EM

Serie ausbauen, Fans zurückgewinnen

Von Adrian Bohrdt
Franck Ribery (r.) will Wiedergutmachung für das Debakel bei der WM 2010 leisten
© Getty

Vom 8. Juni bis zum 1. Juli 2012 steigt in Polen und der Ukraine die 14. Fußball-Europameisterschaft. Zum letzten Mal vor der Aufstockung auf 24 Mannschaften spielen die 16 besten Mannschaften Europas in 4 Gruppen um den Titel. SPOX stellt die EM-Teilnehmer vor. Heute: Frankreich.

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Land: Frankreich

Einwohner: 65,5 Millionen

Aktive Spieler: 4,2 Millionen

EM-Teilnahmen: 8

Größter EM-Erfolg: Europameister (1984, 2000)

Daten Hier geht's zu Frankreichs EM-Gruppe D

Der Star: Franck Ribery. In München absoluter Publikumsliebling, kämpft Ribery seit der "Rebellion" 2010 nach wie vor um die Anerkennung bei den Fans in Frankreich. In der Qualifikation absolvierte Ribery aufgrund der Sperre infolge der WM und einer Verletzung nur vier Spiele (ein Assist). Beim Test zuletzt gegen Island zeigte er aber, wie wichtig er sein kann: Beim Stand von 1:2 wurde er nach 75 Minuten eingewechselt und sorgte mit einem Tor und zahlreichen guten Aktionen noch für die Wende zum 3:2-Sieg. Wenn er seine Münchner Galaform (12 Tore, 20 Vorlagen in der abgelaufenen Bundesliga-Saison) mit zur Nationalmannschaft bringt, kann er den Unterschied ausmachen - und darauf, dass ihm das gelingt, könnte es für die Equipe Tricolore am Ende ankommen.

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Der Trainer: Laurent Blanc. Nach der WM übernahm der Welt- und Europameister von 1998 und 2000 die Nationalmannschaft, es war seine zweite Trainerstation nach Girondins Bordeaux. Vor einem Jahr stand Blanc extrem in der Kritik, als heftige Rassismusvorwürfe gegen ihn erhoben wurden. Blanc überstand diese nächste Krise nach der WM, die Quali wurde am letzten Spieltag durch ein Remis gegen Bosnien-Herzegowina geschafft. Allerdings versucht der 46-Jährige die Erwartungen zuhause niedrig zu halten: "Ich erinnere daran, dass Frankreich bei den letzten beiden internationalen Wettbewerben nicht die Vorrunde gemeistert hat. Das ist die Realität." Das Viertelfinale sei demnach das "erste Ziel". Insgesamt passt die sportliche Bilanz aber: Frankreich ist seit September 2010 in 19 Spielen ungeschlagen, gewann unter Blanc 13 von 21 Spielen bei nur zwei Niederlagen gleich zu Beginn seiner Amtszeit.

Der Kapitän: Hugo Lloris. Ein erfahrener, guter Rückhalt einer starken französischen Defensive. Seit 2010 ist Lloris Stammtorhüter der Equipe Tricolore, kommt mittlerweile auf 32 Länderspiele und hat außerdem bereits 36 Champions-League-Spiele auf dem Buckel. Ende Februar diesen Jahres machte Blanc den 25-Jährigen zum Kapitän. "Er hat die Kontrolle und die Klarheit, die man für diese Rolle mitbringen muss", begründete Blanc seine Entscheidung damals. 2008 wechselte Lloris für 8,5 Millionen Euro von Nizza nach Lyon, drei Mal wurde er bereits als bester Torhüter der Saison in Frankreich ausgezeichnet. Die Saison beendete Lloris mit Lyon nur als Tabellenvierter, womit zum ersten Mal seit 1999 die Champions League verpasst wurde.

Der Spieler im Fokus: Mathieu Debuchy. Erst im Oktober 2011 debütierte der 26-Jährige in der A-Nationalmannschaft Frankreichs. Der Rechtsverteidiger begann seine Profikarriere 2003 beim OSC Lille, wo er bis heute unter Vertrag steht und in der Saison 2010/2011 das Double feierte. Bei der EM wird ihm die schwierige Aufgabe zufallen, den verletzten Bacary Sagna (Beinbruch) zu ersetzen - und das mit bislang lediglich vier absolvierten Länderspielen. Beim Test gegen Island gelang Debuchy aber immerhin sein erstes Tor für sein Land. Nach der EM kann er sich nach neun Jahren in Lille einen Wechsel vorstellen: "Ich würde gerne mal im Ausland spielen. Andere Ligen gefallen mir auch, aber ganz besonders gefällt mir der englische Stil. Aber im Augenblick bereite ich mich auf die EM vor." Newcastle soll an dem Außenverteidiger interessiert sein.

Die Wunschelf (4-2-3-1): Lloris - Debuchy, Mexes, Rami, Evra - Cabaye, M'Vila - Ben Arfa (Menez), Nasri, Ribery - Benzema.

Die Prognose: Mit Loic Remy, Bacary Sagna, Abou Diaby und Eric Abidal fehlen den Franzosen einige wichtige Stützen bzw. Alternativen. In der Qualifikation war die Defensive das Prunkstück, nur vier Gegentore ließen die Franzosen in zehn Spielen zu, insgesamt ließ Frankreich unter Blanc nur 0,57 Tore pro Spiel zu. Gleichzeitig krankte es aber in der Offensive, trotz vermeintlich leichter Gegner wie Luxemburg oder Albanien gelangen der Equipe Tricolore nur 15 Tore. Die Gruppe ist schwer einschätzbar, mit England und seinem neuen Trainer, Gastgeber Ukraine und den Schweden, die in der Quali nur drei Punkte hinter Holland landeten, zudem würde im Viertelfinale vermutlich gleich Spanien oder Italien winken. Darüber hinaus steht die Bevölkerung nach dem WM-Skandal 2010 nach wie vor nicht geschlossen hinter ihrem Team - ein Fakt, der sich bei einer guten EM natürlich auch wieder ändern könnte.

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