Die ganze Fußball-Welt ist nach der Klub-WM euphorisiert und tanzt händchenhaltend im Kreis herum. Vor allem Luka Modric. Denn er gewinnt eine ganz besondere Trophäe. In England unterzeichnet Captain Morgan einen Sauf-Vertrag mit Captain Morgan und in Italien wird mal wieder geflucht. Die Blitzlichter aus Europa.
Serie A
Von Oliver Birkner
Eierbrecher des Spieltags: Kurz vor Schluss musste er sich natürlich noch etwas Besonderes einfallen lassen. So kurvte Dries Mertens völlig losgelöst durch den gegnerischen Strafraum und lupfte aus halbrechter Position mal eben locker zu einem fantabulösen Treffer ein (lediglich getoppt von Higuains Hammertor gegen die Roma). Beim 5:3 über Torino Tor Nummer vier des neapolitanischen Belgiers, dem damit sieben Treffer in sieben Tagen gelangen. Trainer Maurizio Sarri blieb trotz Champagner-Calcio seiner Elf wie gewohnt analytisch: "Selten bin ich so angepisst in die Kabine gerattert. Wir haben spektakulär gespielt, aber bei den drei Gegentoren haarsträubende Fehler begangen."
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Sarri ist im üblichen Phrasendschungel stets hoch anzurechnen, dass er die Dinge beim Namen nennt. Auf die x-te Frage nach einer möglichen Stürmerverstärkung im Januar raunte er: "Der Transfermarkt langweilt mich zu Tode. Dort entscheidet der Präsident - ein Trainer muss seinen Job erledigen und mit dem arbeiten, was ihm zur Verfügung steht. Herumzuheulen ist Schwachsinn. Ich war mit Higuain zufrieden, danach mit Milik. Der eine ist weg, der andere verletzt, deshalb obliegt es mir, andere Lösungen zu finden." Das macht er exemplarisch. Seine Profis hat Sarri zudem akkurat im Griff. Als Lorenzo Insigne mal wieder über seine Auswechslung zeterte, zischte der Coach: "Setz dich hin, halt den Rand und geh mir nicht auf die Eier." Herrlich.
Medizinkoffer des Spieltags: Bald werden Sarris Systemkünste extrem gefragt sein, trifft Napoli in der Champions League doch auf Real Madrid. Das Duell besitzt eine pikante Vorgeschichte, wie Ex-Profi Salvatore Bagni neulich enthüllte. Gleich in der ersten Runde traf Maradonas-Neapel bei seinem Debüt-Auftritt im Landesmeisterpokal 1987 auf die Madrilenen und es ging gut zur Sache. spox
"Im Bernabeu warfen sie uns ‚Mafiosi, Mafiosi' an den Kopf und im Kabinengang flogen Fäuste und Tritte. Einer meiner Mitspieler nahm alles, was nicht angeschraubt war, und pfefferte es in Richtung Real. Mit einem Medizinkoffer traf er dabei auch deren Coach Beenhakker. Im Rückspiel ging das muntere Prügeln in unseren Katakomben prompt weiter. Leider kam Madrid mit Arschglück weiter." Im wahrsten Sinne des Wortes. Nach dem 0:2 in Spanien verhinderte nach einem Careca-Schuss der Hintern von Buyo Napolis mögliches 2:0, bald darauf traf Butragueno und Neapel schied aus. Fliegende Koffer, keine Gruppenphase, gleich in Runde eins solch ein Duell - hach, aufregende Zeiten.
Altro? Ohne Andacht verbrachte der Tabellenletzte Pescara seine Weihnachtsfeier. Vor dem Restaurant empfing ein Mob aufgebrachter Tifosi Vorstand, Spieler und Angehörige und verzierte die Autos mit Spuckattacken, Tritten und explodierenden Böllern. Man verschonte einzig Trainer Massimo Oddo, dem sie verlockend offerierten: "Mach bei uns mit, denn mit dieser Scheißmannschaft gibt es nichts zu feiern." Exakt, der Mob ließ es weitaus pyrotechnischer krachen. Besitzer Daniele Sebastiani mag den Verein nur allzu gerne abgeben, allein es findet sich kein Interessent. Surprise! "Vielleicht haben wir uns im Sommer mit der Ambition Europa League etwas überschätzt", räumte der Presidente am Wochenende ein. Aber nur vielleicht und bloß ein ganz kleines bisschen.
