Union scheitert im Elfer-Krimi an Weidenfeller

Borussia Dortmund bezwang Union Berlin in der zweiten Runde des DFB-Pokals
© getty

Borussia Dortmund hat seine Pflichtaufgabe in der zweiten Runde des DFB-Pokals nur mit Mühe erledigt. Gegen Union Berlin gewann die dezimierte Mannschaft von Thomas Tuchel mit 4:1 (1:0, 1:1, 1:1) nach Elfmeterschießen. Roman Weidenfeller hielt zwei Elfmeter.

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Vor 79.037 Zuschauern im Signal-Iduna-Park zeigte Union Berlin eine engagierte Leistung. Borussia Dortmund ging dennoch nach 44 Minuten in Führung. Jacob Bruun Larsen erzwang mit einer scharfen Hereingabe ein Eigentor von Unions Michael Parensen, der den Ball ins lange Eck abfälschte. Der BVB profitierte erstmals seit 1999 im Pokal von einem Eigentor.

Bruun Larsen feierte sein Profidebüt im schwarz-gelben Trikot. Der 18-jährige U19-Spieler ist damit im Pokal der zweitjüngste BVB-Profi der Vereinsgeschichte. Lediglich Nuri Sahin, der gegen die Union sein Saison-Debüt gab, war bei seinem ersten Einsatz im DFB-Pokal jünger - genau 34 Tage.

Nach 81 Minuten brachte der 42 Sekunden zuvor eingewechselte Steven Skrzybski die Eisernen wieder zurück ins Spiel. Sein Treffer zum 1:1 rettete die Gäste in die Verlängerung.

Union scheiterte letzten Endes an Roman Weidenfeller. Der Routinier mutierte im Elfmeterschießen zum Matchwinner, als er zwei Elfmeter hielt.

Schon vor dem Anpfiff kam es zu einem versuchten Eingangssturm mit Polizeieinsatz, woraufhin der Einlass gestoppt wurde. Nach Angaben der Polizei wurden schon am Dortmunder Hauptbahnhof vier Beamte durch Feuerwerkskörper verletzt. Aufgrund des großen Besucherandrangs und der erhöhten Sicherheitsvorkehrungen wurde der Anpfiff eine Viertelstunde verschoben. Auch während des Spiels entbrannte Pyrotechnik im Union-Block.

Die Reaktionen:

Thomas Tuchel (Trainer Borussia Dortmund): "Es war ein kompliziertes Spiel, weil wir es verpasst haben, das zweite Tor zu machen. Unser Spiel war sehr fehlerhaft, sehr anfällig. Wir haben aber alles gegeben."

Jens Keller (Union Berlin): "Ich muss mich bei der Mannschaft entschuldigen. Die Niederlage geht auf meine Kappe. Wir haben vergessen, Elfmeterschießen zu trainieren. Die Leistung der Mannschaft war großartig. Trotz des Ausscheidens bin ich sehr, sehr stolz auf meine Truppe."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Thomas Tuchel tauscht seine Startelf im Vergleich zum 3:3 gegen den FC Ingolstadt auf sechs Positionen aus. Sokratis rückt für den zuletzt schwachen Bartra (nicht im Kader) neben Ginter in die Innenverteidigung, Passlack ersetzt Park auf der linken Außenverteidiger-Position. Sahin, Mor und Götze spielen für Weigl, Kagawa und Dembele (alle Bank). Für den angeschlagenen Aubameyang startet U19-Spieler Larsen. Ramos rückt dafür in die Spitze.

Ex-Schalke-Coach Jens Keller verändert sein Team nach dem 3:1-Sieg in Aue ebenfalls auf sechs Positionen. Mesenhöler ersetzt Jensen im Tor, Kapitän Kroos kehrt ins Zentrum zurück. Für ihn muss Fürstner auf die Bank. Hosiner, Skrzybski (beide Bank) und Daube (nicht im Kader) machen für Redondo, Hedlund und Zejnullahu Platz. Für den offensiveren Kreilach rückt Außenverteidiger Parensen auf die linke Seite.

27.: Böser Pass von Passlack. Der Außenverteidiger bringt Weidenfeller mit einem halbherzigen Rückspiel in Bedrängnis. Sein Rückhalt passt jedoch gut auf und klärt per Grätsche vor Quaner.

38.: Götze zieht aus halblinker Position kurz vor dem Sechzehner der Berliner einfach mal ab. Seinen Schuss kann Mesenhöler gerade so zur Ecke klären.

39.: Bitter für die Eisernen. Quaner fasst sich hinten an den rechten Oberschenkel. Der beste Torschütze der Berliner (7 Treffer) muss runter. Hosiner ersetzt ihn positionsgetreu.

44., 1:0, Parensen: Bruun Larsen! Der Youngster setzt sich auf der rechten Außenseite durch. Seine scharfe Hereingabe wird von Parensen ins lange Eck abgefälscht - Eigentor.

71.: Plötzlich zappelt der Ball im Netz der Dortmunder. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld scheitert Pedersen an Weidenfeller. Der Nachschuss ist drin. Pedersen stand jedoch zuvor deutlich im Abseits - richtige Entscheidung.

81., 1:1, Skrzybski: Diesmal zählt der Treffer! Weigl klärt eine Ecke von rechts mit dem Kopf nach außen. Skrzybski nimmt das Leder direkt und trifft ins linke Eck. Weidenfeller sieht den Schuss spät und kommt nicht mehr ran.

