Dennis und die Kult-Kneipe

Von Kevin Bublitz/Mark Heinemann
Dennis Kruppke steht seit 2008 bei Eintracht Braunschweig unter Vertrag
© Getty

Mit Eintracht Braunschweig mischt Dennis Kruppke momentan die 3. Liga auf. Vier Spiele, fünfzehn Tore und nur ein Gegentor lautet die beeindruckende Bilanz im Oktober. Im Interview spricht Braunschweigs Torjäger über die Gründe des Aufschwungs, die Erfahrungen im Fußball-Oberhaus und eine Kult-Kneipe.

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SPOX: Herr Kruppke, was fällt Ihnen zum Begriff "Goldener Oktober" ein?

Dennis Kruppke: Ich würde sagen, er passt. Wenn man sieht, wie wir bislang spielen und wie der Oktober gelaufen ist, muss man sagen, dass er in Ordnung ist. Wir haben nicht immer perfekt gespielt, aber die Leistungen waren ordentlich. Gerade vor dem Tor waren wir sehr konsequent und die Defensivarbeit passte in der letzten Saison schon.

SPOX: Ordentlich ist gut. In den letzten vier Spielen gab es fünfzehn Tore und nur ein Gegentor.

Kruppke: Irgendwann ist das Selbstvertrauen einfach da. Wir spielen sehr effektiv und nutzen die Chancen. Die Grundlage liegt im Training. Dort arbeiten wir sehr konzentriert und lassen auch nicht nach.

SPOX: Ein Plus ist sicherlich auch, dass bei Ihnen in der Mannschaft derzeit jeder treffen kann...

Kruppke: ...das ist richtig, weil wir dadurch kaum auszurechnen sind. Wir Stürmer treffen, bereiten aber auch Tore vor. Das macht es für den Gegner schwer. Unser Kader hat auch in der Breite viel Qualität. Wenn ein Spieler ein Formtief hat, dann rückt ein anderer nach. Das macht uns stark.

SPOX: Ihre jungen Kollegen Mirko Boland und Karim Bellarabi beflügeln das Spiel der Eintracht im wahrsten Sinne des Wortes. Wie wichtig sind die beiden Flügelflitzer?

Kruppke: Sie sind ein Teil unserer Unberechenbarkeit. Sie machen viel Alarm, was uns hilft. Über die Außen sind wir sehr stark und hoffen, dass wir die Leistung kompensieren können.

SPOX: Bellarabi hat Angebote von Bundesligisten. Sie selbst waren in jungen Jahren für den SC Freiburg in der Bundesliga aktiv. Würden Sie ihm in seinem Alter zu dem Schritt raten?

Kruppke: Es ist schwer, jemandem Ratschläge zu geben. Pauschal kann man das schlecht sagen. Es ist erst einmal wichtig, dass er in Braunschweig seine Leistungen über die gesamte Saison gesehen bringt. Wenn er uns dann mit nach oben in die 2. Bundesliga schießt, gibt es sicherlich auch gute Möglichkeiten, ihn hier zu behalten. Es wäre schön, wenn er in Braunschweig bleibt. Wenn aber ein großer Verein kommt, und er wechselt, kann ihm auch keiner böse sein.

SPOX: Kam für Sie damals der Schritt ins Fußballoberhaus etwas zu früh?

Kruppke: Eigentlich gucke ich nicht so gerne in die Vergangenheit. In Erstligazeiten habe ich in Freiburg aber schon sehr viel gespielt. Ich nehme es so wie es ist und habe in Braunschweig eine sehr schöne Zeit. Ich hoffe, dass es in den nächsten zweieinhalb Jahren, in denen ich noch Vertrag habe, so bleibt. Hätte, wenn und aber bringt mich nicht weiter. Ich bin zufrieden, wie es ist. Ich möchte mit der Eintracht höher spielen und denke, das ist auch möglich.

SPOX: Haben Sie noch Kontakt in den Breisgau?

Kruppke: Nein, nur noch im privaten Bereich. Die Spieler, mit denen ich damals gespielt habe, sind ja auch weg. Zum Verein an sich gibt es keinen Kontakt mehr.

SPOX: Aber die Entwicklung des Klubs verfolgen Sie noch, oder?

Kruppke: Na klar, ich habe lange dort gespielt. Der Verein ist mir noch wichtig. Ich habe auch unter Robin Dutt noch gespielt. Er hat Qualitäten als Trainer und macht gute Arbeit. Dass er in der Tabelle jetzt so gut steht, hat seine Gründe. Darüber freue ich mich sehr.

SPOX: Ist das eine Momentaufnahme oder klappt es in dieser Saison ohne den Abstiegskampf?

Kruppke: Wenn ich das aus der Ferne beurteilen darf, denke ich schon, dass Freiburg in dieser Saison im Mittelfeld der Tabelle bleiben kann. Dutt hat ein Konzept und zieht das auch durch. Ich bin da ganz optimistisch.

SPOX: Sie haben im Sommer in Braunschweig verlängert. Was waren die ausschlaggebenden Punkte?

