Jährigen schließlich an und wusste, was zu tun war. Er überzeugte Martinez, seine Heimat zu verlassen und ins 660 Kilometer entfernte Buenos Aires zu ziehen. Ein Umstand, der ihn fern von seiner Familie vor eine Zerreißprobe stellte.

Martinez' Vater Mario erzählte beim Radiosender FM de la Bahia von stundenlangen, emotionalen Telefongesprächen, war sich aber stets sicher: "Was Lautaro hat, ist etwas ganz Besonderes. Für viele Kinder aus Bahia war dieser Schritt nicht möglich, weil sie arbeiten oder studieren mussten."

Milito und Falcao: Vorbilder des einstigen Verteidigers

Diese Möglichkeit nutzte Martinez. Bis zu seinem Debüt in der ersten Mannschaft erzielte er 41 Tore in 52 Spielen. Er soll sogar Angebote von Real Madrid und Villarreal ausgeschlagen haben. "Ich habe beschlossen, bei Racing zu bleiben, einen Vertrag zu unterschreiben und Minuten zu sammeln", wurde Martinez im Oktober 2015 im Klub-internen Magazin Futuro Academico zitiert.

Gerade volljährig, wurde der Angreifer beim 3:0-Sieg gegen Crucero del Norte für Klub-Ikone Milito eingewechselt. Der Champions-League-Sieger von 2010 (Doppeltorschütze bei Inters 2:0-Finalsieg gegen den FC Bayern) ließ seine Karriere bei Racing ausklingen.

"Ich ging davon aus, dass ich mein Debüt in der Primera Division viel später machen würde. Aber das ist die Bestätigung für tagtägliche Hingabe", sagte Martinez bei FM de la Bahia. Tägliche Arbeit, in der sich Martinez einiges von Milito abschauen konnte: "Er versprüht Ruhe und hat immer ein offenes Ohr. Ich habe eine Menge von ihm gelernt."

Seinen Durchbruch schaffte Martinez in der Saison 2016/17, als er von der Verletzung des ehemaligen Lyoners Lisandro Lopez profitierte und sich festspielte. Auch bei der U20-Nationalmannschaft überzeugte der Angreifer.

Martinez bei der U20-NationalmannschaftSüdamerikameisterschaft 2017WM 2017
Spiele92
Tore52
Vorlagen1-

Sein Torriecher und seine Bewegung zwischen den defensiven Linien des Gegners sind erstaunlich weit fortgeschritten. Sein Vorbild Radamel Falcao hilft dabei. "Ich versuche, seine Bewegungen und Laufwege zu analysieren", sagte Martinez der Ole.

Lautaro Martinez - zu sehr Küken für den BVB?

Dabei begann die Karriere des Argentiniers auf der anderen Seite des Feldes. "Als ich ein kleines Kind war, war ich Verteidiger", sagte Martinez. Aus seiner früheren Rolle schlage er jedoch noch immer Profit: "Obwohl ich sehr jung war, weiß ich, was den Verteidigern weh tut."

Das tut er heute mehr denn je. Sein körperbetontes Spiel, weswegen Martinez in Argentinien den Beinamen "El Toro" (der Stier) trägt, gepaart mit seinen wendigen Tempodribblings, stellt die gegnerischen Abwehrreihen häufig vor große Probleme. Martinez hätte zweifelsohne das Zeug, eine Verstärkung für den BVB zu werden.

Allerdings wäre eine Verpflichtung auch mit einem Restrisiko verbunden: Martinez hat noch nie in Europa gespielt, Anpassungsprobleme liegen aufgrund der kulturellen und sprachlichen sowie der sportlichen Unterschiede im Bereich des Möglichen.

Aufgrund der durchwachsenen diesjährigen Saison und der seit Jahren erhöhten Erwartungshaltung steht die Bereitschaft des BVB, sich Experimente zu erlauben, arg auf dem Prüfstand. Eine Wundertüte, die nicht zündet, kann sich der Klub eigentlich nicht leisten. Martinez müsste sofort funktionieren. Er mag ein Rohdiamant sein und ein Transfer vielversprechend klingen, allerdings wirkt der Youngster an einigen Stellen noch etwas zu verspielt mit dem Ball.

Sein Förderer Pablo Margolis schrieb vor einigen Monaten stolz und gleichzeitig passend: "Lautaro Martinez! Das ist mein Küken!"

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