Löw eröffnet Polen-Poker

SID
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© Getty

Ascona - Sonne, Ruhe, Seeblick - Ascona hatte für die deutsche Nationalmannschaft den Roten Teppich ausgerollt. Doch die EM-"Gipfelstürmer" von Joachim Löw hielten sich nach der Ankunft im sommerlichen und idyllischen Tessin nicht lange mit Begrüßungszeremonien auf.

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Die Zeit drängt - am Sonntag muss der Bundestrainer gegen Polen ein top-fittes Team auf das Grün im Klagenfurter Stadion schicken. "Wir müssen jeden Tag konzentriert und fokussiert arbeiten", hatte der Bundestrainer kurz vor der Abreise zur Europameisterschaft gefordert.

Acht Trainingseinheiten sollen den "Feinschliff" bringen, die erste stand schon am Nachmittag des Ankunftstages in Löws "EM-Drehbuch" für das geplante neue Fußball-Sommermärchen, das am 29. Juni in Wien mit dem Titelgewinn enden soll.

Nach einem knapp einstündigen Flug von Frankfurt nach Lugano landete der Mannschaftsflieger trotz eines Streiks auf dem Rhein-Main-Airport in Frankfurt/Main bei der "Lufthansa Cityline" pünktlich um 12.12 Uhr in Lugano.

Roter Teppich zum Empfang

Dort wurden Kapitän Michael Ballack & Co. von Kindern, die schwarze, rote und goldene Shirts trugen, auf einem roten Teppich empfangen.

Die von Präsident Theo Zwanziger angeführte Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hielt sich allerdings nicht lange bei der offiziellen Begrüßung durch Vertreter von Stadt und Kanton auf, sondern bestieg rasch den EM-Mannschaftsbus mit der Aufschrift "Deutschland - ein Team - ein Ziel" und fuhr weiter ins rund 45 Minuten entfernte Quartier am Lago Maggiore.

Auch dort war ein roter Empfangs-Läufer vor dem exklusiven Fünf-Sterne-Hotel "Giardino" ausgelegt worden, in dem die Spieler, Trainer und Betreuer um kurz nach 13.00 Uhr eincheckten.

"Noch schlimmer als eine Festung"

Rund 50 Urlauber und eine Schar von Medienvertretern sorgten für eine eher beschauliche Ankunft in dem ruhigen Urlaubsort. Nur einige Kinder winkten mit bunten Fähnchen.

Die Chance zur Kontaktaufnahme oder auf ein paar Autogramme gab es praktisch nicht. Ein einheimischer Polizist kommentierte die Absperr-Maßnahmen süffisant: "Das ist abgeschirmt, noch schlimmer als eine Festung."

Als Empfangschef fungierte der aus dem Tessin stammende Oliver Neuville, der nicht mit der Mannschaft angereist war, sondern schon den zweitägigen Kurzurlaub nach dem 2:1-Sieg gegen Serbien in seiner Heimat im Kreise der Familie verbracht hatte.

Konditions-Arbeit für Borowski

Wie bestellt strahlte auch die Sonne über dem Lago Maggiore, über dem am Vortag noch ein Unwetter getobt hatte.

Nach der Regeneration der Spieler über das Wochenende, an dem aber einige Akteure wie der zuletzt erkrankte Tim Borowski Konditions-Arbeit leisten mussten, will Löw die Belastung bei allen 23 Akteuren wieder hochfahren.

"Nach den zwei Tagen Pause müssten alle gut erholt und auf einem guten Level sein", äußerte der Chefcoach, der den Fokus nun ganz auf das erste Gruppenspiel gegen Polen richten will.

Letztes Infos von Siegenthaler

Dabei wird auch Chef-Scout Urs Siegenthaler wie schon bei der WM 2006 eine zunehmend wichtige Rolle spielen: "Am Mittwoch und Donnerstag werden wir uns bei Siegenthaler die letzten Informationen über Polen besorgen. Danach wird das Wichtigste der Mannschaft nahegebracht. Schon zuvor werden wir einzelnen Spielern immer wieder einzelne Informationen geben", gab Löw einen Einblick in die Planungen.

Positive Nachrichten gab es aus Wien von der UEFA: Die unangemeldete Dopingkontrolle bei zehn Spielern vor dem Serbien-Spiel war negativ.

Eine zentrale Frage ist, welchen Platz Lukas Podolski, der am 4. Juni 23 Jahre alt wird, in der Startelf erhält: Den neben seinem Münchner Vereinskollegen Miroslav Klose im Angriff, oder doch den im linken Mittelfeld, was die mutigere Variante wäre.

Karten bleiben verdeckt

Löw pokert bei seinem taktischen Konzept und seiner personellen Besetzung der höchstens noch zwei offenen Positionen in der EM-Startelf: "Wir legen die Karten nicht so einfach auf den Tisch. Wir werden noch die eine oder andere Möglichkeit einspielen", kündigte der 48-Jährige an.

Die verbleibenden Übungseinheiten bis zur Stunde der Wahrheit am Sonntag im Wörthersee-Stadion von Klagenfurt werden wohl fast alle im Geheimen durchgeführt.

Die Trainingsplätze im Jugend-Sportzentrum in Tenero sind extra mit 2,50 Meter hohen Sichtblenden gegen Spione geschützt worden. In dem Trainingsort wehen schwarz-rot-goldene Fahnen und großformatige Poster von Löw und den deutschen EM-Kickern schmücken das Stadtbild. Und am Ortseingang von Ascona grüßt sogar eine schwarz-rot-golden angemalte Plastik-Kuh.

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