Rhodri Giggs: Mein Bruder, der Wurm

Von SPOX
Ryan Giggs und sein Bruder Rhodri sprechen seit letztem Jahr kein Wort mehr miteinander
© Getty

Zwischen Ryan und Rhodri Giggs herrscht auch ein halbes Jahr nach der Affäre unter Brüdern noch Funkstille. In Italien fallen Inter-Fans durch unschöne Plakate gegen Zlatan Ibrahimovic und Gennaro Gattuso auf, während Bolton-Keeper Adam Bogdan das Falsche richtig macht. In Spanien mimt Andres Iniesta derweil den Unschuldsengel. Unsere Korrespondenten vor Ort berichten.

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Serie A

von Oliver Birkner

Neues von Parkdeck 3: Bereits in der Aufwärmphase am Sonntagabend sorgte das 277. Mailänder Derby für erhellende Erkenntnisse. "Wir werden von allen brisanten Neuigkeiten aus der Tiefgarage des San Siro berichten", verkündete der Sender "Mediaset" pompös. Darauf analysierte Lele Oriali im Studio: "Alle Spiele sind gleich, auch wenn diese Partie etwas komplett Anderes ist." Nach 13 Jahren im Inter-Trikot muss er das schließlich wissen. Die Kamera schwenkte dann auf die aktuelle Gespielin von Kevin-Prince Boateng mit der Frage, ob sie die Konzentration ihres Liebhabers vor diesem überwichtigen Event hatte hochhalten können. Melissa Satta errötete sanft und erwiderte lieber nichts. Das nett anzuschauende TV-Sternchen hatte ja bereits Bobo Vieris mögliche Karriere-Auslauf-Möglichkeiten durchkreuzt, so dass Vieri nun beim italienischen "Let's Dance"-Pendant "Tanzen mit den Stars" sein Essen verdienen muss. Boateng wirkte während der Partie dann auch höchst unkonzentriert, was vielleicht weniger an Signora Satta als an Herrn Max Allegri lag. Warum der Milan-Coach den Berliner 2012 aus der Parade-Position hinter den Spitzen zurückzog, um dort den anonymen Verwirrungs-Täter Urby Emanuelson zu platzieren, bleibt ein Mysterium. Überhaupt lässt sich die Gesamt-Leistung der Rossoneri bei der 0:1-Niederlage erahnen, wenn Mark van Bommel nach Spielschluss als bester AC-Akteur herausragte. Wie in seinem ersten Derby scheiterte er allerdings erneut an der Latte desselben Tores. Pato wurde nach seinem gescheiterten Wechsel-Ringelrein unter Pfiffen ausgetauscht und Zlatan Ibrahimovic ging inmitten des Mauer-Duos Samuel/Lucio unter. Zum Überfluss musste sich der Schwede noch über ein Plakat der Inter-Kurve ärgern, das sein Buchcover präsentierte mit dem modifizierten Titel: "Ich bin ein Zigeuner". Weitere Transparente gingen tiefer unter die Gürtellinie. Den fehlenden Gennaro Gattuso, der mit schweren Augenproblemen weitere sechs Wochen pausieren muss, verhöhnten die Interisti: "Gattuso, Augen auf!" und "Gattuso, mach uns einen No-Look-Pass". Hätte man sich trotz Rivalität sparen können.

Der Ranieri-Effekt: Inter spielte zwar nicht überragend, wirkte jedoch gestaffelter, frischer und konzentrierter. In 40 Tagen verkürzte man den Abstand zur Tabellenspitze von 15 auf sechs Zähler und gewann das erste Stadtduell seit Jose Mourinho. Zuletzt verlor Milan übrigens vor 13 Monaten gegen die Roma ein Liga-Heimspiel: Damals wie am Sonntag also gegen Coach Claudio Ranieri. Das zähste Mailänder Derby ist indes noch lange nicht ausgefochten: San Siro benötigt zur perfekten HD-Ausstrahlung nämlich neue Scheinwerfer und Milan und Inter streiten sich seit Wochen darüber, wer die Kosten übernimmt. Vielleicht lautet der wahre Grund, den Rasen im Meazza niemandem in echtem HD präsentieren zu wollen.

