"Mike Tyson ist ein Vorbild für mich"

Von Interview: Mark Heinemann/ Kevin Bublitz
Halil Savran erzielte in der vergangenen Saison 14 Treffer für Dynamo Dresden
© Getty

2008 kam Halil Savran aus der Oberliga zu Dynamo Dresden. Bei TeBe Berlin war er durch jede Menge Tore aufgefallen. Die erzielt der 24-Jährige nach Startschwierigkeiten auch in der 3. Liga. Bei SPOX spricht der Stürmer über den Mythos Dynamo, Dresdens Chancen auf den Klassenerhalt und er verrät, was er an Mike Tyson bewundert.

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SPOX: Halil Savran, warum hat in der Hinrunde nicht wirklich viel geklappt bei Dynamo Dresden?

Halil Savran: Es ist uns nicht gelungen, die nötige Konstanz in unser Spiel zu bringen. Wir haben oft ordentlich gespielt und waren spielerisch keinem Gegner unterlegen, am Ende passten aber die Ergebnisse nicht. Wie gut wir spielen können, hat man bei unseren Siegen gesehen. Man darf nicht vergessen, dass wir am Anfang der Saison einige Leistungsträger verloren haben und diese nicht gleichwertig ersetzen konnten. In der Rückrunde müssen wir die Balance aus spielerischer Klasse und Kampf finden.

SPOX: Was hat der Trainerwechsel von Ruud Kaiser zu Matthias Mauksch gebracht?

Savran: Jeder Trainer hat eine andere Philosophie. Wenn es nicht läuft, trifft es leider als erstes immer den Trainer. Ruud Kaiser hat einen guten Job gemacht. Matthias Mauksch legt viel Wert auf körperliche Fitness.

SPOX: Klingt nach harten Einheiten in der Wintervorbereitung.

Savran: Die körperlichen Defizite haben wir schnell ausgebügelt. In Sachen Passspiel haben wir auch Fortschritte gemacht. Wir sind spielerisch gut. Das sieht man bei anderen Mannschaften, die im Keller stehen, kaum.

SPOX: Die Dresdener Medien betitelten Sie als 'Wunderstürmer', als Sie 2008 zu Dynamo wechselten.

Savran: Ja, das war schon kurios. Ich habe in der Oberliga zwar viele Tore geschossen, aber die 3. Liga ist doch etwas anderes. Und mit Thomas Bröker und Pavel Dobry hatten wir zwei gestandene Spieler, an die ich mich erst einmal heranarbeiten wollte. Doch die großen Erwartungen lagen sofort auf meinen Schultern. Trotzdem bin ich gut reingekommen und habe gleich im ersten Spiel getroffen. Dann kam das erwartete Tief.

SPOX: Wie kamen Sie da wieder raus?

Savran: Wir haben es gemeinsam überstanden. Es war wichtig für mich, dass ich von jedem aus dem Verein und dem Umfeld Rückendeckung bekommen habe. Es war aus heutiger Sicht ein wichtiger Reifeprozess für mich und meine weitere Laufbahn.

SPOX: Kann sich ein junger Spieler nur mit dieser Rückendeckung entwickeln?

Savran: Ich denke schon. Wir haben in Dresden vier Tageszeitungen. Von denen gibt es natürlich auch mal einen auf den Deckel, wenn ich meine Tore nicht mache. Dass ich laufe und für die Mannschaft arbeite, wird gerne übersehen.

SPOX: War der Druck in der Hinserie durch die Erwartungshaltung des Umfeldes und durch das neue Stadion zu groß?

Savran: Ach, das Stadion verbietet uns ja nicht, erfolgreich Fußball zu spielen. Es sollte eigentlich jeder froh sein, in solch einem Stadion und vor solch einer Kulisse spielen zu können. Wir haben Zuschauerzahlen, die sich mancher Zweitligist wünscht, und das auch auswärts. Dass die Fans dann natürlich auch ihren Unmut äußern, wenn es nicht gut läuft, ist doch normal. Wichtig ist, dass Sie trotzdem voll hinter uns stehen.

SPOX: Werden Sie dann in der Stadt auch mal angesprochen?

Savran: Bislang waren es nur positive Reaktionen, selbst in schlechten Zeiten. Die Zuschauer wünschen dann trotzdem alles Gute.

SPOX: Setzten Sie sich eigentlich vor der Saison eine Anzahl von Toren, die Sie erzielen wollen?

Savran: Um Gottes Willen, nein, das habe ich nie gemacht. Allerdings habe ich in der letzten Saison 14 Tore gemacht und weiß, dass ich daran gemessen werde. Wenn ich an diese Marke rankomme, ist es gut.

SPOX: Was machen Sie, wenn Sie mal mehrere Wochen nicht treffen?

Savran: Auch das ist ein Lernprozess. Mittlerweile gehe ich damit aber lockerer um. Ich weiß, was ich kann, die Mannschaft und der Trainer wissen es auch. Ich habe das Tore schießen nicht verlernt, selbst wenn es mal ein paar Spiele nicht klappt.

SPOX: Wo wollen Sie in Ihrer Karriere noch hin?

Savran: Ich habe immer gesagt, dass ich so hoch spielen möchte, wie es vom Potenzial her geht. Natürlich habe ich Träume und Wünsche, aber mein Potenzial müssen letztendlich andere einschätzen.

SPOX: An welchen Stärken und Schwächen arbeiten Sie zurzeit besonders?

Savran: Vielleicht bin ich ein bisschen zu temperamentvoll....

SPOX: Das muss im Fußball nicht schlecht sein.

Savran: Es kommt immer auf die Situation an. Klar ist, dass mein Potenzial bestimmt noch nicht voll ausgeschöpft habe.

SPOX: Das Startprogramm gegen Sandhausen, Bayern II, Aue und Erfurt hat es in sich.

Savran: Gegen Sandhausen haben wir natürlich etwas gut zu machen, weil wir das Hinspiel verloren haben. Aber das ist ein sehr starkes Team und sie haben in der Pause noch einmal nachgelegt. Generell sind aber die Spiele zu Hause entscheidend. Dynamo muss zu Hause eine Macht werden. Spiele gegen Aue und Erfurt haben sowieso immer eine Brisanz.

SPOX: Die Liga ist verdammt eng, es sind nur elf Punkte bis zum Relegationsplatz. Ist das in den Köpfen?

Savran: Absolut nicht. Wir sind keine Träumer. Durch den Sieg der Bayern gegen Unterhaching stehen wir unter dem Strich und alle Konkurrenten haben noch Nachholspiele. Wir müssen gut starten, eine Serie hinlegen, stabiler werden und uns so befreien. Das Saisonziel ist der Klassenerhalt.

SPOX: Warum ist ihr Vorbild eigentlich Ex-Boxer Mike Tyson?

Savran: Ich habe einige Vorbilder. Tyson gehört dazu. Ich meine es natürlich rein sportlich, weil er in dem Bereich viel geleistet hat und ihn daher jeder kennt. Er war immer ein Arbeiter und Kämpfer und hat seine Kämpfe schnell für sich entschieden. Daher ist er eine interessante Persönlichkeit und ein Vorbild für mich.

SPOX: Und fußballerisch?

Savran: Früher war es Ronaldo, also der Brasilianer. Michael Ballack sicherlich, weil er eine Führungsperson ist und eine große Ausstrahlung hat.

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