EM

Ukraine hadert mit sich und den Fans

SID
An der Seitenlinie gibt es für Oleg Blochin kein Halten
© spox

Mit der ukrainischen Euphorie ist es vorerst vorbei. Nach der EM-Niederlage gegen Frankreich am Freitagabend hatte Trainer Oleg Blochin mit dem Sportlichen an sich dann auch nur noch wenig im Sinn. "Ich denke es ist nicht fair. Wenn wir gewinnen ist alles ok, wenn nicht, werden wir erschossen", sagte der oft knarzige Coach martialisch.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Er war sichtlich unzufrieden mit der Unterstützung durch das Publikum in der Donbass Arena in Donezk. Schon in der ersten Halbzeit hatte es vereinzelte Buh-Rufe gegeben, nach dem 0:2-Rückstand in der zweiten Hälfte waren sie nicht mehr zu überhören.

Der Versuch, mit der Eröffnung dieses Nebenkriegsschauplatzes die Aufmerksamkeit von der schlechten Leistung des Gastgebers nehmen, misslang Blochin jedoch. Dafür hatte seine Mannschaft zu willenlos ihre aussichtsreiche Position in der Gruppe D verspielt.

Dabei bot Blochin sein ganzes Repertoire auf. Unter anderem ein Scharmützel der feinsten Sorte: Ein ausgedehntes Wortgefecht mit einem ukrainischen Journalisten, der sich und den trotzigen Trainer fragte, warum das Team solch eine Leistung abgeliefert hatte. Vor eigenem Publikum.

Die Antwort, die Blochin nicht zu geben wagte: Es war gegen engagierte und quirlige Franzosen um einen groß aufspielenden Franck Ribery einfach nicht zu mehr in der Lage.

Blochin kündigt intensive Aufarbeitung an

"Frankreich beendet das Festbankett der Ukraine", titelte die größte Tageszeitung "Segodna" online. Die Euphorie im Lande des Gastgebers kollidierte in Donezk mit der harten Realität. Die Niederlage einer im Spielaufbau schwachen Mannschaft mit einer anfälligen Defensive gegen gut organisierte und engagierte Franzosen.

"Einige Spieler glaubten, sie seien bereits im Viertelfinale, aber eine EM ist ein anderes Niveau als die ukrainische Liga. Da muss man jedes Spiel voll konzentriert angehen", sagte Blochin, der mit einigen Spielern "sehr unzufrieden" war und eine "intensive" Aufarbeitung ankündigte.

Dabei muss er hoffen, dass die Offensive gegen England wieder besser funktioniert. Gegen die Franzosen war es einzig Andrej Schewtschenko, der zweimal aussichtsreich aufs Tor schoss. Da stand das Publikum mit "Schewa, Schewa"-Rufen noch hinter ihm und dem Team. "Wenn uns das Publikum weiter so unterstützt, ist das zu schaffen", sagte Schewtschenko und begab sich somit wieder auf Annäherungskurs zu den anspruchsvollen und kritischen Anhängern.

Oleg Blochin im Steckbrief

Artikel und Videos zum Thema