Eine Bootsfahrt, die ist lustig: Immerhin gestaltet sich die Situation in Mailands Stadion besser als in Cagliari. Dort sperrte die Stadt das Stadion wegen des brüchigen Stahlbetons, während Abendspiele im Sant'Elia ohnehin erst einmal unmöglich sind: Kürzlich wurden nämlich reichlich Elektrokabel der Flutlichter über Nacht entwendet. "Bleibt das Stadion gesperrt, spielen wir am Wochenende gegen Florenz in Triest", sagte Patron Massimo Cellini kurzerhand. Eine erquickende Nachricht für die Tifosi der Sarden - von einem Flug mal abgesehen, würde die Anreise samt Fähre nur schlappe 16 Stunden betragen. Gute Reise!

Premier League

von Raphael Honigstein

Hughes' stilles Comeback: Als Mark Hughes im Sommer beim FC Fulham kündigte, erklärte sein Berater ihn zum nächsten Trainer-Superstar. "Mark hat bei Manchester United und Barcelona gespielt, auf diesem Niveau will er auch trainieren", sagte Kia Joorabchian, der übrigens auch den Sportsfreund Carlos Tevez mustergütig berät. Weder United noch Barcelona wollten allerdings den Waliser, und auch die von Joorabchian lancierten Bayern aus München, wo Hughes in den Achtzigern ein kurzes Gastspiel gegeben hatte, hatten eher kein Interesse. So kam es, dass der Superstar nun beim Aufsteiger Queens Park Rangers landete. Bei seinem Debüt in Newcastle setzte es gleich eine 0:1-Niederlage, mit der die West-Londoner in die Abstiegszone rutschten. Anfängerpech? Hughes' Vertrag soll auch für die zweite Liga gelten; Pep und Sir Alex können also vorerst beruhigt weitercoachen.

Never f*** the family: Dass Ryan Giggs nicht nur auf dem Fußballplatz scort, sondern auch innerhalb der eigenen Familie, war letzten Sommer rauf und runter zu lesen. Seitdem haben er und sein gehörnter Bruder Rhodri kein Wort mehr gewechselt, wie Rhodri nun der "Sun" verriet.

"Er hat sich Natasha einfach genommen, obwohl er alles hat und ich nichts. Sie war das einzige, dass ich hatte und er nicht - deswegen hat er es gemacht", meinte der fußballerisch minder begabte Giggs über die acht Jahre dauernde Affäre des "selbstsüchtigen" Ryan mit seiner eigenen Frau und verriet, dass er das Karriereende seines Bruders kaum noch erwarten kann: "Ich schaue seitdem vor dem Spiel immer auf die Aufstellung. Wenn er spielt, schaue ich mir das Spiel nicht an." Die Begründung: "Zu wissen, dass jemand mit deiner Frau geschlafen hat, der für dich fast das ganze Leben ein Held war, tut einfach zu sehr weh." Ryan sei einfach nur ein Wurm, so Rhodri. Bleibt eigentlich nur die Frage offen, was Natasha eigentlich an Ryan jahrelang so besonders sexy fand.

Vorsprung durch Technik: Paul Scholes' Rückkehr in den aktiven Spielbetrieb fasziniert weiter die (roten) Massen, wenn auch mit einem gewissen Unbehagen. "Eine Inspiration auf und neben dem Platz ist er schon seit langem, aber seine (enorme Bedeutung für das Team) kommt auch einer Anklage gleich", befand die "Times" mit einem kritischen Blick auf die Mittelfeldprobleme des Meisters. Gegen die Bolton Wanderers hätte man vielleicht auch ohne den 37-Jährigen "Scholesy" 3:0 gewonnen, Wayne Rooney konnte es sich ja sogar leisten, seinen dritten von sechs Elfmetern in dieser Saison zu verballern. "Wir haben Technologie im Rücken", erklärte Bolton-Keeper Adam Bogdan seine Parade. "Wir wussten, wo er die letzten zwei hingeschossen hatte. Aber das Gefühl war auch wichtig." Sehr wichtig, anscheinend, denn Bogdan sprang in die zuletzt von Rooney vernachlässigte rechte Torwartecke.