87.: Mor dreht jetzt noch mal so richtig auf! Über Castro und Ramos landet der Ball rechts beim türkischen Youngster, der aus spitzem Winkel nur den rechten Innenpfosten trifft.

96.: Nach einer Ecke von der rechten Seite fischt Mesenhöler Ginters Kopfball aus dem unteren Eck. Auch den Nachschuss von Ramos hält der Keeper bockstark.

99.: Skrzybski wird weit geschickt. Weidenfeller kommt raus, jedoch zu spät. Der Torschütze zum 1:1 will auf den mitgelaufenen Zejnullahu ablegen, spielt seinem Kollegen den Ball jedoch in den Rücken - Chance vertan.

113.: Fast die Entscheidung! Rodes Hereingabe landet über Umwege bei Castro, der aus elf Metern drüberballert.

Elfmeterschießen:

1:0 Dembele

Weidenfeller hält gegen Kroos

2:0 Ginter

Weidenfeller hält gegen Fürstner

3:0 Götze

Hosiner trifft die Latte

Fazit: Union zwang die Hausherren anfangs zu einigen Fehlern. Der BVB agierte ab der 20. Minute jedoch souveräner und erspielte sich ein Chancenplus. Berlin fand über den Kampf hin und wieder zu Chancen - auch weil der BVB das Spiel zu sehr verwaltete. Letzten Endes geht der Sieg des Favoriten aber absolut in Ordnung.

Der Star des Spiels: Matthias Ginter. Verhalf der anfangs recht zittrigen BVB-Abwehr zu viel Sicherheit. Der 22-Jährige übernahm Verantwortung, was sich auf seine Präsenz auswirkte. Ginter hatte die meisten Ballaktionen (144) und spielte die meisten Pässe (130). Auch seine Zweikampfquote von 75 Prozent kann sich sehen lassen. Großen Anteil am Weiterkommen hatte auch Roman Weidenfeller.

Der Flop des Spiels: Simon Hedlund. Der Rechtsaußen der Eisernen fand schlichtweg nicht statt. Er hatte bis zu seiner Auswechselung in der 80. Minute lediglich 18 Ballaktionen und spielte acht Pässe, von denen nur drei ankamen. Seine Zweikampfquote (20 Prozent) war zudem die schwächste aller Feldspieler im Signal-Iduna-Park.

Der Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees. Entschied sich für eine lockere Linie in einer weitestgehend fairen Partie. Im zweiten Durchgang häuften sich kleine Fouls. Der Referee war zu etlichen Unterbrechungen gezwungen, hielt sich aber dennoch im Hintergrund. Beim Foul von Punec an Dembele (77.) war die Gelbe Karte vertretbar.

Das fiel auf:

  • Die Gäste agierten in einem 4-2-3-1-System, wobei sich die beiden Außenstürmer Redondo und Hedlund im Spiel gegen den Ball weit nach ins Zentrum fielen ließen und zusammen mit Kroos und Parensen eine zweite defensive Viererkette bildeten. Quaner und Zejnullahu störten die BVB-Akteure hingegen zum Teil schon im Aufbau.

  • Je nach Spielsituation attackierte Union die Hausherren im Kollektiv sehr früh. Die Eisernen versuchten, den Ball möglichst weit von der eigenen Gefahrenzone zu erobern, um dann überfallartig zu kontern. Gerade Kroos' Pässe in die Tiefe wurden brandgefährlich. Nach zum Teil wackeliger Anfangsphase der Dortmunder zog die Tuchel-Elf das Spiel vermehrt in die Breite und ließ den Gegner laufen. So erlangte der BVB mehr Souveränität.

  • Der BVB hatte dennoch durchaus Probleme mit dem kontrollierten Ballvortrag. Sahin beispielsweise wirkte nicht spritzig genug, Mor wie so häufig zu verspielt. Dazu fiel Passlack auf der linken Seite durch riskante Pässe im Spiel nach vorne sowie durch einige Stellungsfehler in der Defensive auf. Einzig Castro und Götze gelang bisweilen ein effektiver Raumgewinn durch schnelle Antritte und kluge Doppelpässe. Bruun Larsen überzeugte wie vor dem 1:0-Führungstreffer zudem mit großem Selbstvertrauen und starken Dribblings.

  • Castro, Mor und Götze fanden sich bei Ballbesitz phasenweise im Zentrum hinter Ramos ein und agierten sehr hoch als Anspielstationen. Durch vertikale Flachpässe versuchte der BVB die Gegner in der Mitte zu binden, sodass Larsen und Passlack, der seine Rolle ziemlich offensiv interpretierte, auf den Außen freigespielt werden konnten. Der dann entstandene Raum führte zu gefährlichen Hereingaben und Schüssen auf das Gehäuse von Mesenhöler.

  • Mit zunehmender Spieldauer beließ es der Favorit bei der Ergebnisverwaltung. Zwar hatte Dortmund weiterhin Tormöglichkeiten, die letzte Konsequenz in den Offensivaktionen fehlte jedoch. Union dagegen kam mit zwischenzeitlich 66 Prozent gewonnener Zweikämpfe über den Kampf wieder zurück in die Partie. Erst nach dem Gegentreffer schaltete der BVB wieder einen Gang hoch. Dortmunds Offenisvreihe rotierte fortan wieder durchgehend.

Die 2. Runde des DFB-Pokals in der Übersicht