Spanisches "Tiqui-Taca" gegen Catenaccio

SID
em 2008, fußball, spanien, italien, aragones
© Getty

Neustift - Mit "Tiqui-Taca" den Catenaccio knacken: Spanien setzt gegen Italiens Defensiv-Künstler auf einen Systemwechsel (So., 20.30 Uhr im SPOX-TICKER).

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Führte gegen Russland und Schweden noch eine Kontertaktik zum Erfolg, will die Seleccion gegen die völlig anders agierende Squadra Azzura im EM-Viertelfinale am Sonntag in Wien auf ihr bewährtes, schnelles Kurzpass-Spiel zurückgreifen.

"Wir müssen möglichst viel in Ballbesitz bleiben und Druck erzeugen", gab Trainer Luis Aragones als Devise aus.

Respekt vor dem Weltmeister

Auch wenn Italien nur mit Ach und Krach den Vorrunden-K.o. vermeiden konnte, haben die dreimal siegreichen Spanier gehörigen Respekt vor dem vierfachen Weltmeister. "Sie sind sehr abwehrstark. Es wird schwierig, gegen sie Tore zu erzielen", sagte Mittelfeldmann Ruben de la Red.

"Das ist einer der schlimmsten Gegner, die es gibt. Das ist eine große Mannschaft, die sowohl in der Defensive wie der Offensive stark ist", urteilte Aragones. "Aber ich bin davon überzeugt, dass wir es schaffen können."

Der Trainer-Fuchs kann nach dem geglückten Experiment gegen Griechenland (2:1) mit einer B-Elf am Sonntag auf seinen ausgeruhten, kompletten A-Kader zurückgreifen. Italiens Stammformation hat nicht nur drei Tage weniger Pause, sondern muss auch noch die schwerwiegenden Ausfälle von Spielmacher Andrea Pirlo, Zerstörer Gennaro Gattuso (beide gelb-gesperrt) und dem verletzten Neu-Wolfsburger Verteidiger Andrea Barzagli verkraften.

"Angesichts ihres Potenzials können sie das ersetzen", spielte Aragones den eigenen Vorteil herunter. "Dann kommt eben ein Ambrosini, Perrotta oder sonst einer."

Keine Angst vor Luca Toni

Aber natürlich passt Aragones diese Schwächung voll ins Konzept. So dürfte das spanische Übergewicht im Mittelfeld, seinem Herzstück, noch größer werden.

Damit wäre eine wesentliche Voraussetzung für "Tiqui-Taca" gegeben. Kontrollieren Xavi & Co das Geschehen, können sie EM-Torjäger David Villa und Fernando Torres, mit bislang fünf Treffern in nur zwei Begegnungen das mit Abstand gefährlichste Stürmerduo, gezielt einsetzen. "Wir versuchen, ihre wenigen Schwächen auszunutzen", sagte Aragones.

Luca Toni bereitet den Spaniern keine schlaflosen Nächte. "Er ist sicher einer der Stärksten bei Italien, aber unsere Innenverteidiger werden sich um ihn kümmern", kündigte der ausgebuffte Coach eine intensive "Betreuung" für den kopfballgefährlichen, bislang aber wirkungslosen Torjäger des FC Bayern München an.

88 sieglose Jahre

Aber nicht nur Luca Toni und Kollegen, sondern auch der Fluch gegen die Azzurri soll im Viertelfinale gestoppt werden. Seit 88 Jahren haben die Iberer gegen Italien kein Pflichtspiel mehr gewonnen: Sesumaga brachte dieses Kunststück mit seinen beiden Treffern zum 2:0 am 2. September 1920 bei den Olympischen Spielen in Antwerpen quasi im Alleingang letztmals zustande. Damals holte Spanien Silber.

"Wir haben sie in Testpartien mehrmals geschlagen und sind gut in Form", sagte de la Red zuversichtlich.

Aragones sieht seine Schützlinge für den großen Schlagabtausch bestens gerüstet: "Wir sind physisch und psychisch bestens drauf und technisch stark."

Im Ernst-Happel-Stadion soll die "fiesta" in Rot-Gelb weitergehen, das von Schiedsrichter Herbert Fandel (Kyllburg) geleitete Schlagerspiel nur eine weitere Etappe auf dem Weg zum Traumziel Titel-Triumph sein.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Spanien:  1 Casillas - 15 Sergio Ramos, 5 Puyol, 4 Marchena, 11 Capdevila - 6 Iniesta, 19 Senna, 8 Xavi, 21 David Silva - 9 Torres, 7 Villa

Italien:  1 Buffon - 19 Zambrotta, 2 Panucci, 4 Chiellini, 3 Grosso - 22 Aquilani, 10 De Rossi, 13 Ambrosini - 20 Perrotta - 18 Cassano - 9 Toni

Schiedsrichter:  Herbert Fandel (Kyllburg)

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