"Hoffenheim ist kein Thema"

Von Interview: Kevin Bublitz/Mark Heinemann
Björn Ziegenbein erzielte bereits zehn Saisontreffer für Hansa Rostock
© Getty

Björn Ziegenbein wechselte im Sommer kurz vor Ablauf der Transferfrist vom SV Wehen Wiesbaden an die Ostsee. Mit Hansa Rostock erreichte der Mittelfeldspieler in der Hinrunde der 3. Liga Bestwerte. Im Interview spricht der 24-Jährige über Hansas Aufschwung, seinen Entdecker und eine zweistündige Dopingkontrolle.

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SPOX: Herr Ziegenbein, wieso hat es Sie denn ausgerechnet an die raue Ostsee verschlagen?

Björn Ziegenbein: Zum Zeitpunkt des Wechsels waren die Alternativen letztendlich nicht da. Aber nachdem ich mir die Begebenheiten hier angeguckt hatte, war ich sehr begeistert und sofort dazu bereit, bei Hansa Rostock zu unterschreiben. Hier wird sehr professionell gearbeitet, die Voraussetzungen sind optimal.

SPOX: Mittlerweile fühlen Sie sich nach eigener Aussage pudelwohl.

Ziegenbein: Rostock ist eine sehr schöne kleine Stadt, die Spaß macht. Jetzt im Winter ist die Ostsee ja leider nicht so zu nutzen, aber gerade im Sommer ist das schon toll, das Meer direkt vor der Tür zu haben. Ich wollte eigentlich immer schon den Tauchschein machen, das werde ich angehen, wenn die Zeit da ist.

SPOX: Sportlich läuft richtig gut. Wie blicken Sie auf die Vorrunde zurück?

Ziegenbein: Ich war vom ersten Tag von der Qualität im Kader aber auch im Verein überzeugt. Dass es nach dem Abstieg so gut läuft, hatten am Anfang nur die wenigsten gedacht. Aber es spiegelt das Leistungsvermögen und die Qualität unserer Mannschaft als Ganzes wieder. Nur ein Selbstläufer ist das nicht. Nach der überraschenden Niederlage gegen Bayern II haben einige befürchtet, das Team könnte einen Knick erlitten haben. Das haben wir mit dem Sieg in Wiesbaden widerlegt.

SPOX: Sie sprachen nach dem 2:1 bei Ihrem Ex-Klub Ende November von einer Genugtuung und Ihr Treffer sei das I-Tüpfelchen gewesen. Saß der Stachel so tief?

Ziegenbein: Im Allgemeinen gewinnt man doch immer gerne gegen die alten Kollegen. Bei mir persönlich war es so, dass ich in Wiesbaden nicht das Vertrauen bekommen habe, obwohl ich meiner Meinung nach gute Leistungen gezeigt habe. Daher war es für mich eine Genugtuung, mein Können unter Beweis zu stellen.

SPOX: Stimmte es zwischen Ihnen und Wiesbadens Trainer Gino Lettieri nicht mehr?

Ziegenbein: In dem Geschäft ist es völlig normal, dass manche Spieler und Trainer nicht zusammen passen, weil die Philosophie eine andere ist und dann muss man getrennte Wege gehen. Das gehört zum Fußball dazu. Ich will aber auch kein Salz in die Wunden streuen. Ich habe mit dem Verein abgeschlossen, fühle mich jetzt sehr wohl und konzentriere mich auf die Aufgaben, die ich hier in Rostock habe.

SPOX: Was hat Ihr jetziger Trainer Peter Vollmann mit Ihnen gemacht, dass Sie so aufblühen und zu den besten Spielern der Vorrunde zählen?

Ziegenbein: Das System scheint optimal zu mir zu passen. Wir versuchen schnell nach vorne und viele Bälle in die Tiefe zu spielen, so erarbeiten wir uns sehr viele Chancen. Ich muss zwar mit nach hinten arbeiten, aber ein ganz wichtiger Faktor ist, dass ich mit Sebastian Pelzer und Peter Schyrba zwei Leute hinter mir habe, auf die ich mich hundertprozentig verlassen kann. Das gibt einem Offensivspieler sehr viel Vertrauen, wenn er weiß, dass die Jungs hinter ihm alles abräumen. Im Moment habe ich vielleicht aber auch einfach das Glück, dass die Bälle reingehen.

