EM

Yakovlev, Smolov, Cheryshev: Dzagoevs Erben

Von Jochen Tittmar
Denis Cheryshev (l.) und Pavel Yakovlev im Duell mit Spaniens Asier Illarramendi
© getty

Nicht nur für Deutschlands U 21, auch für die bei der EM 2013 ebenfalls bereits ausgeschiedene Auswahl Russlands geht es am Mittwoch im letzten Spiel der Gruppe B um die Ehre. Alan Dzagoev ist bei den Russen das größte Talent und zockte bereits im A-Team bei der EM 2012 groß auf. Doch es kommen weitere Spieler nach: Der unorthodoxe Pavel Yakovlev, Rekordmann Fedor Smolov und der "Spanier" Denis Cheryshev sind die heißesten Eisen, die Russlands Nachwuchs im Feuer hat.

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Pavel Yakovlev: Der 22-Jährige wechselte bereits mit 16 in die Jugendakademie von Spartak Moskau und hält dem Verein seitdem die Treue. Allerdings erwies er sich in seiner Entwicklung zunächst als zu inkonstant, so dass der Tabellenvierte der russischen Premier Liga sich bereits zweimal entschloss, Yakovlev an Krylja Sowjetow Samara auszuleihen.

Dort lief es für den Mann, der früher häufiger im Sturm und nun meist als offensiver Außenspieler aufläuft, deutlich besser. An der Wolga wirkte er in seinen beiden Spielzeiten jeweils entscheidend mit, den Klub vor dem Abstieg zu retten und genießt dort mittlerweile Kultstatus. Doch auch bei den Spartak-Fans ist Yakovlev beliebt und kam gegen Ende der vergangenen Saison in Moskau regelmäßig zum Einsatz - ein gutes Zeichen, dass der Leih-Hattrick nicht erreicht wird.

Der beidfüßige Yakovlev besticht durch einen etwas unorthodoxen Spielstil, der es ihm erlaubt, unerwartete Drehungen und Wendungen in höchstem Tempo hinzulegen. Dazu weist er eine gute Qualität im Dribbling auf. Vergab gegen Spanien Russlands beste und im Grunde auch einzige Torchance, als er mit einem Heber David de Gea überlisten wollte.

Fedor Smolov: Mit 17 debütierte der Stürmer in Russlands erster Liga, als er von Saturn zu Dynamo Moskau wechselte. Dort beeindruckte er Scouts von Feyenoord Rotterdam, das ihn 2010 für eine Saison in die Eredivisie holte und zunächst darauf hoffte, aus dem Leih- ein dauerhaftes Geschäft zu schlagen. In Holland kam Smolov aber nicht klar (elf Spiele, ein Tor) und ging zurück nach Russland.

Bei Dynamo lief es aber nur bedingt besser, so dass er im vergangenen Sommer einem Leihgeschäft zu Anschi Machatschkala zustimmte - sehr zur Verwunderung seines Coaches Sergej Silkin: "Unser Plan war, Smolov langfristig in der ersten Mannschaft aufzubauen, aber er entschied sich für Anschi. Ich habe mit ihm gesprochen, aber er war nicht umzustimmen. Er denkt offenbar, dass er gut genug sei, um es dort mit Samuel Eto'o und Lacina Traore aufzunehmen. Das hat mich überrascht." Dieses Unterfangen war jedoch nicht von übermäßigem Erfolg gekrönt, Smolov fand beim reichsten Klub Russlands nie wirklich in den Rhythmus.

Das ist allerdings im Nationalteam gänzlich anders: Bei seinem Debüt im A-Team unter Fabio Capello schaffte es der 23-Jährige in einem Freundschaftsspiel gegen die USA im November (2:2) mit seinem Führungstreffer in der 9. Minute gleich in die Geschichtsbücher: Noch nie gelang es einem Debütanten, gleich in der ersten Halbzeit zu treffen. Capello ist sehr von Smolov angetan, so dass er ihn zuletzt auch aufgrund der Verletzung von Artem Dzyuba für das WM-Quali-Spiel gegen Portugal nominierte. Dies fand U-21-Coach Nikolay Pisarev nicht wirklich prickelnd, ist doch Smolov mit 14 Buden der Top-Torschütze der U 21. So stieß er zusammen mit Dzagoev erst zur zweiten Partie gegen Holland (1:5) zum Team nach Israel.

Denis Cheryshev: Er ist der erste Russe, der je für das Profiteam von Real Madrid auflief und traf - und fühlt sich dennoch als Spanier, wie Cheryshev Anfang 2011 in einem Interview verriet. Der Grund ist simpel: Als sein Vater Dmitri, der ebenfalls Stürmer war, zu Sporting Gijon wechselte, nahm er seinen 5-jährigen Sohn mit. Daraus entstand eine fruchtbare Wechselwirkung. Als der Junior 2002 nach Stationen in Gijon und beim FC Burgos in Real Madrids Akademie wechselte, zog auch der Senior mit, nahm Trainerstunden und landete schließlich als Jugendcoach ebenfalls bei den Königlichen.

Zwischen 2010 und 2012 lief Cheryshev für Real Madrid Castilla in der 3. Liga auf und schoss elf Tore in 61 Begegnungen. Am Ende stand nach fünfjähriger Abstinenz der Aufstieg in die Segunda Division. Im letzten Jahr ging es nochmal eine Stufe höher, als er von Jose Mourinho in den Champions-League-Kader der ersten Mannschaft berufen wurde. Innerhalb kurzer Zeit feierte er dann sein Pflichtspiel-Debüt bei den Profis (beim 3:0-Sieg gegen CD Alcoyano in der Copa del Rey) und wurde von Capello ins russische A-Team berufen. Cheryshev hätte auch für Spanien spielen können, aber entschied sich aufgrund der besseren Perspektiven für sein Geburtsland.

Im Klub teilt er ein ähnliches Schicksal wie Alvaro Morata: Dauerhaft dürfte er es schwer haben, sich ganz oben durchzusetzen. Deshalb stehen die Chancen gut, dass der 22-Jährige einer Luftveränderung zustimmt. ZSKA Moskau, Zenit St. Petersburg und der FC Reading waren bereits interessiert, der FC Everton blitzte mit einem Sechs-Millionen-Euro-Angebot im vergangenen Herbst ab. Auch Bayer Leverkusen war angeblich dran. "Mein Sohn hat eine tolle Zukunft vor sich. Er hat noch ein Jahr Vertrag in Madrid, aber wir haben eine Übereinkunft getroffen, dass er entweder dauerhaft in die erste Mannschaft hochgezogen wird oder gehen kann", sagte Vater Dmitri.

In Israel blieb für Cheryshev nach der Ankunft Smolovs gegen die Niederlande vorerst nur ein Bankplatz übrig - zwölf Minuten nach seiner Einwechslung traf er aber zum zwischenzeitlichen 1:2. Angesprochen auf einen Wechsel in die Premier League äußerte er während des Turniers: "Vielleicht, ich weiß es nicht und kann nichts darüber sagen. Ich habe einen Vertrag bei Real Madrid für eine weitere Saison und muss warten, weil ich nicht weiß, was der Verein mit mir vorhat."

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