Primera Division

von Paula Villamarin Temperan

Geld kassiert Tore: Den Saisonverlauf sicher etwas anders vorgestellt hat sich Malagas potenter Investor, der vor der Saison Transfers von knapp 60 Millionen Euro Umfang möglich gemacht hatte. Nach 18 von 38 Spieltagen findet sich Malaga nämlich nur auf Platz 8 wieder, die Zwischenbilanz fällt mit sieben Siegen und sieben Niederlagen bei einem negativen Torverhältnis eher dürftig aus. Da passte es ins Bild, dass Ruud van Nistelrooy in Gijon zwar mit seinem erst zweiten Saisontor in der 88. Minute zum 1:1 traf, Sporting aber in der 92. Minute durch einen Sonntagsschuss des eingewechselten Oscar Trejo doch noch sehenswert zum Sieg kam. Da half es auch nicht, dass Trainer Manuel Pellegrini hinterher von einer Abseitsposition beim ersten Gegentor fabulierte und zudem meinte, seine Mannschaft habe in den letzten Wochen gut gespielt, sei dafür aber nie so recht belohnt worden. Kann man durchaus mal sagen, nach zwei Punktgewinnen aus fünf Spielen plus zwei Pokalniederlagen gegen Real. Aber vielleicht geht die Schatulle von Scheich Abdullah Al-Thani vor dem 31. Januar ja noch mal auf.

Iniestas vermeintliche Schwalbe: Pünktlich zum letzten Hinrunden-Heimspiel musste der FC Barcelona zwar die ersten beiden Heim-Gegentore überhaupt hinnehmen (Bilanz bis zum Treffer von Ruben Castro: 41:0!), kam gegen Real Betis aber dank Alexis Sanchez und Lionel Messi mit einem blauen Auge davon (4:2). Grob benachteiligt fühlte sich allerdings Andres Iniesta, der beim Zwischenstand von 2:2 von Jefferson Montero elfmeterreif von den Beinen geholt worden war, zur Überraschung aller aber von Schiedsrichter Ignacio Iglesias Villanueva den Gelben Karton wegen Schwalbe vor die Nase gehalten kam. "Ich hoffe, dass die Liga das zurücknimmt", meinte der ohnehin schon fahle Techniker hinterher sauer und auch Trainer Pep Guardiola kündigte einen Einspruch bei der LFP an. Dabei sollte Barca allerdings das Beweisvideo noch ein wenig zurechtschneiden: Iniesta zeigte Villanueva nämlich aus der ersten Erregung raus versteckt einen Vogel - und der wäre letztlich durchaus gelbwürdig gewesen.

Die wahre Tabelle: Überhaupt fühlt sich der Katalane an sich ja gerne im Unrecht und hat noch andere duckmäuserische Charaktereigenschaften, wie Pep Guardiola vor dem Betis-Spiel offenbarte. "Katalanen sind im Allgemeinen ängstlicher. Es ist eine historische Frage, wir vertrauen nicht auf uns", sagte der Barca-Coach und hatte gleich ein passenden Beispiel parat: "Vor ein paar Jahren war Real Madrid zwölf Punkte zurück und glaubte immer noch an den Titel. Wenn wir aber zwölf Punkte hinten liegen, hängen wir uns auf." Aktuell sind es bekanntlich nur fünf Punkte und auch diese Bilanz sei trügerisch, meint das barcanahe Verschwörungskonglomerat "Villarato", das eine ganz eigene Rechnung aufmachte: Demnach haben Schiedsrichterentscheidungen nämlich dazu geführt, dass Real vier Punkte mehr auf dem Konto hat, Barca dagegen sei um fünf Punkte benachteiligt worden, behauptet Villarato, das aber Gott sei Dank keine Veto-Rechte in Bezug auf die Tabelle besitzt.

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