EM

Türkei erkämpft sich drei Punkte

Emre Mor hinterließ bei seinem Startelfdebüt einen sehr guten Eindruck
© getty

Am letzten Spieltag der Gruppe D bezwang die Türkei Tschechien mit 2:0 (1:0). Die beiden Treffer für das Team von Fatih Terim erzielte Burak Yilmaz (10.) und Ozan Tufan (65.). Die Türkei springt dank der drei Punkte auf Platz drei der Tabelle und wahrt die kleine Chance auf das Achtelfinale.

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Die rund 30.000 Zuschauer im Stade Bollaert-Delelis sahen von Beginn an eine offensive und aggressive Partie. Für beide Teams waren drei Punkte der einzige Weg zum möglichen Achtelfinaleinzug. Bereits in der 10. Spielminute stahl sich Mor, der sein Startelfdebüt für die Türkei gab, davon und bediente Yilmaz mustergültig am kurzen Eck.

Das Spiel glich zum Teil einem Box-to-Box-Play, mit dem sich die Tschechen erst anfreunden mussten. Die Mannschaft von Vrba erspielte sich aber zunehmend Großchancen. Sivok traf bei seinem Kopfball nur den Pfosten (17.).

In der 65. Minute erhöhte Tufan nach einem Zufallsprodukt auf 2:0. Letzten Endes erkämpfte sich die Türkei die drei Punkte und kann noch auf ein Weiterkommen hoffen. Im Falle des Einzugs in die Runde der letzten 16 würde Balta aufgrund seiner zweiten Gelben Karte fehlen.

Die Reaktionen:

Pavel Vrba (Trainer Tschechien): "Der Fehler war, dass wir zwei Tore kassiert haben und keines geschossen haben. Das erste Tor hat das Spiel wirklich stark beeinflusst. Wir hatten einige Chancen, haben aber am Ende kein Tor geschossen. Ich hoffe, dass wir aus dieser EM viel für die Zukunft lernen."

Fatih Terim (Trainer Türkei): "Es war der richtige Zeitpunkt, eine Reaktion zu zeigen und aufzustehen. Wir haben eine große Reaktion gezeigt und hätten sogar noch mehr Tore schießen können. Wir wurden hart kritisiert, das war eine harte Zeit für uns. Jetzt wächst unser Selbstvertrauen. Unsere Spieler haben heute einen guten Job gemacht."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Durch den Ausfall von Thomas Rosicky war Tschechien zu Änderungen gezwungen. Statt dem gewohnten 4-2-3-1 wählt Pavel Vrba ein offensiveres 4-3-3-System. Dudil rückt für Limbersky in die Viererkette. Plasil und Darida bekommen im Zentrum Unterstützung von Pavelka. Die Angriffsreihe bilden neben Linksaußen Krejci nun Mittelstürmer Necid und rechts Dockal.

Fatih Terim stellt hingegen von 4-3-3 auf 4-2-3-1 um. Köybasi ersetzt Linksverteidiger Erkin. Turan soll auf der Zehn seine Flügelstürmer Sen und Mor in Szene setzen. Calhanoglu und Özyakup müssen auf der Bank Platz nehmen.

10., 0:1 Yilmaz: Das ging schnell. Nach einem Einwurf der Tschechen erobert die Türkei den Ball und Mor geht auf die Reise. Der Neu-Dortmunder hat auf dem rechten Flügel sträflich viel Platz und marschiert bis zur Grundlinie. Seine Hereingabe an den Fünf-Meter-Raum verwertet Yilmaz souverän. Das erste EM-Tor für die Türken.

17.: Alutreffer! Die Ecke von der rechten Seite landet auf dem Kopf von Sivok. Der setzt sich gegen Topal und Tufan durch, lenkt das Leder aber nur an den Pfosten.

24.: Nach schönem Doppelpass mit Dockal steckt Plasil für Kaderabek durch. Der könnte vom Fünfer-Eck in die Mitte legen, entscheidet sich dann aber für den direkten Abschluss und scheitert kläglich.

30.: Necid verlängert eine Flanke aus dem linken Halbfeld. Am langen Pfosten lauert Kaderabek, der den Ball mit seiner Grätsche nur noch leicht streift. Die Kugel landet neben dem Kasten von Babacan.