SPOX: Noch vor gut einem halben Jahr stand Hansa Rostock vor einem Scherbenhaufen. Nun präsentiert sich der Verein in einem neuen Glanz. Ihr Erklärungsversuch bitte.

Ziegenbein: Stefan Beinlich und Peter Vollmann haben sich die Spieler sehr genau angeschaut und ein super Team geformt. Darüber hinaus war es richtig, einige Spieler mit Perspektive zu halten. Hier ist jeder hungrig und will etwas erreichen. Es hat sich natürlich auch hinter den Kulissen einiges zum Positiven gewandelt, so dass man schon sagen kann: hier wurden viele Dinge richtig gemacht.

SPOX: Gerade aus dem Fanlager entlud sich die Enttäuschung über die verfehlte Vereinspolitik in vereinsschädigenden Entgleisungen. Liegt es nur am derzeitigen Erfolg, dass sich die Wogen so schnell geglättet haben?

Ziegenbein: Natürlich sind viele Gemüter alleine dadurch schon beruhigt, weil wir gewinnen. Aber es liegt sicher auch an der guten Präventionsarbeit des Vereins, dass solche Dinge so schnell nicht wieder vorkommen. Es ist auch viel schöner, wenn unsere Fans hinter uns stehen und uns bedingungslos anfeuern. Für die Mannschaft ist das sehr wichtig, so fällt es auch deutlich leichter, immer wieder gute Leistungen auf dem Platz zu zeigen. Aber selbstverständlich müssen Fans auch kritisch sein dürfen.

SPOX: Was verbinden Sie mit dem Namen Ernst Tanner?

Ziegenbein: Das war mein Jugendleiter früher bei 1860 München.

SPOX: Er hat sie bereits mit vierzehn Jahren auf einem Hallenturnier entdeckt. Was passierte dann?

Ziegenbein: Das kam alles sehr überraschend. Ich bin dann aus einem kleinen Ort in eine Großstadt gezogen und in dem Moment war klar, dass es mein Ziel sein würde, es irgendwann in die erste Mannschaft zu schaffen, die damals ja noch in der Bundesliga gespielt hat.

SPOX: Es gibt Leute vom Fach, die einer so frühen Loslösung aus dem familiären Umfeld kritisch gegenüberstehen. Wie ist Ihre Meinung?

Ziegenbein: Klar ist es früh, so einen Schritt zu wagen. Aber in dem Alter denkt man darüber nicht so sehr nach. Das ist glaube ich schwieriger, wenn man achtzehn Jahre alt ist und sich ein fester Freundeskreis abzeichnet. Ich war einfach nur begeistert und fand es toll, dass man mir so eine Chance geben wollte. Für mich war es ein tolles Erlebnis, von dem ich vorher nie gedacht hätte, dass es mir passiert. Ich denke, man bekommt so eine Gelegenheit nur einmal im Leben, vielleicht ein zweites Mal, wenn man Glück hat. Deswegen wollte ich das unbedingt nutzen.

SPOX: Herr Tanner ist mittlerweile Manager in Hoffenheim. Besteht gerade nach Ihrer Hinserie Kontakt?

Ziegenbein: Bestimmt kriegt er irgendwie mit, dass einer seiner ehemaligen Schützlinge irgendwo auf sich aufmerksam macht. Mein Berater und er stehen auch immer mal wieder im Kontakt, aber dass es da mal Gespräche gegeben hat, ist definitiv nicht der Fall. Und für mich ist das auch viel zu weit entfernt. Für mich sind jetzt Hansa Rostock und der Aufstieg wichtig, alles andere ist zweitrangig.

SPOX: Was macht man als Spieler eigentlich so während einer zweistündigen Dopingprobe, wie bei Ihnen nach dem Spiel in Babelsberg geschehen?

Ziegenbein: Das war eine nette Plauderrunde, wo ich nebenbei sehr viel trinken musste. (lacht) Um es mal deutlich zu sagen: man wartet darauf, dass es endlich läuft.

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