Hansa will die zweite Chance nutzen

SID
Stefan Beinlich ist seit Mai 2010 wieder als Manager für Hansa Rostock aktiv
© Getty

1991 nutzte Hansa Rostock die letzte Chance und feierte erstmals die DDR-Meisterschaft. Nach einem Neuanfang in der 3. Liga will der einstige Vorzeige-Klub des Ostens an bessere Zeiten anknüpfen.

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20 Jahre nach der Wiedervereinigung ist der letzte DDR-Meister wieder auf dem Weg nach oben. Hansa Rostock, einstiger Leuchtturm des Ost-Fußballs, will seine zweite Chance nutzen.

Nach dem erstmaligen Abstieg in die 3. Liga wagte man im Klub einen kompletten Neuanfang. Neuer Vorstand, neuer Trainer, neue Mannschaft. Die neue Führung um Vorstandschef Bernd Hofmann, Manager Stefan Beinlich und Trainer Peter Vollmann soll die Kogge nach etlichen Chaos-Jahren wieder in ruhigere Gewässer lotsen.

Guter Saisonstart für Rostock

Das Experiment läuft für alle Beteiligten überraschend gut und scheint zu gelingen. Nach elf Spieltagen steht Hansa auf Platz zwei der Tabelle und hat lediglich drei Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Kickers Offenbach. Am Samstag siegte die Mannschaft 3:1 bei Carl Zeiss Jena.

"In den nächsten zwei Jahren wollen wir aufsteigen", sagt Beinlich. Und irgendwann, fügt er hinzu, möchte man wieder in der Bundesliga spielen. Genau dort, wo sich Hansa einst zehn Jahre am Stück hielt. "Der Verein gehört dorthin."

Dabei müssen Hofmann, Beinlich und Vollmann den Klub von Grund auf sanieren - und nebenbei sportlichen Erfolg haben. "Wir mussten hier erstmal einen Scherbenhaufen zusammenkehren. Man hat uns eine marode Firma hinterlassen", sagte Vollmann der "Welt am Sonntag".

Wie andere Ostklubs hatte Hansa über seine Verhältnisse gelebt und Schulden angehäuft. Mit diesem Missstand, sagt Vollmann, müsse man jetzt klarkommen.

Hansa profitiert von alten Strukturen

Als der 52-Jährige seinen Dienst in Rostock antrat, stand kaum eine komplette Mannschaft unter Vertrag. Durch Vollmanns und Beinlichs erstklassige Kontakte wurde in kurzer Zeit eine überraschend schlagkräftige Truppe aus erfahrenen Profis und Talenten aus dem eigenen Nachwuchs zusammengestellt.

In den Tiefen der 3. Liga profitiert Hansa von den Strukturen, die zu Bundesliga-Zeiten aufgebaut wurden. Der Verein verfügt über eine hervorragende Nachwuchsabteilung samt eigenem Internat.

Zwei Talente als Säulen

Die Youngster Kevin Pannewitz und Tobias Jänicke gehören im Mittelfeld zu den Säulen des Teams und haben längst das Interesse finanzstarker Vereine geweckt. Im Angriff findet Marcel Schied zu alter Stärke zurück. Der 27-Jährige - einst aus der Hansa-Jugend entsprungen - traf gegen Jena doppelt und hatte damit einen maßgeblichen Anteil am Sieg.

Ein weiteres Problem, an dessen Lösung in Rostock eifrig gearbeitet wird, ist das Image des Klubs.

Zu oft rasteten die Fans in der Vergangenheit aus, Sponsoren drohten nach immer häufiger auftretenden Krawallen mit dem Ausstieg. Mit der Kampagne "Nur unsere Herzen sollen schlagen" tritt der Klub öffentlich gegen Gewalt in und um Stadien ein.

Hält die Mannschaft den Anschluss an Offenbach, das am Samstag Werder Bremen II 3:1 besiegte, dürfte wieder eine Party im Ostseestadion steigen. So wie am 23. Spieltag der Saison 1990/91, als Juri Schlünz mit zwei Freistoßtoren und Hilmar Weilandt die erste Meisterschaft durch das 3:1 gegen Dynamo Dresden vorzeitig perfekt machten.

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