EM

Glücklose Schweden stehen vor Umbruch

SID
Wieder ein erfolgloses Turnier: Die Zeit von Zlatan Ibrahimovic läuft langsam ab
© Getty

Diese Siegerehrung war eine Strafe für Olof Mellberg. Zum "Man of the match" wurde der schwedische Innenverteidiger gewählt und musste noch freundlich in die Kameras grinsen. Er tat es - wenn auch sehr gequält durch seinen dichten Vollbart. Als er nach der Partie gegen England dann aber auch noch auf die Frage antworten sollte, was ihm diese Auszeichnung bedeutet, da konnte der 34-Jährige sich nicht mehr zurückhalten: "Um ehrlich zu sein - nicht so besonders viel."

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Eine der bittersten Niederlagen seiner langen und erfolgreichen Karriere hatte Mellberg gerade hinnehmen müssen. Zudem bedeutete das 2:3 gegen die Engländer - die zweite Pleite in der zweiten Turnier-Partie und die erste Pflichtspiel-Niederlage Schwedens gegen England überhaupt - auch noch das vorzeitige EM-Aus für die Skandinavier.

Dabei hatte sich die Mannschaft von Erik Hamren erneut, wie schon beim 1:2 im Auftakt-Match gegen Gastgeber Ukrainer, über weite Strecken gut verkauft.

Kleinigkeiten und kein Glück ergeben ein schlimmes Gefühl

"Ich bin sehr enttäuscht, denn wir haben in zwei Spielen zwei gute Halbzeiten gespielt", analysierte Hamren. "Zudem war eine okay, und nur eine war schlecht. Aber wir stehen jetzt mit null Punkten da, das ist einfach sehr enttäuschend." Erklären konnte das Dilemma niemand so recht.

Hamren stellte sich aber vor seine Spieler: "Wenn Sie jemanden aufhängen wollen, hängen Sie mich. Ich übernehme die volle Verantwortung", sagte der 54-Jährige. "Im Nachhinein ist man immer schlauer. Vielleicht wäre es mit einer anderen Aufstellung oder Taktik anders gekommen, aber das kann man jetzt nicht mehr ändern."

"Das ist ein schlimmes Gefühl. Wir haben gegen England wirklich ein gutes Spiel gezeigt und waren die bessere Mannschaft", sagte Kapitän Zlatan Ibrahimovic. "Ich weiß nicht, warum wir verloren haben - es waren mal wieder Kleinigkeiten."

Beim 0:1 durch Andy Carroll stand die Innenverteidigung schlecht, beim 2:2 durch Theo Walcott wurde dessen Schuss unglücklich abgefälscht und beim 2:3 fabrizierte Danny Welbeck per Hacke ein Weltklasse-Tor, das ihm so schnell gewiss nicht wieder gelingen wird.

"Es war gegen die Ukraine schon eine unglückliche Niederlage", sagte Torwart Andreas Isaksson. "Aber das war noch eine Nummer schlimmer. Einen Sieg hätten wir auf jeden Fall verdient gehabt, aber das Glück war nicht auf unserer Seite."

Mannschaft im Umbruch

Trainer Hamren ist zwar "zufrieden mit der Leistung der Mannschaft". Seine eigene Leistung wurde zuletzt aber von Spielern und Kritikern hinterfragt - nicht jedoch vom Verbandsboss: "Es besteht kein Zweifel daran, dass Erik Hamren die Nationalelf Richtung Rio zur nächsten WM führen wird", sagte Karl-Erik Nilsson der schwedischen Zeitung "Expressen". Auch Hamren kündigte am Tag nach dem feststehenden EM-Aus an, "den eingeschlagenen Weg weitergehen" zu wollen - dies aber wohl mit einer neuen Mannschaft.

Denn fast 29 Jahre beträgt das Durchschnittsalter der Auswahl, Deutschlands zum Vergleich gerade einmal 25. Einstige Säulen der Mannschaft wie Mellberg, Elmander, Anders Svensson und Christian Wilhelmsson werden bis zur WM vermutlich wegbrechen. Auch die Zeit von Ibrahimovic, immerhin auch schon 30 Jahre alt, wird bald enden.

"Wir haben den Fußball gespielt, den die Leute sehen wollten", stützte Kapitän Ibrahimovic seinen Trainer trotz des frühen EM-Ausscheidens. "Ich glaube an diesen Weg Fußball zu spielen und glaube auch, dass wir damit Erfolg haben werden", gab sich Hamren selbst noch am Abend der Niederlage gegen England kämpferisch.

"Klar, das war heute ein großer Rückschlag für uns, aber ich bin verantwortlich für das Team und ich fühle in mir eine große Verantwortung."Im abschließenden Vorrundenspiel gegen Frankreich am kommenden Dienstag "müssen wir erneut kämpfen und wieder versuchen, unser Bestes zu geben", sagt Ibrahimovic. Das war bei dieser EM bisher nicht genug.

Schweden - England: Daten zum Spiel

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