Der zitternde Gastgeber

Von Andreas Lehner
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© Getty

München - Josef "Peppi" Hickersberger hat seinen Platz in der österreichischen Fußball-Historie schon sicher. Leider steht sein Name in Verbindung mit einem negativen Höhepunkt. Er war Trainer der Mannschaft, die am 12. September 1990 in der EM-Qualifikation 0:1 gegen die Färöer Inseln verlor. Es folgte der Rücktritt.

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In seiner zweiten Amtszeit blieben den Österreichern die Qualifikationsspiele als Gastgeber erspart. Nicht aber die Zweifel an der Qualität des ÖFB-Teams. Im Jahr 2007 bestritt Österreich zwölf Testspiele und konnte nur eins gewinnen (3:2 gegen die Elfenbeinküste).

Die Verzweiflung ist groß im Lande der Krankls, Prohaskas und Polsters. Der Gastgeber befürchtet ausgerechnet bei der EM im eigenen Land einen weiteren Tiefpunkt mit Hickersberger.

Allein der Glaube und der Patriotismus hält das letzte Fünkchen Hoffnung am Leben, dass Österreich (die besten Bilder in der SPOX-DIASHOW) bei der Heim-EM erfolgreich abschneiden wird.

"Ich bin Patriot und eine Chance hat man immer. Wir wissen, dass sich die Mannschaft steigern muss. Aber immer wieder hat man gesehen, dass Außenseiter über sich hinauswachsen oder unterschätzt werden, und an den Strohhalm klammern wir uns natürlich", sagt Toni Polster gegenüber SPOX.com.

Falls Österreich (alle Informationen zum EM-Gastgeber) bei seiner ersten Finalrunden-Teilnahme die Vorrunde überstehen würde, wäre dies schon ein großer Erfolg und Hickersberger würde auch mit einem positiven Höhepunkt in der österreichischen Fußball-Historie in Verbindung gebracht.

Stärken:

Die Innenverteidigung ist das Prunkstück des ÖFB-Teams und mit Martin Stranzl (Spartak Moskau) und Emanuel Pogatetz (FC Middlesbrough) auch prominent besetzt.

Die Testspiele haben gezeigt, dass es schwer ist, gegen die tief stehenden Österreicher Chancen rauszuspielen. Nur in drei Partien kassierten sie mehr als einen Gegentreffer. Dahinter stehen mit Jürgen Macho (AEK Athen), Alexander Manninger (AC Siena) und Helge Payer (Rapid Wien) drei starke Torhüter zur Verfügung.

"Unsere Stärken liegen im Defensivbereich. Wir haben einen guten Torwart, da hat Macho im Moment die Nase vorn, und mit Stranzl und Pogatetz zwei Innenverteidiger, die internationale Klasse besitzen", meint Polster.

Offensiv ragt einzig Kapitän Andreas Ivanschitz von Panathinaikos Athen heraus. Er ist Dreh- und Angelpunkt des Angriffspiels.

Schwächen:

Das Niveau der heimischen Liga ist weit weg von den internationalen Top-Ligen. Dementsprechend fehlt vielen Spielern auch die nötige Klasse, dem schnellen Spiel auf hohem Niveau zu folgen. Im Gegensatz zu früheren Jahren stehen auch kaum Legionäre im Aufgebot. Generell fehlt die Tiefe im österreichischen Kader.

"Früher hatten wir immer in jedem Mannschaftsteil herausragende Spieler. Diese individuelle Klasse ist jetzt nicht vorhanden. Unseren Gegner muss im Moment nicht angst und bange werden", sagt Polster.

Im Sturm liegen die Hauptprobleme. Sieben Tore in zwölf Spielen sprechen Bände. Das Spiel wird zu langsam nach vorne getragen und die Spieler sind technisch nicht auf Top-Niveau. Außerdem fehlt ein Mittelstürmer vom Schlage eines Hans Krankl, Polster oder Andreas Ogris.

Hickersberger weigert sich aber die Routiniers Ivica Vastic und Mario Haas zurückzuholen, obwohl sie die mit Abstand erfolgreichsten österreichischen Scorer in der Liga sind.

"Ich würde Vastic, der meiner Meinung nach der beste Fußballer in Österreich ist, schon mitnehmen. Auch Haas zeigt, dass er eine Alternative sein könnte. Man muss ehrlich sagen, deren Leistungen sind besser, als von manchen, die im Moment spielen", meint Polster.

Taktik:

In fast allen Spielen setzte Hickersberger auf ein 4-5-1-System mit Sanel Kuljic als einziger Spitze. Rene Aufhauser und Yüksel Sariyar/Joachim Standfest agieren als Sechser vor der Abwehr, während Ivanschitz und Markus Weissenberger das Offensivspiel gestalten sollen.

Nur im Test gegen Tunesien (0:0) stellte Hickersberger auf ein 4-4-2-System mit Raute und Ivanschitz als Spielmacher um. Im Sturm rückte Roman Kienast an die Seite von Kuljic. Die Grundausrichtung zielt aber immer auf eine kompakte Defensive ab.

Österreich in Zahlen:

Erfolge: WM-Dritter 1954
WM-Teilnahmen (7):
1934, 1954, 1958, 1978, 1982, 1990, 1998
EM-Teilnahmen (1): 2008
Bilanz gegen Deutschland: 33 Spiele, 8 Siege, 6 Remis, 19 Niederlagen, 51:72 Tore
Letztes Duell: 18. August 2004 in Wien (1:3)
FIFA-Weltrangliste: Platz 91 (Stand: November 2007)

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