Ex-FA-Boss: "FIFA wie eine Mafia"

SID
Josef S. Blatter steht selbst in der Kritik
© getty

FIFA-Präsident Joseph S. Blatter hat nach dem Gegenwind aus der UEFA heftig ausgeteilt. "Ich habe sehr viel einstecken müssen in meinem Leben. Aber so etwas Respektloses habe ich noch nicht erlebt - weder auf dem Fußballfeld, noch im eigenen Hause." Derweil hat der ehemalige englische FA-Präsident Lord David Triesman mit dem Weltverband und dessen Präsident verbal abgerechnet und die FIFA mit einer Mafia verglichen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Während der Zusammenkunft der UEFA-Mitglieder vor dem 64. FIFA-Kongress in Sao Paulo hatte der Vorsitzende des königlich-niederländischen Fußball-Bundes KNVB, Michael van Praag, Blatter in dessen Anwesenheit als erster wichtiger Funktionär geraten, auf eine erneute Amtszeit an der FIFA-Spitze zu verzichten.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach berichtete, Van Praag habe dies "sehr respektvoll vorgetragen". Blatter sei aber "schon überrascht" gewesen, sagte Niersbach: "Weil es in dieser Klarheit und öffentlich artikuliert worden ist." Es sei aber keine "aggressive Stimmung" gewesen.

Blatter sah das anscheinend anders. Zum Ende des Kongresses hatte er seine erneute Kandidatur für 2015 angekündigt und dafür Applaus geerntet - nur eben nicht von den europäischen Vertretern.

"FIFA wie eine Mafia-Familie"

Seine ganz eigene und nicht gerade positive Meinung zum Fußball-Weltverband hat Lord David Triesman, der ehemalige Präsident der englischen FA. "Die FIFA, mir macht das Angst, verhält sich wie eine Mafia-Familie. Es gibt eine jahrzehntelange Tradition von Bestechungs- und Schmiergeldzahlungen sowie Korruption", sagte er am Mittwoch: "Die Hälfte des Exekutivkomitees, das bei der letzten WM-Vergabe abgestimmt hat, müsste gehen."

Lord Triesman reagierte damit auf die neuesten Korruptions-Anschuldigungen der "Sunday Times" im Zusammenhang mit den WM-Vergaben 2018 an Russland und 2022 an Katar. Er unterstützt ausdrücklich FA-Chef Greg Dyke, der FIFA-Präsident Joseph S. Blatter gescholten hatte, weil dieser im Zusammenhang mit den Korruptionsvorwürfen durch britische Medien von Rassismus und Diskriminierung gesprochen hatte.

"Don Corleone, so glaube ich, hätte die Taktik durchschaut und hätte sie dafür vielleicht bewundert", äußerte Lord Triesman in Anlehnung an den Mafia-Filmklassiker "Der Pate" mit Marlon Brando. Er sprach am Mittwoch vor dem House of Lords im britischen Parlament. Seine dort getätigten Aussagen können juristisch nicht angefochten werden.

Blatter sagte in Sao Paulo zu den Triesman-Bemerkungen: "Wissen Sie, Lord Triesmann ist alleine dafür verantwortlich, was er sagt. Ich werde das nicht kommentieren."

Artikel und Videos zum Thema