Premier League
Von Frank Oschwald
Captain Morgan des Spieltags: Noch im Sommer wollten die Marketinglemminge unzähliger Unternehmen ein Stück vom leckeren Meister-Kuchen von Leicester City haben. Sponsoring hier, Sponsoring da. 15 Plätze tiefer sieht die ganze Kiste schon etwas anders aus. Denn der große Rummel um die Foxes ist ja schon wieder dahin. Der Rumhersteller Captain Morgan hält dem Meister allerdings weiter die Stange und untermauerte mit einem neuen Vertrag die Ambitionen. Es passt aber halt auch einfach: Captain Morgan verlängert Vertrag mit Kapitän Wes Morgan.
Der neue Kontrakt öffnet dem bulligen Verteidiger eine ganz neue Welt. Natürlich kassiert er einerseits eine ganze Ladung Asche, andererseits erfüllt er sich den Traum eines jeden Kreisligakickers: In Punkt 8.1. des Vertrages wurde vermerkt, dass Morgan in jede lizenzierte Bar marschieren und kostenlos für sich und seine Kumpels Rum-Cola bestellen kann. Das ist an sich natürlich schon ganz cool, ist juristisch korrekt jedoch an die Bedingungen in Punkt 8.2., 8.3. und 8.4. geknüpft. Dort ist - ohne Scheiß - unter anderem zu lesen, dass 8.1. nur in Kraft tritt, wenn der Leicester-Kapitän sich vor jeder Bestellung zu seinen Kumpels dreht, die Hände über seinem Kopf zu einem Y formt und ganz laut brüllt: "There's only one Captain Morgan!!!" Wild ist das natürlich nicht. So bestellen wir eigentlich immer unsere Drinks.
Ausrede des Spieltags: Armer Yaya Toure! Der gute Mann musste unter der Woche seinen Lappen abgeben. Ende November war er in eine Polizeikontrolle geraten und wurde dabei mit Alkohol im Blut erwischt. Das ist natürlich grundsätzlich schon mal nicht gut. Toure ist jedoch strenger Moslem, der seit Jahren Alkohol strikt ablehnt. In der Fußball-Branche warf das natürlich Fragen auf. Der Ivorer brachte deshalb mit Hilfe eines Statements Licht ins Dunkel.
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"Ich habe Alkohol schon immer abgelehnt. Jeder weiß, dass ich auch bei der Auszeichnung zum Man of the Match stets den Champagner abgelehnt habe", schrieb der 33-Jährige bei Facebook. Die Begründung, die folgte, war ebenfalls absolut schlüssig. Er habe nicht "absichtlich getrunken", so Toure. Das kommt uns in Zeiten der Weihnachtsfeiern irgendwie bekannt vor. Erst letzte Woche will hier die halbe Belegschaft durch verquere Umstände zufällig in einen ganzen Bottich voller Bier gefallen sein und im Fallen ganz aus Versehen noch 12 bis 29 Shots Wodka eingeatmet haben. Bei aller Tollpatschigkeit sind viele dann zudem noch ans Mikro der Karaoke-Maschine gestolpert und wurden von ihrem Nervensystem gezwungen, minutenlang "Time of my life" zu singen. Absicht? Oh Gott, nein!
Anything else: West Ham mogelte sich am Samstagsmittag zu einem schmierigen 1:0-Sieg gegen Aufsteiger und Überraschungsmannschaft a.D. Hull City. Nach dem Spiel konnten die Fans auf Anfrage des Klubs offiziell den Spieler des Spiels wählen. Winston Reid, Andy Carroll und Cheikhou Kouyate mussten sich dabei allerdings mit den Plätzen vier bis zwei begnügen. Ganz oben auf dem Treppchen landete mit weit über 50 Prozent der Stimmen ein Akteur, der nicht wirklich mit einer irren Laufleistung glänzte: der Pfosten!
