EM

Portugal: Vorhang auf zur One-Man-Show

Von Daniel Reimann
Bei Cristiano Ronaldo kann jeder einzelne Freistoß zur großen Inszenierung werden
© Imago

Vom 8. Juni bis zum 1. Juli 2012 steigt in Polen und der Ukraine die 14. Fußball-Europameisterschaft. Zum letzten Mal vor der Aufstockung auf 24 Mannschaften spielen die 16 besten Mannschaften Europas in 4 Gruppen um den Titel. SPOX stellt die EM-Teilnehmer vor. Heute: Portugal.

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Land: Portugal

Einwohner: 10,6 Millionen

Aktive Spieler: 550.000

EM-Teilnahmen: 6

Größter EM-Erfolg: 2. Platz (2004)

Der Star: Cristiano Ronaldo. Auch 2012 setzt Portugal wieder alle Hoffnungen in seinen Superstar. Kein Wunder, führte der 27-Jährige sein Land mit sieben Toren durch die Qualifikation. Nach einer Fabel-Saison mit 60 Pflichtspieltreffern für Real Madrid will Ronaldo endlich das vollbringen, was ihm als großes Ziel bisher nicht vergönnt war: Einen Titel mit der Nationalmannschaft holen. "Wir waren 2004 sehr nahe dran. Nun denke ich, dass wir es schaffen können", kündigte CR7 an. Dafür muss er sich allerdings im Vergleich zur WM 2010 enorm steigern. Damals traf er lediglich einmal - beim 7:0 gegen Nordkorea.

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Der Trainer: Paulo Bento. Übernahm im September das Ruder, nach dem Carlos Queiroz infolge einer Sperre rausgeschmissen wurde. Queiroz hinterließ die schwere Bürde von nur einem Punkt aus den ersten beiden Spielen der EM-Quali. Bento schaffte jedoch die Wende, Portugal verlor unter seiner Leitung nur zwei von 14 Partien, über die Playoffs wurde die Qualifikation perfekt gemacht. Unter Bento wehte in der Nationalmannschaft ein frischer Wind - zum Leidwesen von Ricardo Carvalho und Jose Bosingwa, die aus disziplinarischen Gründen das Kapital Nationalteam abhaken mussten. Bento hingegen bleibt Portugal erhalten, sein Vertrag wurde erst im Mai bis 2014 verlängert.

Der Kapitän: Cristiano Ronaldo. Nach dem Aus im Achtelfinale bei der WM 2010 musste sich Ronaldo reichlich Kritik gefallen lassen. Er erfülle nicht die Aufgaben eines Kapitäns, bemängelte Portugal-Legende Luis Figo. Eine Absetzung Ronaldos als Spielführer wurde laut diskutiert, doch auch bei der EM 2012 trägt CR7 die Binde. Coach Bento ist bemüht, den immensen Druck auf seinen Superstar zu mindern: "Wir wollen nicht, dass der Druck allein auf seinen Schultern lastet, dass alles über ihn laufen muss und dass er es allein richten muss."

Der Spieler im Fokus: Fabio Coentrao. Auf den Linksverteidiger wartet eine Herkules-Aufgabe. Coentrao muss seinem Real-Teamkollegen Ronaldo so viel Defensivarbeit wie irgendwie möglich abnehmen und ihm gleichzeitig bei dessen Vorstößen Räume schaffen und als Anspielstation zur Verfügung stehen.Doch ob beide optimal aufeinander eingespielt sind, bleibt abzuwarten. In der Primera Division wurde Coentrao lediglich sieben Mal von Beginn an als Linksverteidiger eingesetzt und musste sich Konkurrent Marcelo zumeist geschlagen geben. Der 22-Jährige hat eine komplizierte Debüt-Saison in Madrid hinter sich und sah sich häufiger Kritik ausgesetzt. Immerhin: Zum Saisonende hin bewies Coentrao aufsteigende Form.

Die Wunschelf (4-3-3): Patricio - Pereira, Bruno Alves, Pepe, Coentrao - Moutinho, Veloso (Martins), Meireles - Nani, Postiga, Ronaldo.

Die Prognose: In der Qualifikation tat sich Portugal gegen "kleinere" Teams oft schwer (4:4 gegen Zypern, 0:1 gegen Norwegen), bei der EM bleibt ihnen ein solches Schicksal sicherlich erst einmal erspart - den hochkarätigen Gruppengegnern sei Dank. Im Normalfall wäre Portugal eine sichere Wette fürs Viertelfinale, in der Gruppe B hingegen droht eine frühe Heimreise. Deutschland und die Niederlande sind in der Tiefe des Kaders qualitativ überlegen, Dänemark schlug Portugal bereits in der Quali mit 2:1. Man darf gespannt sein, ob die Defensive die Ausbootung von Carvalho und Bosingwa verkraften kann. Und am Ende des Tages hängt wieder viel von den Geniestreichen eines gewissen Cristiano Ronaldo ab.

Hier geht's zu Portugals EM-Gruppe B