Zu unrecht belächelt

SID
Alex Hleb
© Getty

Liebe Fußball-Fans,
 ich weiß nicht, wie Euch diese EM gefällt. Ich jedenfalls komme voll auf meine Kosten.

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Was zum einen daran liegt, dass bisher in überraschend vielen Spielen guter Fußball geboten wurde. Zum anderen freut es mich natürlich, dass die beiden Teams, mit denen ich mitfiebere, für Furore sorgen: Deutschland und Russland. Sogar mein Traumfinale, für das ich vor kurzem noch belächelt worden bin, ist noch möglich.

Von der deutschen Mannschaft wurde ja ein gutes Turnier erwartet. Der russische Erfolg kommt für viele dagegen überraschend. Dabei gibt es einige Gründe für den Höhenflug der Sbornaja. Technisch gute Fußballer gab es in Russland schon immer, die Fußballschule dort ist einfach klasse, da spreche ich aus eigener Erfahrung. Schließlich habe ich noch zu gemeinsamen sowjetischen Zeiten mit dem Fußballspielen begonnen.

Das Problem bisher war nur: Viele gute Fußballer machen noch lange kein gutes Team. Doch nun kommt Guus Hiddink ins Spiel. Er hat es geschafft, eine Mannschaft zu formen. Zum einen, weil seine Philosophie von Fußball perfekt mit den russischen Stärken harmoniert, zum anderen weil er den Charakter seiner Spieler versteht, obwohl er selbst kein Russe ist.

Ein guter Freund spielt bei den Spaniern

Bei aller überragender Technik lebt das russische Spiel natürlich auch von der Laufbereitschaft und Konditionsstärke der Spieler. Hier zahlt sich aus, dass bis auf den Nürnberger Ivan Saenko das komplette Team in der russischen Liga am Ball ist. Und diese hat erst im Frühjahr begonnen, die Jungs stehen gerade also voll im Saft. Ein klarer Vorteil gegenüber den Stars aus den Top-Ligen, die bereits eine sehr anstrengende Saison hinter sich haben.

Von den Spielern gefällt mir natürlich Andrei Arschawin. Ein absoluter Ausnahmefußballer, es macht riesig Spaß, ihm zuzuschauen. Aber auch Kapitän Sergej Semak, der im Mittelfeld ein Riesenpensum abspult, ist sehr wichtig für die Mannschaft. Unglaublich stark präsentiert sich auch Juri Schirkow. Der Linksverteidiger macht brandgefährliche Vorstöße und hat unglaublich viele Ballkontakte.  

Persönlich kenne ich von den russischen Nationalspielern nur Alexander Kerschakow. Er hat aber den Sprung in den EM-Kader knapp verpasst. Ein guter Freund von mir steht jedoch den Russen im Halbfinale gegenüber: Cesc Fabregas, mein spanischer Teamkollege vom FC Arsenal. Falls Russland also verlieren sollte, kann ich mich zumindest für Cesc freuen.

Bis demnächst!

Euer Alex

Alexander Hleb (27) kam im Jahr 2000 als 19-Jähriger nach Deutschland und spielte bis 2005 137-mal für den VfB Stuttgart in der Bundesliga. Seit drei Jahren schnürt der weißrussische Nationalspieler für den FC Arsenal in der Premier League die Schuhe. Mehr über Alexander Hleb gibt's auf www.alexander-hleb.com

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