EM

Selbst „Beckenbauer“ kann’s nicht richten

Von Bastian Strobl
Oleg Blochin ist in der Ukraine eine Fußballlegende - bei der EM coacht er das Nationalteam
© Getty

Vom 8. Juni bis zum 1. Juli 2012 steigt in Polen und der Ukraine die 14. Fußball-Europameisterschaft. Zum letzten Mal vor der Aufstockung auf 24 Mannschaften spielen die 16 besten Mannschaften Europas in 4 Gruppen um den Titel. SPOX stellt die EM-Teilnehmer vor. Heute: Ukraine.

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Land: Ukraine

Einwohner: 45,67 Millionen

Aktive Spieler: 2,27 Millionen

EM-Teilnahmen (Ukraine): 1

EM-Teilnahmen (UdSSR): 6

Größter EM-Erfolg (Ukraine): Teilnahme an der EM 2012

Größter EM-Erfolg (UdSSR): Europameister 1960 (Finalsieg gegen Jugoslawien)

Hier geht's zu Ukraines EM-Gruppe D

Der Star: Andrej Schewtschenko. Mehrfacher nationaler Meister und Pokalsieger. Champions-League-Sieger. UEFA-Super-Cup-Sieger. Europas Fußballer des Jahres. Schewas Erfolge sprechen für sich. Die EM soll zu seiner letzten großen Bühne werden. Dabei gab es zwischenzeitlich sogar Bedenken, ob der 35-Jährige nach gesundheitlichen Problemen noch fit genug ist. Doch Blochin setzte mit seiner Nominierung jeglichen Spekulationen ein Ende: "Andrej ist nicht irgendein Fußballspieler. Er ist auch ein Mensch von ungeheurer und unbestreitbarer Autorität, und unser Team braucht ihn." Trotzdem ist weiterhin ungewiss, ob der Rekordtorschütze (46 Tore in 106 Spielen) einen Stammplatz inne hat oder (wie beim Test gegen Estland) nur von der Bank kommen wird.

Der Trainer: Oleg Blochin. Der 59-Jährige gilt als der ukrainische Beckenbauer. Sein Name kommt sogar in der einheimischen Fußball-Hymne vor: "Auf geht's Burschen, stürzen wir's runter - wir trinken auf Blochin". Noch mehr als Schewa oder Timoschtschuk gilt "la Blocha" (der Floh) als Hoffnungsträger. Schon während seiner aktiven Zeit bei Dynamo Kiew erreichte er den Legenden-Status. 1975 wurde er gar Fußballer des Jahres in Europa. Nachdem er die Gelb-Blauen 2006 zur ersten WM in der Geschichte geführt hatte, legte er im Jahr darauf das Amt eigentlich nieder. Doch 2011 kehrte er auf die Trainerbank zurück. Schließlich sei nur er würdig, die "Mission Heim-EM" zu leiten.

Der Kapitän: Anatoli Timoschtschuk. Der Bayern-Spieler ist in der Nationalmannschaft ganz klar der Leader. Als rechte Hand Blochins soll er dessen Anweisungen auf dem Rasen umsetzen. Anders als in München gilt der 33-Jährige bei der Ukraine als unantastbar und ist zudem mit 115 Einsätzen Rekordnationalspieler. Angesprochen auf die Chancen des EM-Gastgeber antwortete Timoschtschuk zuletzt: "Deutschland gegen Ukraine wäre für mich ein Traumfinale."

Der Spieler im Fokus: Andrej Pjatow. Die Position im Tor bereitet Blochin wohl am meisten Sorgen. In schöner Regelmäßigkeit verletzten sich in den letzten Monaten seine Keeper. Alexander Schowkowski, beim WM-Viertelfinaleinzug 2006 noch eine der Stützen im Team, verletzte sich Ende April an der Schulter. Moskaus Andrej Dikan hatte lange mit einer Kopfverletzung zu kämpfen und ist ebenfalls nicht im Kader. Und Alexander Rybka wurde wegen Dopings für zwei Jahre gesperrt. Bei der EM darf sich nun also Andrej Pjatow probieren, der mit Schachtjor Donezk immerhin Meister wurde. Will die Ukraine bei der Heim-EM für eine Überraschung sorgen, muss er über sich hinauswachsen.

Die Wunschelf (4-2-3-1): Pjatow - Butko, Chatscheridi, Michalik, Selin - Michalik, Timoschtschuk - Jarmolenko, Woronin, Konopljanka - Devic (Schewtschenko)

Die Prognose: Die letzten beiden großen Turniere haben gezeigt, dass der Heimvorteil nicht gleichbedeutend mit dem Ticket für die K.o.-Runde ist. Die Ukraine wird wohl dasselbe Schicksal wie Österreich, die Schweiz und Südafrika ereilen. Dem Kader fehlt im Vergleich mit den Gruppengegnern Frankreich, England und Schweden einfach das internationale Format. Doch noch ist Träumen erlaubt, wie Schewtschenko zuletzt bewies: "Griechenland und Dänemark hatte auch keiner auf der Rechnung und sie holten den Titel. Warum sollten wir das nicht auch schaffen?"

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