Schottland träumt vom großen Coup

SID
Schottland, EM Qualifikation
© Getty

Glasgow - Sie wollen rennen bis die Sohlen glühen, kämpfen bis die Lungen brennen und sich nach dem Schlusspfiff überglücklich in den Armen liegen: Nur 90 Minuten trennen Schottland von der ersten Teilnahme an einem großen Turnier seit der WM 1998.

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Mit einem Sieg im entscheidenden EM-Qualifikationsspiel am Samstag gegen Weltmeister Italien können die "Bravehearts" ihr gesamtes Land in einen kollektiven Freudentaumel versetzen und das Ticket für die Euro 2008 in Österreich und der Schweiz lösen.

Nicht ein Hauch von Angst 

"Auf die Italiener wartet das schwierigste Spiel ihres Lebens. Meine Spieler haben nicht einen Hauch von Angst und glauben an ihre Fähigkeiten", sagt Schottlands Trainer Alex McLeish und verspricht: "Wir werden sehr selbstbewusst auftreten und bis zum Umfallen kämpfen. Nach unseren bisherigen Ergebnissen sind wir kein Außenseiter mehr."

Tatsächlich stehen die Vorzeichen trotz der vermeintlichen Übermacht des Gegners nicht schlecht: Der heimische Hampden Park in Glasgow war zuletzt eine uneinnehmbare Festung. Alle fünf bisherigen Quali-Spiele in der rund 52.000 Zuschauer fassenden Arena wurden gewonnen. Selbst Vize-Weltmeister Frankreich schickte man mit einer 0:1-Niederlage nach Hause.

Mehr als nur tapfer

Rund 600.000 Tickets hätte der schottische Verband für die Partie verkaufen können, und die Wettbüros verzeichnen nie dagewesene Einsätze. Buchmacher William Hill erwartet Einsätze von zehn Millionen Pfund allein auf diese Partie, der Rekord des Hauses steht bislang bei fünf Millionen Pfund aus dem Jahre 1999, als England und Schottland in der EM-Qualifikation aufeinandertrafen.

"Natürlich sind uns einige großartige Resultate gelungen, aber erreicht haben wir deshalb noch gar nichts. Wir wollen zur EM. Ich habe keine Lust, dass Schottland am Ende einmal mehr als tapferer Verlierer dasteht", sagt Abwehrspieler Gary Naysmith.

Ein Traum würde Realität 

Dabei ist die Leistung der Briten schon jetzt mehr als beachtlich. Vor Qualifikationsbeginn waren die Rollen in der Gruppe B klar verteilt. Erst kamen Italien und Frankreich, dann die Ukraine, dann lange Zeit nichts und irgendwann die Schotten.

"Wir haben nicht im Traum daran gedacht, in unserem letzten Spiel noch um die EM-Teilnahme kämpfen zu können", gesteht McLeish, dessen Team sogar im Falle eines Unentschiedens am Samstag noch hoffen kann. Allerdings müsste Frankreich dann am kommenden Mittwoch in der Ukraine verlieren oder Italien zeitgleich nicht über ein Remis gegen die Färöer Inseln hinauskommen.

Auf in die Schlacht 

Um nicht auf die Hilfe anderer Teams angewiesen zu sein und einen weiteren Fehltritt wie bei der 0:2-Pleite in Georgien am vergangenen Quali-Spieltag zu vermeiden, wollen die Schotten den Italienern mit britischer Härte begegnen. "Wir möchten dem Spiel unseren Stempel aufdrücken. Wenn wir dafür zu ein paar Tacklings ansetzen müssen, die möglicherweise für Aufregung sorgen, werden wir das tun", kündigt Stürmer Kenny Miller an.

Die Italiener scheinen bereits zu ahnen, was auf sie zukommt. "Wir wissen, dass uns eine Schlacht erwartet", sagt Torhüter Gianluigi Buffon: "Das wird eines der wichtigsten Spiele in meiner Nationalmannschafts-Karriere."

Für Italiens Trainer Roberto Donadoni könnte es sogar das letzte im Dienst der Squadra Azzurra werden. Im Falle einer Niederlage droht dem Coach der Rauswurf - und dem Land des Weltmeisters nach dem Tod eines Fans, anschließenden Ausschreitungen und Fankurvensperrungen ein weiterer schwerer Schlag.

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