Kruppke: Es war mir wichtig, dass sich etwas bewegt und die Mannschaft größtenteils zusammenbleibt. Wir haben schon in der vergangenen Saison gut gespielt. Auch in Sachen Infrastruktur hat sich einiges getan. Unter den Fans herrscht eine Euphorie, der Trainerstab hat die Rückendeckung. Sportlich fühle ich mich einfach wohl. Das ist wichtig. Privat ist es auch gut, mein Kind kommt in den Kindergarten. Es gab viele Gründe hierzubleiben.

SPOX: Sind Sie froh, dass der Verein auch in der letzten Saison am Trainer festgehalten hat, als es nicht so lief?

Kruppke: Ich denke, dass man den Trainer arbeiten lassen sollte. Besonders am Anfang ist es oft so, dass es schlechter läuft, weil sich das Team immer erst an den neuen Trainerstab und das neue System gewöhnen muss. Nur, bei uns hat man gesehen, dass es richtig ist, auch mal am Trainer festzuhalten. Wir spielen jetzt gut und haben uns weiterentwickelt. Der Trainer macht eine gute Arbeit.

SPOX: Hat Torsten Lieberknecht mittlerweile das perfekte System gefunden?

Kruppke: Ich glaube, dass unser System aktuell passend ist. Letztendlich spielt es aber keine Rolle, ob 4-4-2 oder 4-1-4-1. Wir haben uns insgesamt weiterentwickelt und haben starke Spieler in den eigenen Reihen, die reif genug sind, die passende Leistung auf dem Platz zu bringen.

SPOX: Wie erleben Sie Torsten Lieberknecht in der täglichen Arbeit?

Kruppke: Er ist auf der einen Seite noch relativ jung und daher noch nicht so lange aus dem aktiven Geschehen raus. Er fiebert mit und ist mit voller Begeisterung dabei. Andererseits ist er für sein Alter schon relativ abgeklärt und in seiner Arbeitsweise sehr flexibel. Die Kombination passt.

SPOX: Mit Marc Arnold ist ebenfalls ein ehemaliger Spieler im Verein tätig. Wie wichtig ist das Know How?

Kruppke: Es ist schon wichtig, dass jemand da ist, der das Geschäft kennt und Ahnung von dem hat, was er tut. Man sieht, dass nicht nur die Geschäftsleitung, sondern auch die Geschäftsstelle eng zusammenarbeitet. Das ist ein wichtiger Teil unseres aktuellen Erfolgs. Niemand tanzt aus der Reihe. Ein Rädchen greift ins Nächste, wie man so schön sagt.

SPOX: Die Eintracht ist ein Traditionsverein. Wie macht sich das bemerkbar?

Kruppke: Wenn man in der Stadt unterwegs ist, bekommt man die Euphorie mit. Das ist im Erfolgsfall sehr schön. Man bekommt natürlich auch mit, dass die Leute unzufrieden sind, wenn es nicht läuft. Der Verein ist für viele Leute eine Herzensangelegenheit. Das drückt sich in der Stimmung aus. Die Eintracht hat in der Stadt und auch im Umland einen großen Stellenwert.

SPOX: Gibt es bestimmte Kultorte der Fans?

Kruppke: Ja, schon. Die Kneipe "Zum gemütlichen Conni". Da sind auch die Spieler oftmals gewesen. Das habe ich in der Art so noch nicht erlebt. Leider ist der Inhaber kürzlich gestorben.

SPOX: Manch Zweit- oder Erstligist würde sich über das Braunschweiger Fanaufkommen freuen. Wie beeindruckend ist das?

Kruppke: Sehr beeindruckend, die Fans peitschen uns immer nach vorne. Unsere Anhänger sind aber auch da, wenn es mal nicht so gut läuft. So wie in der letzten Saison, als wir in Aue trotz guter Leistung durch eine Niederlage den Aufstieg verpasst haben. Es ist wichtig, dass man auch verlieren kann. Das stärkt uns als Team zusätzlich.

SPOX: Wie erleben Sie die Rivalität zu Hannover 96 oder dem VfL Wolfsburg?

Kruppke: Momentan gibt es keinen direkten Bezug. Die Fans haben letzte Saison gehofft, dass wir aufsteigen und Hannover absteigt. Das wäre ein tolles Duell in der 2. Bundesliga gewesen, auf dass sich nicht nur unsere Fans gefreut hätten.

SPOX: Lassen Sie sich noch zu einer Wette überreden?

Kruppke: Die da wäre?

SPOX: Wetten Sie, dass Sie in der Hinrunde mehr Tore schießen, als die Eintracht kassiert?

Kruppke: Schwer zu sagen. Im Moment bekommen wir kaum Tore. Aber mich darauf verlassen, möchte ich mich natürlich nicht. (lacht) Wenn ich dann mal zwei oder drei Spiele nicht treffe, aber welche vorbereite, ist es mir eigentlich egal, ob ich mehr Tore mache, als wir kassiert haben.

SPOX: Sie würden also nicht um ein Trikot wetten?

Kruppke: Wenn es klappt, werde ich Ihnen ein Trikot spendieren.

SPOX: Wir erinnern Sie daran...

Kruppke: ...gerne.

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