EM

Zitterpartie mit Happy End

Von Daniel Reimann
Deutschland und Tschechien lieferten sich ein Spiel auf Augenhöhe
© getty

Deutschlands U21 zieht ins Halbfinale ein und bucht zugleich das Ticket für Rio 2016. Gegen Tschechien reichte ein 1:1 (0:0)-Unentschieden zum Weiterkommen.

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Vor 18.068 Zuschauern in der Eden Arena entwickelte sich eine ausgeglichene erste Halbzeit, die jedoch torlos blieb. Nach der Pause brachte Nico Schulz die deutsche Mannschaft in Führung (55). Nur elf Minuten später glich Ladislav Krejci aus (66.).

Weil im Parallelspiel Dänemark Serbien schlug, zieht Deutschland damit als Gruppenzweiter ins Halbfinale ein. Auch das Olympiaticket ist gesichert.

Die Halbfinals finden am 27. Juni um 18 Uhr in Olmütz beziehungsweise 21 Uhr in Prag statt. Die deutsche Mannschaft muss in Olmütz ran.

Die Reaktionen:

Horst Hrubesch (Trainer): "Wir hätten gerne noch den Gruppensieg dazu gehabt. Aber wir sind da, wo wir hin wollten. Jetzt werden die Karten neu gemischt. Nach dem 1:0 hätten wir das zweite Tor machen müssen, dann wäre es durch gewesen."

Nico Schulz: "Es war ein Spiel, in das wir uns reinkämpfen mussten. Wir hatten genug Chancen, haben sie aber einfach nicht reingemacht. Damit haben wir uns das Leben schwer gemacht. Aber es hat am Ende gereicht."

Kevin Volland: "Wir sind froh, dass wir das erste Ziel Olympia erreicht haben. Aber es geht weiter."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Tschechien beginnt im 4-4-2 mit dem bisher dreifachen Torschützen Kliment und Travnik in der Spitze. Hinten verteidigt der Ex-Kölner Kalas in der Viererkette.

Hrubesch setzt erneut auf den zuletzt schwachen Meyer, stattdessen muss Bittencourt zugucken. Für ihn kommt Schulz über links, Günter beginnt links hinten.

10.: Aufregung im Sechzehner der Gastgeber: Meyer stört früh, erobert den Ball vorm Strafraum, setzt dann Volland links ein. Der legt zurück in die Mitte, wo schließlich Younes aus 14 Metern abzieht. Doch Koubek hat die Faust oben und pariert. Der Nachschuss von Kimmich aus zweiter Reihe geht dann deutlich übers Tor.

36.: Volland bekommt den Ball rechts an der Strafraumkante und zieht zügig aus 15 Metern rechter Position mit links ab. Der Schuss geht jedoch knapp unten rechts vorbei.

27.: Kaderabek bricht rechts durch, spielt dann quer zu Frydek, der bei seinem Abschluss aus gut 16 Metern linker Position leicht verzieht. Der Ball geht knapp oben rechts vorbei.

47.: Eine Ecke landet bei Brabec, der aus fünf Metern frei zum Kopfball kommt. Ter Stegen ist geschlagen, doch Korb steht am linken Pfosten und klärt mit dem Kopf auf der Linie.

49.: Kliment setzt sich links durch, zieht in den Strafraum und spielt in die Mitte zu Skalak, der direkt aus acht Metern halblinker Position abzieht. Der Ball rauscht knapp unten links vorbei. Glück für Deutschland.

55., 0:1, Schulz: Ein Tor aus dem Nichts! Nach einer Flanke von links kommt der Ball über Umwege zu Schulz, der unter Bedrängnis aus sechs Metern linker Position abzieht. Koubek sieht nicht gut aus, bekommt die Hand noch dran, doch die Kugel landet im Netz.

58.: Can bekommt den Ball im Sechzehner, versucht dann aus sieben Metern einen halbherzigen Lupfer, doch Koubek ist zur Stelle und klärt.

66., 1:1, Krejci: Die komplette linke Seite der Deutschen ist entblößt und wird von Petrak überspielt. Der schlägt dann eine scharfe Flanke links vors Tor, wo sich Krejci im Rücken von Korb davon stiehlt und aus gut sechs Metern linker Position direkt vollendet. Ter Stegen hat keine Chance.

76.: Korb spielt steil auf Bittencourt, der nach innen zieht und stark für Meyer ablegt. Doch der gibt nur ein Schüsschen aus zwölf Metern zentraler Position ab. Das ist zu wenig für einen Zehner!

Fazit: Ein ausgeglichenes und wechselhaftes Spiel endet unentschieden - wenngleich mit dem besseren Ende für das DFB-Team.

Der Star des Spiels: Emre Can. Nicht so überzeugend wie im Spiel gegen Dänemark, aber immer noch der stärkste Mann auf dem Feld. Seine Präsenz im Zentrum und seine entschlossenen Umschaltaktionen sind beeindruckend. Auch gegen Tschechien der Kommandogeber und Antreiber. Legte zudem vier Torschüsse vor. Allerdings: Auch er war (wie sämtliche seiner Mitspieler) nicht fehlerlos.

Der Flop des Spiels: Michael Travnik. War über weitere Strecken des Spiels abgemeldet. Wenig Impulse, wenig Explosivität und kein einziger Torschuss. Wurde nach einer Stunde ausgewechselt.

Der Schiedsrichter: Danny Makkelie. Leistete sich keine gravierenden Fehler, ließ sich aber bisweilen sehr schnell aus der Reserve locken. Vor allem in der erste Hälfte hatte er immer wieder Ausreißer in seiner Linie.

Das fiel auf:

  • Verkehrte Welt in der Anfangsphase: Im Gegensatz zu den beiden ersten Spielen kam das DFB-Team hellwach und agggressiv aus der Kabine. Das Gegenpressing funktionierte gut, die Tschechen wirkten ob des forschen Beginns überrascht. Vor allem nach Ballverlust boten sich in ihren Defensivreihen enorme Lücken, die Volland und Meyer zu nutzen wussten.
  • Nach gut zehn Minuten wurde jedoch auch die deutsche Anfälligkeit offensichtlich: Heintz war in der Innenverteidigung nicht immer auf der Höhe, bekam von Ginter die ein oder andere Ansage. Auch auf dem linken Flügel von Günter und Schulz fanden die Tschechien immer wieder Lücken.
  • Das deutsche Offensivspiel krankte im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit auch an mangelnder Variabilität. Es ging fast alles über links, wo aber Günter und Schulz oft die offensichtlicheren Optionen wählte. Schulz hat zwar eine ungemeine Explosivität, jedoch sind seine Aktionen leichter zu antizipieren als beispielsweise von Pendant Younes.
  • Auch nach der Pause tat sich Deutschland zunächst schwer, da die Tschechen im Spielaufbau sehr früh attackierten und diszipliniert nachschoben. Nach der DFB-Führung schien die Gastgeber kurzzeitig der Mut zu verlassen, nach dem Ausgleich war die Partie jedoch wieder völlig offen.

Tschechien - Deutschland: Die Daten zum Spiel

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