38.: Wieder kombinieren sich die Tschechen mit Doppelpässen durch die Mitte. Plasil schießt aus 20 Metern einfach mal aufs Tor. Babacan pariert erst im Nachfassen.

58.: Langer Ball auf Mor. Der nimmt Tempo auf und zieht in die Mitte. Verpasst den richtigen Abspielmoment und versucht es selbst. Sein Schuss geht jedoch einige Meter über die Querlatte.

65., 0:2 Tufan: Den Türken wird ein klarer Vorteil abgepfiffen. Turan wäre alleine auf das gegnerische Tor zugelaufen. Dennoch ertönt der Pfiff. Der darauffolgende Freistoß wird auf den langen Pfosten verlängert. Dabei steht Topal hauchdünn im Abseits. Dennoch schirmt der 30-Jährige den Ball sehr gut ab und legt zurück auf Tufan. Der knallt den Ball in den rechten Winkel.

Fazit: Die Türken waren keineswegs überlegen. Am Ende entschied die Effektivität der Türken eine hart umkämpfte Partie. Den Tschechen fehlte in der Schlussphase auch die Durchschlagskraft.

Der Star des Spiels: Emre Mor (Türkei) war der Unruhestifter in der türkischen Offensivabteilung. Gewann trotz seiner Dribblings starke 71 Prozent seiner Zweikämpfe. Auch seine Passquote kann sich sehen lassen (76,5 Prozent). Zudem bereitete er das 1:0 mit einer starken Einzelaktion vor. Auch stark: Vladimir Darida (Tschechien).

Der Flop des Spiels: Daniel Pudil (Tschechien) hatte immense Probleme in der Defensive. Gewann nur die Hälfte seiner Zweikämpfe und verlor auch im Spiel nach vorne 18 Mal den Ball. Schlief beim 0:1.

Der Schiedsrichter: William Collum (Schottland) schien etwas überfordert mit dem schnellen Schlagabtausch der beiden Teams zu sein. Übersah einige Kleinigkeiten. Pavelka hätte nach einem taktischen Foul an Mor in der 44. Minute die Gelb-Rote Karte sehen müssen. Verwehrte den Türken in der 64. Minute einen klaren Vorteil.

Das fiel auf:

  • Die Tschechen versuchten von Beginn an, das Spiel etwas zu entschleunigen. Die Türken hatten das Gegenteil im Sinn, attackierten aggressiv und im Kollektiv. Gerade Yilmaz und Mor liefen die Viererkette der Tschechen sehr früh an und kamen so zu einigen Kontersituationen. Diese spielte die Terim-Elf jedoch sehr inkonsequent zu Ende.

  • Bei Ballverlust schalteten die Türken jedoch in sehr behäbig um. Die Lücke zwischen Angriff und Mittelfeld war oftmals viel zu groß. Die Türken gerieten so in gefährliche Unterzahlsituationen, die Tschechien zu nutzen wusste. Mit einfachen Doppelpässen kombinierten sich Plasil und Co zielstrebig in das Angriffsdrittel.

  • Auch im Abwehrverbund der Türken fehlte oft die Abstimmung. Die Hektik zog sich durch alle Mannschaftsteile. Oft war die Zuordnung mangelhaft, auch weil die beiden Sechser, Tufan und Inan, den Weg bis ganz nach hinten nur selten suchten.

  • Nach dem 0:1 nahmen die Tschechen das hektische Spiel der Türken an und agierten zunehmend offensiv - jedoch zum Teil sehr unkontrolliert. Schnelle Ballbesitzwechsel waren die Folge. Beide Teams liefen sich häufig in Eins-gegen-Eins-Situationen fest. Den Türken gelang jedoch in Durchgang zwei die Balleroberung deutlich besser.

  • Mor war eine echte Bereicherung für das Offensivspiel der Türken. Mit seiner Schnelligkeit und Dribbelstärke zog er meistens zwei Gegenspieler auf sich. Dennoch wusste der Youngster sich aus diesen Situationen mit geschicktem Passspiel zu lösen. Seinem Tempo hatten die Tschechen oft nur das Foul als Mittel entgegen zu setzen. Mit zunehmender Spieldauer verlor Mor jedoch häufiger den Ball.

Tschechien - Türkei: Die Statistik zum Spiel