Primera Division
Von Frank Oschwald
Schlüssel des Spieltags: So richtig schlafen konnten wir in der letzten Woche eigentlich nicht. Zu angespannt waren unsere Nerven ob der dramatischen Entwicklungen bei der FIFA-Klub-WM in Japan. Werden sich die Königlichen im Finale doch tatsächlich gegen Yoshiko Tokoshima durchsetzen? Bei allen Fußball-Fans wird das sicherlich ähnlich gewesen sein. Die Trophäe ist so bedeutungsschwer, dass 90 Prozent der Leser gerade eben gar nicht gemerkt haben, dass der Name des Finalgegners natürlich komplett falsch war und sie eigentlich gegen Kashima Antlers spielten. Na gut, ganz erfunden ist Yoshiko Tokoshima auch nicht. Vielmehr ist sie eine 52-jährige Schauspielerin, die in krassen Filmen wie Nagai Nagai Satsujin und Chinchiromai mitspielte. Aber das vertiefen wir ein anderes Mal.
Bereits im Halbfinale überragte auf der Seite der Königlichen ein Spieler besonders: Luka Modric. Deshalb bekam der Kroate nach dem Spiel auch die Man-of-the-Match-Trophäe des ortsansässigen Sponsors überreicht. Und eigentlich dachten wir, dass der quadratische Dildo in der Premier League schon der bizarrste Pott ist. Die Japaner übertrumpfen das allerdings noch. Sie überreichten dem Kroaten einen überdimensional großen Schlüssel. Wie er das Ding nach Hause transportierte, ist nicht überliefert. Und warum einen Schlüssel? Das weiß niemand und übersteigt auch die Recherche-Fähigkeiten eines durchschnittlichen Blitzlichter-Redakteurs. Hoffentlich hat es nichts mit dem "Key Player" zu tun.
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Skandal des Spieltag: Ach komm, da es gerade so Spaß macht, über das Fußball-Fest in Fernost zu schreiben, bleiben wir doch gleich dabei. Denn neben den zahlreichen netten Anekdoten gab es (vor allem aus Barca-Sicht) auch einen handfesten Skandal. Im Finale lief beim Stande von 2:2 die 90. Spielminute. Real Madrid verbaselte am gegnerischen Strafraum die Kugel und Yoshiko Tokoshima (sic!) setzte zum Konter an. In diesem Moment kam Sergio Ramos angerauscht und sergioramoste den zum Kontert gestarteten Gegner um. Ein Foul, das nicht taktischer hätte sein können. Der Schiedsrichter fummelte direkt an seiner Brusttasche herum, zitierte den personifizierten Platzverweis zu sich und nickte mit spitzen Lippen mit dem Kopf. Just in diesem Moment muss Schiedsrichter allerdings gemerkt haben, dass Ramos bereits Gelb gesehen hatte. Das führte offenbar zu einem Umdenken. Zehn gegen Elf wäre ja in der Verlängerung auch fies, dachte sich der Mann in Schwarz, nahm die Hand aus der Brusttasche und ersparte Ramos den 192. Platzverweis seiner Karriere. Was ein fairer Sportsmann!
Algo mas? Manche Fußballexperten sind ja der Meinung, dass Lionel Messi die Einfühlsamkeit von vier Kilo Rinderhack hat und er mehr oder minder autistisch durch die Welt marschiert. Der Argentinier bekommt allerdings mehr von seinem Umfeld mit als viele meinen. In der letzten Ausgabe vor Weihnachten streuen wir deshalb mal noch ein wenig Nächstenliebe über die Blitzlichter. Neymar erzählte im Gespräch mit der BBC, wie der Argentinier zum Beginn seiner schwierigen Zeit unter die Arme griff. "Er sah, dass ich traurig war und dass einiges schief lief bei mir. Er baute mich auf und sagte, dass ich einfach weitermachen solle. Er hat mir unglaublich geholfen. Es ist einfach diese Mischung aus Fürsorge, Respekt, Freundschaft und Freude, die uns verbindet", so Neymar. Wenn das mal kein würdiger Abschluss für die letzten Zeilen der Blitzlichter in diesem Jahr ist. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!
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