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GESPONSERT VON

HSV: Trümmerhaufen statt großer Traum

Von Daniel Börlein
Mladen Petric' (r.) Treffer reichte dem HSV in London nicht zum Weiterkommen
© Getty

Der Hamburger SV ist im Halbfinale der Europa League am FC Fulham gescheitert. Der große Traum eines Endspiels im eigenen Stadion ist damit zerplatzt. Mindestens ebenso schlimm: Im kommenden Jahr ist der HSV international wohl nicht dabei. Und das obwohl, vor der Saison fast 30 Millionen Euro in die Mannschaft investiert wurden. Die Fans haben den Hauptschuldigen schon ausgemacht.

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Pascal Zuberbühlers Freude währte nur kurz. Fulhams Ersatzkeeper lag sich einen Moment lang mit seinen Teamkollegen in den Armen - dann zog der Schweizer schon zum Trösten los. Sein Ziel: Mladen Petric.

Zuberbühler und der HSV-Angreifer kennen sich aus gemeinsamen Tagen beim FC Basel. Zwei Meisterschaften feierten die beiden in Basel zusammen, in der Saison 2005/2006 machten Zuberbühler und Petric gemeinsam allerdings auch eine ganz bittere Erfahrung.

Damals lag der FC Basel bis zum letzten Spieltag an der Tabellenspitze und empfing zum Saisonfinale den zweitplatzierten FC Zürich. Ein Punkt hätte Basel zum erneuten Titelgewinn gereicht. In der dritten Minute der Nachspielzeit traf allerdings Zürichs Iulian Filipescu zum 2:1-Siegtreffer für die Gäste. Basel hatte die Meisterschaft in buchstäblich letzter Minute noch aus der Hand gegeben. Ein Erlebnis, das Zuberbühler und Petric noch immer verbindet.

Petric: "Die größte Enttäuschung"

Nun, knapp vier Jahre später, erlebten Zuberbühler und Petric wieder einen ganz besonderen Fußball-Moment. Einen allerdings, der aus Sicht des Hamburgers alles bisher da gewesene in den Schatten stellte.

"Das ist die größte Enttäuschung meiner Karriere", sagte Petric nach der 1:2-Niederlage in Fulham und dem damit verbundenen Halbfinal-Aus in der Europa-League. Nichts wird es mit dem Endspiel im eigenen Stadion, das eine verkorkste Saison hätte retten sollen.

"Diese Niederlage so kurz vor dem Ziel ist nur schwer in Worte zu fassen", sagte Kapitän David Jarolim. "Es tut mir gerade für unsere Fans unfassbar leid, dass der gemeinsame Traum hier beendet worden ist."

HSV fehlt die Kraft

Innerhalb von sechs Minuten drehte Fulham das Spiel, der HSV war nicht mehr in der Lage zurückzuschlagen. "Das Problem ist, dass wir zurückgelaufen sind. Anfangs haben wir das Spiel kontrolliert, bis zum 1:0. Da ging es los, da haben wir die Kontrolle verloren. Wir sind zurückgelaufen und das darf man bei englischen Mannschaften einfach nicht machen", sagte Coach Ricardo Moniz.

"Vor allem in der zweiten Halbzeit sind wir kaum mehr nach vorne, haben uns nur noch hinten reingestellt und auch die Zweikämpfe nicht mehr gewonnen", sagte Petric, der wie seine Teamkollegen am Ende nichts mehr zuzusetzen hatte.

"Bei unseren Stürmern war es am Ende eine Frage der Kraft. Ruud van Nistelrooy hat lange nicht gespielt", so Moniz. "Aber es ist keine Entschuldigung, schließlich ging es um ein historisches Finale. Ich kann allerdings schwerlich zugeben, dass es nur an der Fitness lag, denn eigentlich muss man mit einem Krampf vom Platz gehen."

"Die Ziele wurden verfehlt"

Statt mit Krämpfen verließ der HSV das Feld allerdings als Verlierer - und steht damit vor den Trümmern einer ganzen Saison. In der Liga ist Platz sechs für die Hamburger kaum noch zu erreichen. Heißt: Der HSV ist im kommenden Jahr nicht international vertreten.

"Davon geht die Welt nicht unter, aber wir hatten uns das natürlich anders vorgestellt", sagte Klub-Boss Bernd Hoffmann. "Man muss natürlich sagen, dass die Ziele in der Saison verfehlt wurden."

30 Millionen ausgegeben

In den vergangenen sechs Jahren war der HSV immer international dabei. Ausgerechnet die Saison, in der knapp 30 Millionen Euro in die Mannschaft investiert wurden, endet nun als totales Debakel.

Dem muss sich Hoffmann stellen. Nach dem Abpfiff in London richtete sich der Unmut der HSV-Anhänger gegen den Klub-Vorsitzenden. Laute "Hoffmann raus"-Rufe schallten aus dem Fanblock. "Er muss sich kritische Fragen gefallen lassen, aber man darf jetzt nicht die Kritik an einer Person festmachen", sagte Aufsichtsratchef Horst Becker.

Versöhnlicher Abschluss

Hoffmann selbst stellt sich der Kritik, drücken will er sich vor der schwierigen Situation nicht: "Wir wollen so schnell wie möglich mit der Planung und Konzeption der neuen Saison beginnen und wollen es zum Saisonabschluss auch abschließen."

Vorher müssen Hoffmann und der HSV die aktuelle Saison allerdings auch auf dem Platz einigermaßen versöhnlich abschließen. Ein weiteres Debakel in der Liga, wie zuletzt gegen Hoffenheim, kann man sich wohl nicht mehr leisten. "Wir werden zwei ordentliche letzte Spiele spielen, da bin ich mir sehr sicher", sagt Hoffmann.

FC Fulham - Hamburger SV: Daten & Fakten zum Spiel